Schreckliche Ferien

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, setzte ich mich gleich an meinen Schreibtisch und schrieb an Draco.

Lieber Draco,
danke für diese wundervolle Halskette. Ich habe sie mir sofort umgelegt. Ich wünschte, Du könntest sehen, wie gut sie mir steht. Aber leider wirst Du das erst am 7. Januar tun.
Du fehlst mir ja so. Ich kann gar nicht beschreiben wie sehr, aber die Zeit will überhaupt nicht vergehen. Heute Nacht hatte ich einen wundervollen Traum. Wir sind zusammen im Wald spazieren gegangen und sind dann auf meiner Lichtung gelandet. Wir haben uns ins Gras gelegt, die Blumen um uns herum dufteten wundervoll und wir haben uns die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Dann sind wir zu unserer Lieblingsbeschäftigung über gegangen. Ich wünschte, dieser Traum wäre Wirklichkeit gewesen.
Wie war eigentlich dein Weihnachtsfest? Das meine war unter aller Sau. Meine Großeltern waren da und haben wegen jeder Kleinigkeit gemeckert. Beinahe hätte es wieder einmal Streit gegeben. Ich konnte mich gerade so zusammenreißen. Du weißt ja, wie ich so sein kann.
Hoffentlich meldest Du Dich bald.
Ich liebe Dich, K.

Ich schickte Artemis sofort los und ging danach frühstücken. Dieses Mal konnte ich meine Eltern überzeugen, dass ich wirklich nur einen Kaffee trinken wollte. Meine Mutter sagte zwar etwas, von wegen, ich sei total unterernährt und müsse dringend mehr essen. Ich hörte aber nicht darauf. Danach zog ich mich sofort zurück und begann mit meinen Hausaufgaben. Snape hatte uns einen Aufsatz aufgebrummt, der eine ganze Rolle Pergament lang sein sollte. Als Thema hatte er sich den Cruciatus-Fluch ausgesucht. Wir sollten seine genaue Wirkungsweise beschreiben und welche Folgen das nach sich ziehen kann. Ich beschloss, damit anzufangen. Ich konnte sogar eins meiner neuen Bücher zu Rate ziehen. Also los:

Der Cruciatus-Fluch zählt zu den Unverzeihlichen Flüchen, dessen Anwendung einem Zauberer einen lebenslangen Aufenthalt in dem Zauberergefängnis Askaban einbringt. Dieser Fluch ist der Fluch der Schmerzen. Auf eine Person angewendet, verleiht er ihr nahezu tödliche Qualen, gegen die man sich nicht wehren kann...

Das klang doch schon mal nicht schlecht. Und ein Viertel der Rolle war auch schon voll. Ich war natürlich nicht total bescheuert und schrieb in meiner normalen Handschrift, sondern ich schrieb größer und breiter als gewöhnlich. Nachdem ich zwei Stunden lang meine Bücher gewälzt hatte, war ich endlich fertig. Der Aufsatz war mir gelungen, so viel konnte ich sagen, aber ob er der ollen Fledermaus gut genug war...
Ich hatte gerade mit dem Verwandlungsaufsatz (Beschreiben sie genau, wie man einen Sessel aus dem Nichts herauf beschwört. Welche Fehler können auftreten?) begonnen, als Artemis zurückkehrte. Sofort riss ich den Brief auf, den er mitgebracht hatte.

Liebste Katherine,
es tut mir leid, ich würde gerne mehr über mein Weihnachtsfest schreiben, aber es besteht die Gefahr, dass Deine Eule abgefangen wird. Dann wäre ich dran, Du verstehst.
Du fehlst mir auch, Katherine, aber ich kann Dir leider nicht so oft schreiben, wie ich möchte. Ich werde rund um die Uhr überwacht. Vorhin hätten sie mich beinahe mit Deinem Brief erwischt. Deswegen möchte ich Dich bitten, dass Du mir in Zukunft nur schreibst, wenn ich Dir vorher schreibe. Es tut mir ja so leid, Schatz, aber ich möchte nicht, dass Dir etwas passiert. Ich verspreche Dir, mich so oft bei Dir zu melden, wie es geht. Du fehlst mir, mein Engel.
In Liebe, D.

Ich musste den Brief fünfmal durchlesen, bis ich überhaupt begriff. Er wollte nicht mehr, dass ich ihm schreibe. Das konnte ja nicht wahr sein. Und ich dachte, er vermisst mich auch. Na super, und das alles nur wegen seinen tollen Kameraden. Klasse! Die zwei Wochen wären so schon schwer geworden, wie sollte es dann werden, wenn er mir gar nicht mehr schreiben konnte?! Außerdem hatte er es mir versprochen, er hatte es sogar geschworen!
Ich schmiss mich auf mein Bett und begann hemmungslos zu heulen.

Bis zu Neujahr hörte ich überhaupt nichts von Draco und ich durchlitt endlose Qualen. Liebte er mich nun oder nicht? Oder war das vielleicht alles nur ein Spiel für ihn gewesen? Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Überall, wo ich hin ging, folgte mir Dracos Bild im Kopf. Ich zählte die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zu unserem Wiedersehen. Ich erledigte alle meine Hausaufgaben, las alle Schulbücher einmal komplett durch. Und auch die Bücher, die ich zu Weihnachten bekommen hatte, las ich.
"Kate", meinte meine Mutter am Silvesterabend ratlos. "Was ist denn mit Dir los? Du bist nur noch in Deinem Zimmer und liest und lernst. Willst Du mir nicht erzählen, was Dein Problem ist?"
"Es ist nichts, Mum", gab ich zurück. "Ich lerne eben nur. Ich schreibe nächstes Jahr meine UTZ-Prüfungen und je eher ich dafür lerne, umso weniger Stress hab ich direkt vor den Tests."
"Aber das passt doch so gar nicht zu Dir, Kate. Ich musste Dich bisher fast immer zwingen, etwas für die Schule zu tun. Da stimmt etwas nicht. Also sag schon!"
"Nein, Mum!"
"Hast Du Deine... na ja, Du weißt schon... Deine Tage bekommen?"
GRRRRRR. "Nein, Mum, habe ich nicht", rief ich laut. Himmel, bin ich denn ein Baby oder was ist los? "Ich habe meine Tage mittlerweile schon seit über drei Jahren und momentan habe ich sie nicht. Ich möchte einfach nur in Ruhe..."
"Aha, daher weht der Wind", meinte mein Vater plötzlich.
"Wie, was, wo", fragte meine Mutter. "Du weißt, was mit ihr los ist?"
Jetzt war ich aber erstaunt. Mein Vater, der stille, ruhige Typ, der sonst nie einen Plan hat, sollte wissen, was mir fehlt?
"Ich denke schon", sagte mein Vater und lächelte. "Kate, kann das sein, dass Du verliebt bist?"
Jetzt war ich wirklich baff, er hatte voll ins schwarze getroffen.
"Meine Kate und verliebt", rief meine Mutter laut heraus und fing an zu lachen. "Steve, Du bist ein echter Witzbold. In wen sollte sie sich denn..."
"Er hat recht, Mum", unterbrach ich sie.
Meine Mutter erstarrte mitten in der Bewegung und das Lächeln gefror ihr auf den Lippen. Sie sah aus, wie eine Statue. Oder wie ein Straßenpantomime in Paris.
"Aber, Kate, wer, wie", stotterte meine Mutter. "Und was ist mit der Schule? Oh mein Gott, ich sehe Deine Noten jetzt schon in den Keller sinken. So kannst Du nie eine Aurorin werden. Bist Du denn wahnsinnig, Kate? Ist er vielleicht gerade bei Dir da oben? Komm schon, Steve, wir werfen ihn hinaus. Ich dulde nicht, dass Du einen Freund hast. Du sollst Dich erst auf die Schule konzentrieren, danach hast Du immer noch genug Zeit."
"Mum, krieg Dich wieder ein", schrie ich sie halb an. "Bei mir im Zimmer ist keiner. Und wegen meinen Noten brauchst Du Dir auch keine Sorgen zu machen. Ich weiß schon seit zwei Monaten, dass ich in den Kerl verliebt bin und meine Noten sind immer noch die gleichen. Also keine Panik! Und wieso sollte ich keinen Freund haben? Das ist immerhin meine Entscheidung. Ach so und er schreibt mir im Moment sowieso nicht, also wer weiß, vielleicht ist es aus." Tränen des Zorns stiegen mir in die Augen.
"Und wer bitte ist dieser Kerl", schrie nun auch meine Mutter.
"Das geht Dich überhaupt nichts an."
"Aber ich werde doch wohl noch wissen dürfen, mit wem sich meine Tochter trifft. Steve, nun sag doch auch mal was?"
"Ich finde", meinte mein Vater. Oh weia, jetzt kommt wieder der Spruch von wegen, Mum hätte recht. "Ich finde, wir sollten Kate vertrauen. Es ist ihr Leben und sie muss sich erst einmal sicher sein, ob dieser junge Mann der richtige ist, nicht wahr?"
Ich konnte nur nicken, weil ich so erstaunt war. Ansonsten schlug sich Dad doch immer auf Mums Seite.
"Na gut, wie ihr meint", zickte meine Mutter. "Aber wenn Du mir nur eine schlechte Note nach Hause bringst, junge Dame, dann kannst Du was erleben."
"Ja, Mum, schon klar", antwortete ich überglücklich und fiel ihr um den Hals.
"Und wie heißt er jetzt?"
"Das verrate ich euch, wenn ich mir selbst ganz sicher bin, okay?"

Wenn aus Feindschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt