"Die wollten Dich glatt aus dem Team rausschmeißen", fragte Ron ungläubig.
"Na ja, nicht gerade schmeißen", antwortete ich erklärend, "aber ich sollte mich quasi freiwillig vom Besen werfen. Aber nicht mit mir. Diesen Gefallen tu ich Malfoy nicht. Nur über meine Leiche!"
"Klasse, Kate", rief Ron daraufhin begeistert aus und stieß die Faust in die Luft.
Es war schon ein Uhr morgens und wir saßen immer noch im Gryffindor-Gemeinschaftsraum und diskutierten wild über den vergangenen Tag. Snape hatte mich Gott sei Dank nicht erwischt, aber das war inzwischen auch schon egal.
"Bist Du Dir denn sicher, dass Draco da seine Finger im Spiel hat", zweifelte Hermine. "Ich meine, immerhin war er nicht in Hogsmeade, weil er nachsitzen musste. Es könnte jeder gewesen sein, außerdem wimmelt es in Hogsmeade auch von bösen Hexen und Zauberern. Wenn ich an den Eberkopf denke...."
"Jetzt lass aber mal gut sein, Hermine", ergriff Harry für mich die Partei. "Du weißt genau, dass Malfoy allen Grund dazu hat, Kate zu hassen. Immerhin hat sie ihn vor halb Gryffindor blamiert. Und welcher schwarze Magier hätte Interesse daran, dass ausgerechnet unsere Kate das Paket überbringt? Der Übergeber hätte es jedem geben können, auch Dir. Aber der beiliegende Brief besagt ja ganz eindeutig, dass Katherine Miller gemeint war."
"Ja, da hast Du schon recht", gab Hermine zu. "Aber wieso sollte Malfoy wollen, dass Dumbledore das Halsband bekommt?"
"Das ist einfach", meinte ich. "Er wollte, dass Dumbledore den Fluch abbekommt und stirbt."
"Aber das ist doch lächerlich", lachte Hermine. "Warum sollte er das wollen?"
"Jetzt stell Dich doch nicht so dumm", giftete ich zurück. Langsam wurde ich echt sauer. Konnte oder wollte Hermine nicht begreifen? Aber wie sollte ich mich jetzt aus der Sache rauswinden? Ich hatte meinen Freunden nichts von der Sache auf Myrtes Klo erzählt. Na gut, auf geht's, die Zeit war gekommen. "Draco Malfoy hat den Platz seines Vaters als Todesser eingenommen. Ich weiß es, weil ich ihn an dem Abend, als ich bei Snape nachsitzen musste, belauscht habe. Und er muss irgendeine schlimme Aufgabe erledigen, sonst wird er getötet."
Von Dracos Tränen erwähnte ich nichts. Ich konnte zwar manchmal ganz schön fies sein, aber ich bin kein Unmensch. Ich hätte Draco jetzt so richtig lächerlich machen können (dieses "Gerücht" hätte in Hogwarts ziemlich schnell die Runde gemacht), ich hätte ihn in den Dreck ziehen können, aber das wollte ich gar nicht. Ich verspürte immer noch Mitleid mit ihm, auch wenn er mein Erzfeind war. Ich hatte ihn leiden gesehen, hatte ihn als Menschen und nicht als Schleimbeutel erlebt. Nein, das konnte ich nicht, ich konnte ihn nicht fertig machen.
"Bist Du Dir sicher", fragte mich Hermine. "Ich kann mir das nicht vorstellen. Malfoy ist erst 16. Ich glaube nicht, dass Du-weißt-schon-wer..."
"Ich bin mir aber sicher. Er sagte, er müsse irgendetwas reparieren und für die Fehler seines Vaters büßen. Und wenn er bei seiner anderen Aufgabe versagt, dann würde 'er' seine ganze Familie umbringen. So ungefähr jedenfalls."
"Das klingt aber gar nicht gut", sagte Hermine nach einiger Zeit. "Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Du-weißt-schon-wer einen nicht voll ausgebildeten Zauberer in seine Reihen aufnehmen würde."
"Hermine, wir haben doch schon darüber gesprochen", warf Harry ein. "Ich selbst kam auch schon auf den Gedanken. Vor allem, weil Malfoy ständig von der Karte des Rumtreibers verschwindet. Ich bin aber immer noch nicht darauf gekommen, warum."
"Harry, Du solltest wirklich nicht Deine Zeit mit Malfoy verschwenden. Du weißt, dass Dumbledore möchte, dass Du Dich voll und ganz auf Du-weißt-schon-wen konzentrierst."
"Ja, ich weiß", murrte Harry daraufhin.
"Ich verstehe aber immer noch nicht ganz, was das alles mit Kate zu tun haben soll", warf Ron in die Runde.
"Na ja", erklärte Harry, "ich kann mir nur vorstellen, dass Malfoy an ihr Rache nehmen will, weil sie ihn verprügelt hat. Sie, als ein Mädchen und auch noch eine Gryffindor, haut ihm, den Todesser, ein paar aufs Maul. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er ahnt, dass Du, Kate, dabei bist, sein Geheimnis zu lüften."
"Schluss jetzt", rief ich laut aus. "Ich hab jetzt keine Lust mehr, auch nur ein Wort über diesen Arsch zu reden oder zu hören. Nein, Ron, halt die Klappe. Ich konzentriere mich jetzt nur darauf, Malfoy in Quidditch dermaßen in den Hintern zu treten, dass er drei Wochen nicht darauf sitzen kann. Übrigens Harry, wer übernimmt jetzt Katies Position. Doch nicht etwa Romilda Vane, oder?"
"Nein", meinte Harry und schüttelte den Kopf. "Ich mag sie nicht (ich übrigens auch nicht), weder sie selbst noch ihre Spielweise. Sie ist kein Teammensch. Nein, ich habe beschlossen, Dean Thomas spielen zu lassen. Kate, schau mich nicht so an, ich halte das gleiche von ihm wie Du. Ja, ich weiß, dass Ginny und er sich ständig streiten (aber ich glaube nicht, dass du weißt worüber, lieber Harry, sonst wärst du nicht so ruhig). Aber letztes Jahr hat Dean auch schon mal in der Mannschaft gespielt und da war er richtig gut. Er war im Krankenflügel, als die Auswahlspiele waren. Er hat anscheinend eine Wette verloren. Ich muss einfach das beste für die Mannschaft tun. Und da Dean gut spielt... Was ist jetzt eigentlich mit Deinem neuen Besen?"
"Ich habe Artemis zu meinem Vater geschickt, nur um ihn nochmal gaaaanz lieb zu bitten."
"Na, hoffen wir, dass Dein Vater so lieb ist."
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Wenn aus Feindschaft Liebe wird
Fiksi PenggemarDie 16-jährige Katherine tritt ihr sechstes Schuljahr in Hogwarts an. Von dem Wunsch beseelt, eines Tages eine Aurorin zu werden, versucht sie alles, um diesen Traum zu verwirklichen. Das klappt soweit auch ganz gut, wäre da nur nicht ihr Erzfeind D...