Duell

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Ich lag auf meiner Lichtung und genoss das Gefühl der warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Ich hätte ewig so daliegen können. Es roch nach Tau, denn es war ja noch früh am Morgen, und nach den ganzen verschiedenen Wildblumen, die hier wuchsen. Ich richtete meinen Blick in die Wolken. Wie lange schon hatte es keinen so schönen Tag mehr gegeben? Einen ruhigen Tag, ohne Angst, ohne Schmerzen, ohne Tränen. Einen Tag, an dem man nicht das Gefühl hatte, verfolgt zu werden.
Da flog eine Wolke am Himmel vorüber, die die Form eines Herzens hatte und da wusste ich, dass mir etwas fehlte. Aber was? Ich hatte ein seltsames Gefühl in der Magengegend, doch ich konnte mich an nichts erinnern. Ich wusste, dass ich irgendetwas oder irgendjemanden schrecklich vermissen sollte, aber ich kam nicht darauf, was es war.
"Katherine", ertönte da auf einmal ein Schrei.
Ich blickte mich um. Wer war das? Doch auf der Lichtung war niemand außer ich.
"Katherine, komm zurück zu mir, bitte!"
Und dann passierte es. Die Sonne verschwand, der Himmel wurde schwarz und auf der Lichtung erschien eine schwarz gewandte Person. Sie stand mit dem Rücken zu mir.
"Wer bist Du", rief ich, doch ich wusste nicht, ob meine Stimme laut genug war.
Da ertönte ein grässliches Lachen, dass mir durch Mark und Bein ging. So etwas hatte ich noch nie gehört. Ich bekam es mit der Angst zu tun, drehte mich um und versuchte wegzulaufen, doch ich kam nicht vom Fleck. Das Lachen erreichte plötzlich seinen Höhepunkt und erstarb plötzlich. Da drehte sich die Gestalt zu mir um.
Ich sah in ein Paar rote Schlangenaugen. Ich schrie auf, aber nicht wegen des Blickes, sondern vor Qual. Der Mann hatte einen Toten auf den Armen. Und es war...

"DRACO", schrie ich und riss die Augen auf.
Ich blickte durch eine Art Nebel. Wo war ich? Was machte ich hier? Ich musste husten, irgendetwas krazte mir fürchterlich im Hals. Um mich herum lagen zahllose Gesteinsbrocken. Ich versuchte mich zu bewegen. Da fuhr mir ein gewaltiger Schmerz in meinen linken Knöchel, ich konnte ihn nicht bewegen. Ich blickte mich um. Mein Bein war unter einem großen Felsen eingeklemmt.
Da wurde ich von hinten gepackt und ich stieß einen lauten Hilfeschrei aus. Ich versuchte mich zu wehren, doch ich hatte solche Schmerzen, dass ich mich kaum rühren konnte. Wo war mein Zauberstab? Da vorne, ein paar Meter von mir entfernt. Da würde ich nie hinkommen. Also versuchte ich es mit um mich schlagen.
"Pscht, Katherine", sagte eine mir bekannte Stimme. "Ich bin es. Hab keine Angst, ich bin bei Dir. Hör auf mich schlagen zu wollen, Du tust Dir nur selbst weh."
Ich sah zur Seite und sah Draco neben mir knien. Ich atmete einmal tief durch. Okay, ruhig bleiben.
"Draco, wir müssen hier weg", sagte eine andere Stimme, die ich als die von Snape erkannte.
"Ich weiß", meinte mein Schatz. "Aber ich lasse Katherine hier nicht einfach so liegen."
"Dann nehmen wir sie eben mit. Aber mach schnell, Draco."
Ich spürte, wie das Gewicht von meinem Fuß verschwand.
"Komm, meine Liebste", sagte Draco zu mir und hob zuerst meinen Zauberstab und anschließend mich vom Boden hoch.
Hatte ich eigentlich noch ein Wort mitzureden? Ich musste kämpfen! Wo waren die anderen? Was war mit ihnen passiert? Ginny, Hermine, Ron, Neville...
"Draco, die... die Todesser... die anderen... ich muss kämpfen!" Ich konnte kaum reden. Der Staub, den ich wohl eingeatmet hatte, tat mir in der Kehle weh.
"Musst Du nicht", gab mein Schatz zurück. "Es ist vorbei. Und wenn wir schon beim Thema sind, kannst Du mir mal erklären, wieso ich Dich hier, mitten auf einem Schlachtfeld finde und nicht im Gryffindorturm, so wie Du es mir versprochen hast?"
Oh, verdammt, da war ja noch was. Dieses kleine Detail hatte ich erfolgreich aus meinem Gehirn verbannt. So ein Mist aber auch! Draco sollte das eigentlich nicht herausfinden.
"Ich konnte doch nicht mit anschauen, wie Todesser durch die Schule laufen, Leute umbringen und anschließend die Macht über Hogwarts übernehmen."
"Katherine, hast Du denn gar nichts kapiert? Du solltest auf Dich und unser Baby aufpassen. Du hattest es versprochen! Du bist mir doch das wichtigste im Leben. Was wäre gewesen, wenn Du gestorben wärst? Hast Du eine Ahnung, wie es mir ging, als ich Dich zwischen den ganzen Trümmern liegen sah? Bewegungslos, blutend, das Bein eingeklemmt. Ich dachte, Du wärst tot!"
Darüber musste ich nachdenken. Mir fiel einfach keine passende Antwort ein. Snape und Malfoy hasteten durch die Schulgänge. Ich sah einige Schüler, die durch den Lärm aufgewacht waren und jetzt nach der Ursache suchten. Snape rief ihnen zu, sie sollen zurück in ihre Häuser, sonst brumme er ihnen nachsitzen auf.
"Und", fragte Draco giftig. Oh oh, in Deckung, Katherine. Der ist echt angefressen. "Hast Du etwa keine Antwort darauf?"
"Ich lebe ja noch", nuschelte ich.
"Ist das alles, was Dir dazu einfällt?"
"Ja."
"Toll!"
Draco war echt sauer. Irgendwie musste ich das wieder gerade biegen. Ich kuschelte mich an seinen Hals.
"Hör zu, Draco, es tut mir leid. Ehrlich! Ich wollte einfach... Ich habe nach einem Weg gesucht, wie wir zusammen bleiben können. Ich wollte uns einen Fluchtweg ermöglichen. Also, musste ich euch aufhalten." Da fiel mir etwas ein. "Du hast vorhin gemeint, es sei vorbei. Was hat Du damit gemeint?"
"Still jetzt", fauchte Snape mich an.
Wir waren in der Eingangshalle angekommen und durchschritten das Eingangstor. Draco setzte mich auf den Stufen ab.
"Dir sei verziehen", meinte er und begann meinen verletzten Fuß zu untersuchen. "Auch wenn ich Dir immer noch böse bin. Dein Knöchel sieht gar nicht gut aus. Den müssen wir sofort heilen. Severus?"
"Wir haben keine Zeit, Draco", gab die olle Fledermaus zurück. "Wir müssen fliehen."
Wie fliehen? Was? Hä??? Könnte mich mal bitte jemand aufklären? Wohin soll ich fliehen?
"Katherines Fuß, Severus, bitte", sagte mein Liebster. "Dann komme ich überall mit Dir hin. Ich möchte Katherine nur unverletzt wissen, bitte."
Snape seufzte und kam dann auf mich zu, Draco setzte sich hinter mich und hielt mich fest umklammert.
"Das kann jetzt ein bisschen weh tun, Miss Miller!"
Snape vollführte einen Schlenker mit seinem Zauberstab und meine Knochen fügten sich wieder zusammen. Es war ein Schmerz, den man sich nicht vorstellen konnte. Ich konnte nicht anders, als ihn laut heraus zu schreien. Nach einer halben Minute war es vorbei.
Dann stand Draco auf. Er kniete sich vor mich nieder und sah mir tief in die Augen.
"Katherine, meine Liebe, hör zu, ich muss jetzt gehen", meinte er.
Sofort stiegen mir die Tränen in die Augen, ich wusste, dass er mich nicht mitnehmen würde. Ich sah es an seinem Blick, also brachte es nichts, darum zu betteln.
"Du kommst zurück und holst mich. Du hast es versprochen", schluchzte ich leise.
"Draco", meinte Snape ungeduldig.
"Ja, meine Liebste, es wird nicht lange dauern", sagte Draco zu mir und streichelte mir über die Wange. "Sobald ich kann, werde ich Dich holen. Und jetzt muss ich gehen. Geh nach oben in den Krankenflügel und lass Dich untersuchen, ja? Pass auf Dich auf!"
Dann umarmte er mich und gab mir einen letzten Kuss.
Er drehte sich um und rannte gemeinsam mit Snape über die Ländereien, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.

Wenn aus Feindschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt