Am nächsten Tag war ich immer noch wütend auf mich, weil ich mich beinahe verplappert hatte. Aber vor allem war ich sauer auf Draco, weil er mich erst dazu gebracht hatte. Hätte er mir nicht diesen dummen Brief geschrieben, wäre Ginny nicht so neugierig gewesen und ich hätte nicht schauen müssen, wie ich aus dieser Sache wieder raus komme. Er hatte doch genau gewusst, dass ich mich mit meiner Freundin treffen wollte. Wieso musste er mir da ausgerechnet schreiben? Hätte er denn nicht noch ein paar Stunden warten können? Nur weil seine Eier angeschwollen sind, muss er doch nicht meine Freundschaften aufs Spiel setzen. So sehr ich ihn auch liebe, aber das geht nicht, meine Freunde sind mir auch wichtig. Dem werde ich heute Abend so was von die Meinung geigen, dass er nicht mehr weiß, wo vorne und wo hinten ist. Ich fühle mich ja geehrt, dass er möchte, dass ich ihm Erleichterung verschaffe, aber wieso sofort? Ich springe doch nicht, wenn er pfeift. Ich bin nicht sein kleines Hündchen.
Ich saß in Trainingshosen und T-Shirt im Gemeinschaftsraum und versuchte, meine Hausaufgaben zu erledigen, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. So ein Mist aber auch! Nur wegen diesem... Das kann ja wohl echt nicht wahr sein.
"Das ist doch wirklich nicht so schwer, Kate", meinte Hermine neben mir. Ich hatte ihr von meiner Misere erzählt und mir sofort wieder eine Standpauke eingehandelt. "Du musst Dich einfach nur konzentrieren. Es geht hier doch nur um die genaue Zusammensetzung plus Auswirkungen und mögliche Folgen des Vielsafttrankes. Das steht doch fast alles eins zu eins im Buch. Und Professor Slughorn hat es im Unterricht alles erwähnt."
"Ja, Hermine, ich weiß", stöhnte ich genervt. "Das ist nicht schwer, aber ich habe jetzt wirklich keinen Kopf dafür. Außerdem muss ich mich eh bald für das Treffen mit Draco fertig machen."
"Du solltest Dir lieber bald eine Lösung einfallen lassen", sagte meine Freundin. "Ginny hat mittlerweile wirklich den Verdacht, dass Du Dich heimlich mit jemandem triffst. Sie hat gesagt, sie will Dir irgendwann einmal folgen und Dich beobachten."
"Was soll diese Scheiße eigentlich? Ich habe ein eigenes Leben und es ist meine Sache, mit wem ich mich treffe und mit wem nicht. Selbst wenn es Du-weißt-schon-wer persönlich wäre, würde es sie nichts angehen. Schreibe ich ihr etwa vor, mit wem sie zusammen ist? Ja, ich habe ihr vielleicht geraten, sich von Dean zu trennen, aber er wollte sie zum Sex zwingen. Verdammt nochmal, was habt ihr alle eigentlich gegen Draco?"
"Na ja, Du musst selbst zugeben, dass Du ihn früher auch gehasst hast..."
"Ja, aber dann habe ich ihn eben besser kennen gelernt und jetzt liebe ich ihn. Ich finde es so traurig, dass ich es gegenüber meinen Freunden -Dich ausgenommen, Hermine- nichts erwähnen kann, weil ich Angst haben muss, dass sie mir die Freundschaft kündigen. Tolle Freunde, wirklich!"
"Sie machen sich ja nur Sorgen, weil Draco...na ja, er ist eben nicht zu jedem so, wie zu Dir!"
"Ihr wisst ja alle gar nicht, warum er so ist."
"Dann sag es uns doch."
"Das kann ich nicht. Ich habe ihm versprochen, es nicht zu tun und meine Versprechen halte ich in der Regel. Ich kann nur immer wieder sagen, er ist viel lieber und netter, als es den Anschein hat. Er tut mir gut!"
"Ich weiß, Kate und ich kann Dich auch verstehen. Bei Viktor war das damals nicht anders. Und das nur weil er in Durmstrang war. Und jetzt geh und mach Dich fertig!"
"Danke, Hermine. Es ist wirklich schön, wenn man weiß, dass man wenigstens einen Freund hat, der hinter einem steht."
Ich umarmte sie einmal kurz und stürmte dann ins Bad.Und wieder einmal musste ich mich rasend schnell fertig machen. Ich duschte schnell und schminkte mich dezent. Dann fragte ich mich, wie jedes Mal, was ich anziehen sollte. Ich entschied mich für meinen schwarzen Rock und ein knallblaues T-Shirt. Wenn ich wütend bin und jemanden anschreien möchte, dann ziehe ich gerne einen Rock an. Warum das so ist, weiß ich nicht. Meine Haare steckte ich mir zu einem strengen Knoten und ich schlüpfte in meine Highheels. Ich sah wirklich gut aus. Draco wird sicher Augen machen und dann wird er sein blaues Wunder erleben. Heute gibt es kein Knutschen und kein Fummeln, ich geige Dir einfach nur die Meinung.
Ich schnappte mir meine Handtasche und verließ den Schlafsaal. Im Gemeinschaftsraum sah ich Ginny und Harry in einer Ecke knutschen. Gott sei Dank, dann würde mir Ginny heute mit Sicherheit nicht hinterher rennen. Gut, dann konnte ich mich mental auf meine Standpauke vorbereiten.
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Wenn aus Feindschaft Liebe wird
Hayran KurguDie 16-jährige Katherine tritt ihr sechstes Schuljahr in Hogwarts an. Von dem Wunsch beseelt, eines Tages eine Aurorin zu werden, versucht sie alles, um diesen Traum zu verwirklichen. Das klappt soweit auch ganz gut, wäre da nur nicht ihr Erzfeind D...