Mit einem tiefen Seufzer ließ ich mich auf mein Bett fallen. Ich hatte immer noch keine Ahnung, wie ich Ginny diese ganze Misere erklären sollte und vor allem, wie sie reagieren würde. Scheiße, scheiße, scheiße!!! Wieso hatte ich denn nicht besser aufgepasst oder mich unauffälliger verhalten? Klasse, Kate, hast Du ja super hin gekriegt. Jetzt ist die Scheiße aber wirklich am dampfen. Wobei... immerhin hatte ich es ja geschafft, das ganze über mehrere Monate geheim zu halten. Also, so schlecht war meine Quote dann wohl auch wieder nicht.
Ginny setzte mich mir gegenüber, ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Rückseite meines Bettes.
"Also, dann schieß mal los, Kate", sagte meine Freundin und blicke dabei sehr neugierig drein.
"So einfach ist das nicht, Gin", seufzte ich tief. "Ich weiß, dass Du tierisch sauer auf mich sein wirst."
"Werde ich nicht, versprochen."
"Wart's ab." Ich machte es mir noch einmal bequem und fing an:
"Also, das ganze begann letzten Sommer. Da hatte ich auf einmal diesen Traum von unglaublich tiefsinnigen grauen Augen. Ich konnte nur sie sehen, nicht den Menschen dahinter. Ich küsste diesen Mann so, wie ich vorher noch nie jemanden geküsst hatte, ich wurde von ihm berührt, wie ich noch nie berührt wurde und ich fühlte mich sofort zu ihm hingezogen. Zuerst tat ich das ganze nur als Traum ab, aber es wiederholte sich ständig. Irgendwann träumte ich es jede Nacht und je öfter ich es träumte, desto mehr fühlte ich mich zu diesem geheimnisvollen Mann hingezogen. Ich sah immer nur diese Augen und irgendwann wurde mir klar, dass ich mich in diesen Jemand verliebt hatte. Ich weiß nicht, warum und wieso, aber es war so. Er bat mich um Hilfe und ich wollte ihm helfen. Dann, an Halloween fand ich schließlich heraus, wer mein 'Traumprinz' war, denn ich habe ihn hier in Hogwarts gesehen oder vielmehr seine Augen..."
"Und wer war er", unterbrach mich Ginny.
"Dazu komme ich gleich", wies ich sie zurecht. "Erst einmal muss ich Dir sagen, dass ich mindestens so geschockt war, wie Du es gleich sein wirst, als ich herausfand, wer er war. Ich wollte es einfach nicht wahr haben und habe mich mit Händen und Füßen gewehrt. Doch ich habe mich mit ihm getroffen, mit ihm geredet und ihn kennen gelernt. Und ich kann nur sagen, ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der so mit mir umging. Er hat mir seine Probleme erzählt und hat sich mir in vielerlei Hinsicht anvertraut. Dann war es für mich klar: Er ist es. Ihn will ich und keinen anderen. Doch ich konnte es euch nicht sagen, ich konnte es nicht. Mir fällt es ja jetzt schon schwer, Dir davon zu erzählen. Und ich hoffe, Gin, Du bist mir nicht allzu böse und verstehst mich."
"So schlimm kann es doch gar nicht sein, Kate". meinte Ginny und blickte verträumt drein. "Das klingt doch so romantisch. Ich freue mich ja so für Dich, dass du nun auch endlich die Liebe gefunden hast. Wurde ja auch mal Zeit."
"Freu Dich nicht zu früh, Ginny. Du weißt immer noch nicht, wer der ominöse Fremde ist. Aber ich muss Dich wirklich darum bitten, es niemandem zu erzählen. Bitte, Ginny, verspreche es mir. Vor allem nicht Harry oder Ron. Ich wäre tot, bevor ich es ihnen auch nur erklären könnte."
"Kate, Du tust gerade so, als würde gleich die Welt unter gehen. Jetzt sag schon endlich, wer es ist. Bitte, ich sterbe gleich."
"Zuerst musst Du schwören, dass Du es keiner Menschenseele erzählst."
"Ja doch, Kate, ich verspreche und schwöre es bei allem, was mir heilig ist!"
"Okay, na dann... Ginny... es ist... es ist... Drao Malloy!"
Verdammt, meine Stimme war immer leiser geworden und schließlich hatte ich genuschelt. Mist!
"Wer", hakte meine Freundin nach. "Du hast so genuschelt, dass ich es echt nicht verstanden habe. Komm schon!"
Ich biss auf meinen Fingernägeln herum (toll, jetzt darf ich die dann auch nochmal machen) und atmete noch einmal tief durch.
"Es ist... Draco Malfoy", brachte ich dann doch einmal heraus.
"Draco Malfoy", rief Ginny laut, aber auch fragend.
Ich konnte nur nicken und sah sie nicht an.
