Der magische Test

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Am Sonntag wurde ich aus dem Krankenflügel entlassen und am Montag ging für mich der Schulstress wieder los. Doch das lenkte mich irgendwie überhaupt nicht so ab wie ich gern gehabt hätte. Zuerst einmal war da das Frühstück: Von meinem Stammplatz aus, konnte ich genau auf den Slytherintisch schauen, besser gesagt, ich saß so, dass ich Draco genau gegenüber saß. Ich beschloss, mich zur Mittagspause wo anders hin zu setzen.
Der Vormittag war, na ja, okay, ich hatte Zauberkunst und Verwandlung, da hatte ich sowieso schon den ganzen Prüfungsstoff drauf und so ließen mich meine Lehrer auch in Ruhe. Anschließend folgte eine Freistunde und die Mittagspause. Wie ich mir beim Frühstück selbst versprochen hatte, setzte ich mich an einen anderen Platz, was meine Freunde sehr wunderte, denn ich hatte in den letzten Wochen und Monaten immer auf meinen alten Platz bestanden. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass Draco sein alter Platz anscheinend auch nicht mehr gefiel, denn er hatte sich auch umgesetzt. Und so saß er wieder genau in meinem Blickfeld.
"So eine verdammte Scheiße aber auch", murmelte ich zu meinem Kartoffelbrei gewandt. Würde ich das denn alles überstehen? Wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. Ruhig bleiben, Kate, Du packst das. Schau ihn einfach nicht an. Das ist ganz leicht. Denk nur daran, was für ein mieses, fieses, schleimiges Arschloch er ist. Doch dann sah ich einen Raum voller Kerzen, Draco vor mir auf den Knien, eine offene Ringschachtel in der Hand und mich erwartungsvoll anlächelnd. Oh nein, ich packe das nicht.
Ich stand auf, ohne wirklich etwas gegessen zu haben. Ich schnappte mir meine Tasche und rannte aus der Großen Halle.
"Kate", riefen Ginny und Hermine mir nach, doch ich wollte sie nicht hören.
Ich schaffe das einfach nicht. Ich lief und lief, bis ich vor der fetten Dame stand.
"Alraunenwurzel", schluchzte ich und es dauerte eine Ewigkeit für mich, bis sie sich endlich öffnete.
Ich stürmte nach oben in mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett. Dort angekommen, weinte ich noch mehr. Ich konnte ihn nicht vergessen und dabei wünschte ich mir doch nichts sehnlicher. Ich hob den Kopf und blickte auf mein Nachttisch. Dort lag er und blinkte mich an, Dracos Ring und automatisch fuhr ich mit der Hand zu meinem Hals, wo, schwer wie ein Stein, Dracos Kette hing.
Verdammt noch mal, es reicht mir jetzt. Ich öffnete den Verschluss der Kette, schnappte mir den Ring und holte einen Umschlag aus meiner Schublade. Dann ließ ich alles hineingleiten und verschloss ihn sorgfältig. Die Tränen liefen wie Sturzbäche aus meinen Augen, doch es musste sein. Es war das beste so.

Ich lief hoch in die Eulerei. Ich musste mich beeilen, wenn ich noch rechtzeitig zu Zaubertränke kommen wollte.
"Artemis", rief ich und sofort kam meine treue Schneeeule zu mir geflogen und landete auf meiner Schulter.
Ich kramte noch schnell eine Feder und ein Stück Pergament aus meiner Tasche und schrieb es mir schnell von der Seele.

Ich kann nicht mehr. Ich will Dich einfach nur vergessen.

Dann befestigte ich alles an dem Fuß meiner Eule.
"Bring das zu ihm, ja", flüsterte ich und wagte es nicht, seinen Namen auszusprechen. Doch als Artemis leise schuhute, wusste ich, dass er verstanden hatte. "Danke und sei sanft zu ihm. Auch wenn er es nicht verdient hat."
Artemis stieß sich ab und flog aus dem Fenster.
Ich wandte mich auf der Stelle um und rannte mit einem flauen Gefühl im Magen in Richtung Kerker, zu Zaubertränke.

Ich überstand es, denn Draco hatte anscheinend beschlossen zu schwänzen. Gott sei Dank. Dann brauchten ich ihn wenigstens nicht zu sehen, es reichte schon, wenn er ständig in meinem Kopf herum geisterte. Heute brauten wir einen Vergessenstrank, der einen bestimmten Teil des Gedächtnisses löschte, je nach Wunsch des Zauberers. Mein Trank war, laut Professor Slughorn, einwandfrei und somit war ich versucht, mir selbst eine Phiole voll einzuverleiben. Doch ich widerstand der Versuchung. Ich musste heute Abend bei Snape einen klaren Kopf haben, sonst ging ich drauf.
Um punkt 7 Uhr betrat ich, hoch erhobenen Hauptes, Snapes Büro. Ich hatte beschlossen, mich nicht noch einmal auf sein Niveau herab zu lassen und einfach kein Wort zu sagen. Ich würde schweigen wie ein Grab, egal welche Gemeinheiten er mir an den Kopf werfen würde. Ich erledige meine Arbeit und damit Schluss.
"Setzen, Miller!"
Ich nahm Platz.
"Heute werden Sie für mich aus diesen Ziegenmägen Bezoare heraus lösen", meinte Snape mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht. Er sah, dass mich diese Aufgabe anwiderte, aber ich würde ihm nicht den Gefallen tun, mich zu weigern. Es ist ja nur eine Woche, die Du überstehen musst, Kate. Nur fünfmal Snape, das ist doch ein Kinderspiel. Igitt, fühlen sich diese Mägen eklig an. Mir wird schlecht. Wag es ja nicht, jetzt vor Snape auf den Schreibtisch zu kotzen, Kate. Gib ihm nicht diese Genugtuung. Doch kaum war ich nach drei Stunden aus seinem Büro draußen, suchte ich die nächste Toilette auf um mich darin im hohen Bogen zu übergeben.

Wenn aus Feindschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt