Endlich wieder vereint

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Am nächsten Morgen hieß es wieder früh aufstehen. Um halb 7 klingelte mein Wecker. Ich stand auf und ging erst einmal unter die heiße Dusche. Ich hatte nicht gut geschlafen, zuerst hielten mich die Gedanken an Draco und an den Streit mit meinen Eltern wach und dann träumte ich auch noch von MacBrian. Als ich vor dem Duschen einen Blick in den Spiegel warf, hatte ich vor Schreck einmal kurz aufgeschrien. Ich sah aus wie eine dieser Todesfeen. Ich hatte schwarze Ringe unter den Augen und meine Haar standen so zu Berge, als hätte ich in eine Steckdose gelangt. Um Gottes Willen, bin ich froh, dass Draco nicht im Zug ist, so hätte er mich mit Sicherheit nicht gewollt.
Das heiße Wasser, das über meinen Körper lief, tat so was von gut. Danach fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Meine Haut dampfte richtig. Dann schnell eincremen und etwas schminken (aber heute reichten Kajal und Wimperntusche aus). Schließlich konnte ich meine hellblaue Jeans und meinen neuen weißen Pullover anziehen. Danach band ich mir die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Das reichte mir heute voll und ganz. Ich hatte ja schließlich noch keinen Grund mich aufzubrezeln, denn Draco war ja sowieso noch nicht im Zug. Erst heute Abend würde es rund gehen.
Nach dem Frühstück, bei dem wir alle nicht gerade viel sprachen, setzten wir uns in unser Auto und fuhren nach London. Gott sei Dank waren wir rechtzeitig los gefahren, denn in der Stadt war heute die Hölle los. Millionen Autos waren unterwegs, kein Wunder, auch die Muggel mussten heute wieder in der Schule anrücken.
Mein Vater hielt um halb 11 vor dem Bahnhof Kings Cross, im absoluten Halteverbot. Na ja, mein Vater macht sich nicht sonderlich viel aus Verkehrsregeln, denn komischerweise wurde er nie geblitzt oder bekam einen Strafzettel, auch wenn er tausend mal in eine Verkehrskontrolle kam. Vielleicht gab es da irgendeinen bestimmten Zauber. Das musste ich ihn glatt mal fragen.
"Ihr braucht mich nicht zum Gleis zu bringen", meinte ich zu meinen Eltern. "Vielleicht habt ihr ja noch was anderes vor."
Um ehrlich zu sein, wollte ich alleine gehen. Meine Mutter würde wieder in Tränen ausbrechen und mich vor der halben Schule blamieren. Nach den Sommerferien war es ähnlich gewesen. Aber ich hatte immer noch die leise Hoffnung, dass Draco vielleicht doch mit dem Hogwartsexpress fuhr.
"Mach Dich nicht lächerlich, Kate", rief meine Mutter laut aus. "Selbstverständlich bringen wir dich zum Gleis."
Ich unterdrückte ein Stöhnen. Na gut, wenn es unbedingt sein muss, ich hatte ja, Gott sei Dank, meine Sonnenbrille in der Tasche meines cremefarbenen Mantels. Also stieg ich mit meinen Eltern aus dem Wagen, schnappte mir einen Gepäckwagen und ließ meinen Vater meinen Koffer und Artemis darauf wuchten. Dann schob ich das Teil vor mir her, auf die Absperrung zwischen Gleis neun und zehn zu und ging durch das magische Tor. Kurz darauf tauchte die scharlachrote Lok vom Hogwartsexpress auf. Gott sei Dank, ich war gerettet. In sieben Stunden würde ich im Schloss und in neun Stunden in Dracos Armen sein. Wobei ich mir noch nicht ganz sicher war, ob ich überhaupt zu unserem Treffen gehen sollte. Ich wollte ihn zumindest etwas schmoren lassen. Meine Schuld war es ja nicht, dass wir uns heute nicht schon im Zug sehen würden.
Meine Eltern erschienen hinter mir.
"Möchtest Du schon einmal Deine Sachen in den Zug bringen", fragte mein Vater. "Dann hebe ich sie Dir rein und Du kannst Dir schon einmal ein Abteil suchen."
"Alles klar. Danke, Dad", antwortete ich ihm.
"Du kommst aber schon noch einmal nach draußen, oder", wollte meine Mutter wissen. Schon jetzt blickte sie drein, wie sieben Tage Regenwetter.
"Aber sicher, Mum!"
Also half mir mein Vater, meinen schweren Koffer und Artemis in den Hogwartsexpress zu lupfen und ich machte mich gleich auf die Suche nach einem leeren Abteil für mich und meine Freunde.
Ich stieg gerade wieder aus dem Zug, als Harry, Ron und Ginny auftauchten, in Begleitung von Rons Eltern, Mr und Mrs Weasley.
"Hi, Kate", rief Ginny und fiel mir um den Hals. "Wie geht's Dir? Wie waren Deine Ferien? Ich habe Dir ja so viel zu erzählen."
"Ich Dir nicht, Ginny", antwortete ich. "Alles wie immer. Nur Hausaufgaben, Lernen und sinnlos irgendwelches Zeug machen. Hallo, Mr und Mrs Weasley. Vielen Dank noch einmal für den Pullover und das Essen!"
"Bitte, Kate, mein Schatz", sagte Mrs Weasley. "Nur schade, dass Du uns nicht besucht hast. Wir hätten uns sehr darüber gefreut."
"Nächstes Mal, versprochen!"
Und schon vertiefte sich Mrs Weasley wieder in ein Gespräch mit meinen Eltern. Ha, das war gar nicht so schlecht. Meine Mutter sah schon viel besser gelaunt aus. Wenigstens warf sie mir nicht mehr ganz so viele traurige Blicke zu.
Da fiel mir auf einmal etwas Glitzerndes ins Auge und das kam von Ron. Als ich genauer hinsah, sah ich um seinem Hals ein dicke, protzige Goldkette hängen, auf der irgendetwas stand. Ich musste sofort lachen, denn das passte so gar nicht zu Ron.
"Was soll das denn sein", fragte ich ihn. "Schwul oder was?" Das meine ich absolut ernst, denn die Kette sah wirklich tuntig aus.
"Halt die Klappe, Kate", maulte Ron, aber ich sah, dass auch er ein Lächeln auf den Lippen hatte. "Die habe ich von Lav..."
"WON WON", ertönte hinter uns auf einmal ein Schrei und Lavender kam auf uns zu gerannt, im gleichen Moment, als Hermine durch die Absperrung kam. Sie ging sofort in den Zug und verabschiedete sich nur kurz von ihren Eltern.
"Wenn man vom Teufel spricht", flüsterte Harry mir ins Ohr.
"Wie bitte?" Ich hatte nicht hingehört, sondern Hermine beobachtet.
"Lavender", meinte Harry daraufhin.
"Ach so, ja."
Da ertönte ein Pfiff, es war kurz vor elf und wir mussten einsteigen. Meine Mutter umarmte mich wieder einmal so fest, dass ich gar keine Luft mehr bekam und ihr schossen die Tränen in die Augen.
"Pass auf Dich auf, Kate", sagte sie. "Und stell nichts dummes an. Und bleib brav und melde Dich."
"Mach ich, Mum", sagte ich, umarmte noch meinen Vater und stieg in den Zug.
Dann fuhr der Hogwartsexpress los, ich winkte meinen Eltern und sah, dass sich meine Mutter an die Schulter meines Vaters lehnte. Dann machte die Strecke eine Kurve und sie verschwanden aus meinem Blickfeld. Gut, jetzt hatte ich diesen Abschied hinter mich gebracht und in neun Stunden würde ich endlich meinen Draco wiedersehen. Ich spürte schon, wie ich mich ihm geistig wieder näherte. Ich komme, mein Schatz!

Wenn aus Feindschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt