Hoffen und Bangen

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KRACH...

Snape trat die Tür zum Krankenflügel auf. Schnell rannte er zu dem am nächsten stehenden Bett und legte Draco behutsam ab.
"MADAM POMFREY", rief er laut.
Da kam die kleine Krankenschwester auch schon herbei gewuselt.
"Was ist passiert", fragte sie gehetzt.
"Mister Malfoy wurde von einem schwarzmagischen Fluch getroffen", antwortete Snape hastig. "Es ist mir gelungen, die Wunden zu schließen, aber er ist immer noch ohne Bewusstsein. Hoffen wir, dass meine Hilfe nicht zu spät kam und nicht zu viel Gift in seinem Körper ist."
"Aber, Severus, wie konnte das passieren", wollte Madam Pomfrey wissen. "Wer hat ihn mit diesem Fluch belegt?"
Ich stand einfach nur daneben. Tränen der Angst liefen mir über das Gesicht. Oh Gott, das darf nicht wahr sein. Draco, bitte, Du musst es schaffen. Du kannst mich... UNS... doch nicht einfach so alleine lassen. Mach endlich die Augen auf, Du blöder Idiot.
"Es war Potter", hörte ich Snape sagen.
"Potter? Der würde niemals auch nur einen bösen Fluch über die Lippen bringen", erwiderte die Krankenschwester.
"Aber er hat es getan!"
Mir ging das alles auf die Nerven.
"Könnten Sie jetzt bitte einmal aufhören zu diskutieren", schrie ich laut auf. "Es ist doch jetzt völlig egal, was Harry getan oder nicht getan hat. Draco liegt hier und stirbt. Unternehmen Sie endlich etwas!"
Das schien zu wirken, denn plötzlich setzte Poppy Pomfrey wieder ihre geschäftige Miene auf und griff mich fest am Arm.
"Was soll das", wollte ich wissen und versuchte verzweifelt, mich ihren Fingern zu entwinden.
"Sie müssen den Saal jetzt verlassen", antwortete sie streng.
"Ich weiche nicht von Dracos Seite."
"Miss Miller, ich bitte Sie. Ich muss Mister Malfoy jetzt untersuchen und dabei kann ich Sie nun wirklich nicht gebrauchen. Gehen Sie in Ihren Gemeinschaftsraum. Sie werden schon noch früh genug diese Geschichte in der ganzen Schule verbreiten können, aber jetzt braucht mein Patient seine Behandlung und absolute Ruhe."
Wir waren schon fast an der Tür angelangt.
"Nein, bitte nicht", flehte ich.
Ich wollte Draco nicht alleine lassen. Er brauchte mich jetzt. Ich würde nicht von seinem Bett weichen. Was, wenn er stirbt und ich nicht bei ihm bin? Nein, er braucht meine Kraft jetzt. Wieder und wieder warf ich mich gegen Madam Pomfreys Griff, doch es half nichts. Ihre Hände waren wie ein Schraubstock. Die jahrelange Arbeit als Krankenschwester (inklusive Hiefen und Tragen etc. von bewusstlosen Schülern) hatten sie extrem stark werden lassen.
"Nein, bitte", versuchte ich noch einmal. "Ich muss bei ihm bleiben. Er braucht mich jetzt!"
"Miss Miller, ich sage es Ihnen noch einmal", seufzte Madam Pomfrey genervt. "Was mein Patient jetzt braucht, ist Ruhe. Außerdem sind Sie keine Angehörige. Professor, jetzt sagen Sie doch auch einmal etwas!" Sie sah Snape vorwurfsvoll an, der immer noch neben Draco stand und mit seiner Hand Dracos Stirn berührte.
Er sah mich an und ich blickte zu ihm empor. Ich zitterte am ganzen Körper und Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich wusste, dass er mich wieder weg schicken würde. Für ihn gab es doch nichts schöneres, als mich zu quälen.
"Ich glaube", meinte er kühl und ließ mich dabei nicht aus den Augen. "In diesem Fall können wir eine Ausnahme machen, Madam Pomfrey. Der junge Mister Malfoy und Miss Miller sind, na ja, sehr gut miteinander befreundet und ich erlaubte ihr bereits, mich hierher zu begleiten. Lassen Sie sie hier bei ihm. Mir ist selbst etwas wohler, wenn ich weiß, dass sie bei ihm ist. Es wird ihm nicht schaden. Im Gegenteil sogar. Es wäre Mister Malfoys ausdrücklicher Wunsch, dass Miss Miller bleibt."
Ich starrte meinen Hasslehrer verwirrt an. Träumte ich das alles nur? Oder hatte ich mich vielleicht verhört? War ich bei der "Versteckten Kamera"? Hatte er gerade tatsächlich Partei für mich ergriffen? Wieso, weshalb, warum?
"Also gut", seufzte Madam Pomfrey schließlich. "Aber nur, wenn Sie mich nicht bei meinen Untersuchungen stören."
"Danke, vielen, vielen Dank", rief ich erleichtert. "Ich werde bestimmt nicht im Weg sein."
Ich riss mich los und setzte mich, starr wie eine Statue, auf den Stuhl neben Dracos Bett. Und dort wartete ich.

Die Zeit kroch dahin. Ich beobachtete Madam Pomfrey, wie sie Draco von einer Seite auf die andere drehte und ihren Zauberstab über seinen Körper schweben ließ. Snape hatte den Krankenflügel verlassen um "Potter seine gerechten Strafe zu erteilen". Ich saß, immer noch heulend auf meinem Stuhl und sagte kein Wort. Was sollte denn bloß werden, wenn Draco es nicht schaffte? Noch dazu kam, dass er noch nicht einmal von seinem Glück wusste, Vater zu werden.
Die kleine Krankenschwester beendete ihre Untersuchungen und verließ den Saal. Sie hielt es nicht für nötig, mich von irgendetwas in Kenntnis zu setzen. Na, herzlichen Dank auch, lass mich nur weiter zittern, alte Sabberhexe. Ich sah auf meine Ambanduhr, es war kurz nach Mitternacht. Wie lange musste ich noch warten? Diese Ungewissheit bringt mich noch um.
Ich legte meine Hand auf Dracos. Bitte wach auf, mein Schatz, wir brauchen dich doch. Du kannst uns nicht einfach so alleine lassen. Gerade jetzt, wo wir darauf sch... äh pfeifen, was Lord Voldemort sagt oder tut. Jetzt, da Du mich wieder...
Doch ich konnte den Gedanken nicht zu Ende denken. Mir fielen ständig die Augen zu. Gott, wie konnte ich jetzt an Schlafen denken? Du musst wach bleiben, Kate. Und wenn es das letzte ist, was Du tust.

Wenn aus Feindschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt