Ein Traum mit Folgen

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Wieso Malfoy? Wieso ausgerechnet Draco Malfoy? Jeder andere Kerl in dieser verdammten Schule, aber nicht Draco Malfoy. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein. Gut, fast jeder, Crabbe und Goyle brauch ich auch nicht unbedingt, aber wieso Malfoy? Und warum ich, warum trifft es immer mich? Weshalb bitte trete ich in jedes Fettnäpfchen, das auf dieser verdammten Welt irgendwo herumliegt? Wobei es in diesem Fall wohl eher ein Swimmingpool voller Trollscheiße ist. Mann, das kann doch echt nicht wahr sein, da finde ich einen Kerl richtig toll (zumindest in meinen Träumen) und dann stellt sich heraus, dass dieser Junge mein Erzfeind und gleichzeitig auch noch ein Todesser ist. Na prima, ganz toll, Kate, das war mit Sicherheit nicht der Hauptgewinn. Gut, ganz ruhig, alles cool. Du hast alles im Griff. Gehen wir mal ganz unvoreingenommen an diese Sache heran. Was ist gut an ihn? Nichts, verdammt nochmal, er ist ein mieser, dummer, schleimiger... Nein, ruhig bleiben. Okay, Malfoy sieht nicht schlecht aus, jedenfalls nicht so schlecht, dass man ihm gleich ins Gesicht kotzen muss (aber rein schlagen könnte ich. Nein, pscht, sei still, dummes Gewissen). Er hat ein zierliches Gesicht, keine all zu lange Nase, sondern eher eine süße Stupsnase. Er ist schlank, zwar nicht gerade muskulös, denk ich mal, so genau kann ich das nicht beurteilen, denn ich hatte ihn ja noch nie mit freiem Oberkörper gesehen, halt vielleicht doch im Traum, egal, (Gott sei Dank. Ruhe, verdammt nochmal!). Na ja, aber wenigstens rollt er nicht durch die Gegend. Seine Finger waren lang und graziös. Sein Hintern... keine Ahnung, hab ich noch nie in Jeans, Boxershorts oder ganz ohne etwas gesehen (Jetzt wird es aber eklig). Und seine Augen, diese himmlischen, tiefsinnigen Augen...
Ich setzte mich kerzengerade im Bett auf, ich konnte einfach keinen Schlaf finden. Ständig musste ich an Malfoy denken und ich war richtig erschrocken darüber, dass ich so genau wusste, wie er aussah, seine Hände, sein Gesicht, einfach alles. Mir war gar nicht bewusst, wie sehr ich ihn mir in den letzten Jahren eingeprägt hatte. Aber wieso er? Hmmm, wenn ich es mir recht überlege, kannte ich den Menschen Draco Malfoy gar nicht richtig, ich kannte nur den Fiesling. Vielleicht wenn ich... Ach jetzt hör aber auf, Kate, das ist ja lächerlich. Du wirst Draco Malfoy nie richtig kennen lernen und du willst es auch gar nicht. Punkt, Aus, Ende, Amen!

Am nächsten Morgen war ich total gerädert. Ich hatte keine Ahnung, ob ich auch nur eine Minute geschlafen hatte. Ich wusste nicht einmal mehr, wie ich am Abend überhaupt ins Bett gekommen war. Ich konnte mich nur daran erinnern, dass ich mich, nach meiner "grandiosen" Entdeckung, umgedreht hatte und davon gelaufen war. Ich wusste einfach nichts mehr, mein Gehirn war wie leer gefegt, ich hatte sogar noch die Klamotten vom Vorabend an. Gott sei Dank, war heute Sonntag und kein Unterricht, aber wenn ich an die Massen von Hausaufgaben dachte, die ich noch zu erledigen hatte. Ein Aufsatz für Slughorn zum Thema Gollpalotts Drittes Gesetz, McGonagall wollte irgendwas über Animagi, Sprout... keine Ahnung, nicht einmal das war mehr in meinem Kopf.
Also gut, dann mal los. Erst einmal was anderes anziehen, das klingt doch schon mal vernünftig, dann runter in die Große Halle und fünf Eimer voll Kaffee vernichten und dann an die Arbeit. Gut, Kate, du musst nur noch aufstehen. Zuerst den linken Fuß aus dem Bett, dann den rechten und hoch mit dem Hintern. Sehr gut, die erste Hürde haben wir genommen. So, jetzt ins Bad gehen, ausziehen, schnell kalt duschen (AAAAAAH, kalt, kalt, kalt, kalt, schweinekalt!), und jetzt noch rein in bequeme Klamotten. Super, alles ganz leicht. Noch Zähne putzen und ab nach unten mit Dir.

Ich schmiss mich auf den Stuhl gegenüber von Hermine. Harry war noch nicht da und unsere anderen zwei Freunde, na, wo werden die wohl sein?
"Kaffee", stöhnte ich.
Sie reichte mir die Kanne. Ich sah mir Hermine genau an, sie sah furchtbar aus. Sie hatte dunkle Augenringe und ihre Augen selbst waren mächtig angeschwollen. Sie schien die ganze Nacht geheult zu haben.
"Du hast nicht wirklich viel geschlafen, oder", fragte ich sie.
"Nein", seufzte sie. "Ich konnte einfach nicht aufhören, an Ron und Lavender zu denken. Weißt Du, ich verstehe es einfach nicht, was hat sie, was ich nicht habe?"
"Hast Du denn Ron jemals gesagt, was Du für ihn empfindest?"
"Natürlich nicht. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich das anstellen sollte."
"Dann darfst Du Dich auch nicht beschweren, Hermine."
"Das mach ich ja auch gar nicht, aber ich dachte, es wäre klar, dass zwischen uns vielleicht einmal mehr werden könnte."
"Aber Du kennst doch Ron. Er ist ein Mann und Männer sind bekanntlich schwer von Begriff. Und Rons Begriffsstutzigkeit ist in dieser Sache ganz besonders ausgeprägt."
"Ja, da hast Du recht", und ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Aber was ist mit Dir los? Du siehst auch aus, als hättest Du kein Auge zu getan heute Nacht. Außerdem hast Du Dich die ganze Nacht hin und her gewälzt und ständig irgendwelches Zeug gemurmelt. Hast Du irgendein Problem?"
"Ach, nein, ich...", stotterte ich. Sollte ich Hermine von meiner Zwickmühle erzählen? Nein, ich glaube, es war besser zu schweigen, denn es war ja nichts. Der Mann aus meinen Träumen war Draco Malfoy und damit hatte es sich ausgeträumt, basta. "Ich musste nur daran denken, dass ich noch einen Berg von Hausaufgaben zu erledigen habe und ich keine Ahnung hab, wie ich das alles schaffen soll."
"Na, komm, ich helfe Dir", meinte Hermine daraufhin.
"Das würdest Du tun?"
Normalerweise war Hermine immer dagegen, wenn man sie um Hilfe bat, aber heute bot sie sie mir sogar freiwillig an. Weltwunder, aber gut für mich. Ron sollte wirklich öfter mit anderen Frauen knutschen.
"Aber sicher", antwortete meine Freundin und zusammen gingen wir hinauf in den Gryffindorturm.

Wenn aus Feindschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt