Wie benommen ließ ich mich aufs Bett fallen. Was hatte ich getan? Hatte ich gerade meiner besten Freundin und damit allen, die ihr nahe standen, die Freundschaft gekündigt? Aber was hätte ich denn sonst tun sollen? Hätte ich sie anflehen sollen? Nein, das wäre nicht ehrlich gewesen. Ginny hatte recht. Solange ich in Gefahr war, würden es auch meine Freunde sein. Aber ich konnte nicht mein Kind töten, das ging nicht. Damit würde ich mich selbst zur Mörderin machen und dann wäre ich keinen Deut besser als Voldemort selbst. Na ja, vielleicht doch ein bisschen. Zum Teufel, was rede ich denn da? Ich glaube, ich habe wohl den Verstand verloren.
Etwas Weiches berührte meine Hand. Ich blickte auf und sah, dass Hardes den Flügel auf meinen Handrücken gelegt hatte, so, als würde er mich trösten wollen. Ich hatte den Uhu beinahe vergessen. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich fühlte mich so verzweifelt und schien alles zu vergessen, denn plötzlich fiel mir ein, dass ich noch Dracos Brief in der Hand hielt. Doch mittlerweile hatte ich ihn in meiner Hand zerknüllt. Ach, ist doch jetzt auch egal. Ich gab Hardes noch einen Eulenkeks und er flog aus dem offenem Fenster davon. Schließlich entrollte ich das Pergament.Komm schnell. Raum der Wünsche. SOFORT!!!
Mehr stand da nicht. Toll, ganze 6 Wörter war ich ihm Wert. Na, das war doch schon mal was. Es hätten auch nur 2 sein können. Wie großzügig von ihm! Aber musste er mich denn so herzitieren? Wut stieg in mir auf. Ich lasse mich nicht herbeipfeifen wie eine Promenadenmischung.
Da fiel mir wieder ein, dass ich mich ja noch bei ihm entschuldigen musste, weil ich ihn so angeschnauzt hatte. Ich verzog das Gesicht. Na toll, auch das noch. Der Tag schien immer besser zu werden. Was kam als nächstes? Würde er mich verlassen? Oder noch besser: ich wurde entführt und anschließend umgebracht? Hey, dann wäre ich wenigstens alle meine Sorgen los. Das wäre doch die Lösung schlechthin. Draco und ich wären außer Gefahr, ich konnte meine Freunde behalten und alles wäre in Butter... Vielleicht sollte ich zu der ollen Fledermaus gehen und ihn darum bitten, alles zu erledigen.
Ach, Kate, was redest du denn da nur schon wieder für einen Blödsinn? Ich glaube, das Baby hat deine Gehirnzellen geklaut. Wenn ich tot wäre, könnte ich auch meine Freunde nicht behalten und was würde aus Draco werden? Also doch kein kleines Pläuschchen mit Snape. Oder Onkel Severus?
Ich zog meinen Quidditchumhang aus, stieg schnell in meine hellblauen Jeans und zog ein einfaches schwarzes T-Shirt an. Dann warf ich einen Blick auf meine Uhr. Es war halb 7. Wie, schon so spät? Das Spiel war um halb 2 zu Ende gewesen. Wo war die Zeit hin?
Gerade als ich die Tür öffnen wollte, kam Hermine herein.
"Alles okay bei Dir", fragte sie. "Ginny hat mir von eurem Streit erzählt. Sie ist ganz schön sauer auf Dich. Stimmt es, dass Du ihr die Freundschaft gekündigt hast? Sicher hat Ginny da irgendwas falsch verstanden."
"Nein, sie hat recht", gab ich zur Antwort. "Ich kann nicht mehr mit euch befreundet sein, Hermine. Nicht, weil ich es nicht will, sondern um euch zu schützen. Solange Voldemort hinter mir her ist, wird er auch hinter euch her sein. Das kann ich nicht zulassen."
"Das ist doch Unsinn, Kate. Hör zu, wir sind mit Harry befreundet, also wird es immer für uns gefährlich werden. Und das weiß Ginny genauso gut wie Du. Denk noch mal darüber nach."
"Hermine, ich kann nicht. Ich will nicht, dass euch auch noch was passiert."
"Wenn uns was passiert, dann nicht wegen Dir. Voldemort ist doch mehr mit Harry beschäftigt. Er ist es, den er wirklich will. Und außerdem sind wir Deine Freunde und Freunde sind füreinander da. Egal, was passiert."
"Danke", meinte ich gerührt und schon wieder stiegen mir Tränen in die Augen. "Das ist wirklich lieb von Dir. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll."
"Ich bin immer für Dich da, Kate. Und Ginny wird sich auch wieder einkriegen, die war nur geschockt."
Ich schniefte und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Verdammt, es war schon eine halbe Stunde her, dass ich Dracos Brief gelesen hatte.
"Du musst los", stellte Hermine fest.
"Ja, Draco hat mir einen Brief geschrieben. Keine Ahnung, was er will. Er hat nur gemeint, ich solle sofort kommen."
"Na dann, ab mit Dir."
Ich eilte in Richtung Tür, doch ich wandte mich noch einmal um.
"Hermine?"
"Ja,Kate?" Sie wollte gerade im Bad verschwinden.
"Danke!"
Und mit einem letzten Lächeln für sie entschwand ich.

DU LIEST GERADE
Wenn aus Feindschaft Liebe wird
FanfictionDie 16-jährige Katherine tritt ihr sechstes Schuljahr in Hogwarts an. Von dem Wunsch beseelt, eines Tages eine Aurorin zu werden, versucht sie alles, um diesen Traum zu verwirklichen. Das klappt soweit auch ganz gut, wäre da nur nicht ihr Erzfeind D...