"OH", machte meine Freundin.
Tolle Aussage. Oh, da wäre ich alleine nicht darauf gekommen. Komm schon, Ginny, sag irgendwas, irgendeine Kleinigkeit. Lass mich jetzt nicht hier am Haken zappeln, wie ein Fisch. Wobei es würde passen, mein Sternzeichen ist Fisch.
"Ginny", fragte ich sie nach einer ganzen Weile, in der wir geschwiegen hatten. "Ginny, sag doch bitte irgendwas. Ich weiß, das ist ganz schön krass, aber ich kann wirklich nichts für meine Gefühle."
"Du hast recht, es ist krass", seufzte sie. "Was ich nur nicht verstehe, ist, warum Du es mir nicht schon vorher erzählt hast. Ich meine, ich bin doch Deine Freundin, vielleicht sogar Deine beste Freundin. Wieso konntest Du es mir nicht sagen?"
"Na ja, das ist ziemlich schwer zu erklären, Gin. Zuerst einmal, weil ich im ersten Moment selbst so geschockt war. Ich habe ungefähr so drein geschaut, wie Du, als ich erfuhr, wem diese Augen gehörten. Und, na ja, ihr alle, vor allem Harry, ihr schimpft immer nur über Draco, obwohl ihr ihn gar nicht richtig kennt. Ich kann euch verstehen, Draco kann... sehr schwierig sein. Ich habe ihn anfangs auch gehasst, aber glaub mir, Ginny, er kann lieb, nett, witzig, romantisch, liebevoll und zärtlich sein. Ich habe ihn richtig kennen gelernt und dieses ganze Geschleime und so, ist alles nur eine Fassade. Er ist nicht so ein Arschloch, wie wir früher immer gedacht haben. Aber wie hättet ihr, auch Du, reagiert, wenn ich euch das alles erzählt hätte? Hättet ihr mir geglaubt, wenn ich euch das gesagt hätte? Ich glaube nicht. Ihr hättet versucht, mich davon abzubringen und von Draco fern zu halten. Und jetzt ist es zu spät, ich liebe ihn mit jeder Faser meines Körpers und nichts und niemand kann mich davon abbringen. Es tut mir leid, Ginny, aber so ist es nun mal. Ich hoffe, Du kannst mich wenigstens ein kleines bisschen verstehen!"
Wieder schwieg Ginny eine ganze Weile. Dann endlich fällte sie ihr Urteil.
"Ich kann Dich sehr gut verstehen, Kate, trotzdem finde ich es wirklich schade, dass Du mir so wenig vertraut hast. Aber ich hätte das wahrscheinlich in Deiner Situation auch nicht getan. Also, wenn Du so über Harry denken würdest, wie ich über Malfoy. Und wenn Du mit ihm, na ja, glücklich bist, dann... freut es mich für Dich. Also, meinen Segen hast Du."
"Ist nicht Dein Ernst, oder?" Ich war total verblüfft. War ich denn so überzeugend gewesen? Ich hatte gedacht, ich würde nächstes Jahr bei der Jagd der Kopflosen teilnehmen können. Ich hatte Ginny wirklich schon ausflippen gesehen, aber anscheinend hatte ich sie in diesem Punkt vollkommen falsch eingeschätzt.
"Doch, ist es. Unter zwei Bedingungen. Erstens: Du musst es Harry und Ron irgendwann selbst sagen. In diesen sauren Apfel musst Du schon selbst beißen."
"Alles klar. Und die zweite Bedingung?"
"Bitte, bitte, zwing mich niemals dazu, dass ich Malfoys beste Freundin sein muss."
Ich starrte sie an. Das war alles? Das hätte ich sowieso nie getan und das wusste Ginny auch. Dann grinste mich meine Freundin frech an und ich konnte mich nicht mehr halten. Ich fiel ihr um den Hals.
"Oh danke, danke, danke, Gin", rief ich laut aus. "Du weißt ja gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Ich habe mich schon total schlecht gefühlt, wegen dieser ganzen Scheiße!"
"Kate, Kate", stöhnte Ginny. "Keine Luft."
"Upps", meinte ich und musste grinsen.
"Also, dann erzähl mal, was habt ihr denn schon so gemacht, Du und Draco Malfoy?"
Und ich begann ihr alles zu erzählen. Keine Geheimnisse mehr. Schluss, Aus, Ende! Na ja, bis auf eine Kleinigkeit...
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Wenn aus Feindschaft Liebe wird
FanfictionDie 16-jährige Katherine tritt ihr sechstes Schuljahr in Hogwarts an. Von dem Wunsch beseelt, eines Tages eine Aurorin zu werden, versucht sie alles, um diesen Traum zu verwirklichen. Das klappt soweit auch ganz gut, wäre da nur nicht ihr Erzfeind D...