Ich kann nicht wirklich sagen, wie ich die nächsten Tage so drauf war. Ich steckte irgendwie in einer riesigen Zwickmühle. Einerseits hatte mich Dracos Geschichte und die Tatsache, dass ich in Gefahr war, zutiefst schockiert. Ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Sollte ich es hinnehmen oder sollte ich mich doch irgendjemandem (vielleicht sogar Dumbledore selbst) anvertrauen? Aber dann würde ich nicht nur mich selbst, sondern auch Draco und seine Familie in Lebensgefahr bringen. Aber tue ich nichts, muss Draco Albus Dumbledore umbringen. Mann, das war alles so scheiße.
Aber andererseits war mir das alles auch egal. Ich wollte die Freundschaft zu Draco nicht verlieren, im Gegenteil, ich wollte sie sogar noch vertiefen. Ich wollte richtig mit ihm zusammen sein. Meine Freunde und vor allem meine Eltern würden zwar überhaupt nicht begeistert sein, aber es war und ist immerhin noch mein Leben. Oh weia, ich hörte meine Mutter jetzt schon schimpfen und meckern.
"Katherine Jane Miller, bist Du denn von allen guten Geistern verlassen? Einen Freund und dann auch noch Draco Malfoy? Den Sohn von bekannten Todessern. Du bist ja nicht mehr ganz dicht. Das lasse ich nicht zu. Ich werde Dich fünfzig Jahre lang einsperren. Warte nur, bis ich das Deinem Vater erzählt habe. Steve (so heißt mein Vater)? Steve, würdest Du bitte einmal herkommen und Dir anhören, was Deine Tochter jetzt schon wieder verbrochen hat? Das glaubst Du mir nicht..."
Und sie würde meinem Vater eine hoch dramatische Geschichte erzählen, dessen Ende es sein würde, dass wir alle mausetot sein würden. Ich würde zwar dagegen reden, aber mein Vater würde trotzdem irgendwann einmal nicken und ein "Deine Mutter hat vollkommen recht" herausbringen. Gut, Draco war nicht der Traumschwiegersohn schlechthin, aber es gab schlimmere, würde ich sagen. Außerdem sind es doch meine Gefühle, oder nicht? Gut, da gab es diesen klitzekleinen Haken, dass er ein Todesser ist, aber wenn es weiter nichts ist. Oh Gott, Katherine, das glaubst Du doch selbst nicht, oder?
Draco würde einen Menschen töten, schlimmer noch, den besten Zauberer aller Zeiten, und er würde es wieder tun. Immer weiter und weiter, solange, bis Du-weißt-schon-wer tot ist. Womit wir wieder beim Anfang wären. Mann, in was für eine scheiß Situation war ich da eigentlich hinein geraten? Das ist ja wieder mal typisch für mich. Fettnäpfchen, oder besser gesagt, Trollscheiße, ich komme!!!Der November ging in den Dezember über und schlagartig änderte sich das Wetter. War es im November noch mild, aber regnerisch gewesen, war es im Dezember eisig, windig und es schneite. Innerhalb einer Nacht schneite es dreißig Zentimeter und verwandelte das Umland in eine schöne Winterwunderwelt. Das Schloss wurde von Hagrid und den anderen Lehrern weihnachtlich geschmückt. Die üblichen zwölf Tannen wurden in der Großen Halle aufgestellt, überall hingen Tannen-und Mistelzweige, leuchtende Weihnachtskugeln schwebten durch die Luft und es war einfach nur noch schön. Mir wurde erst jetzt richtig bewusst, dass es auf Weihnachten, den Weihnachtsball und die Ferien zuging. Ob ich zuhause sein würde, wusste ich noch nicht, denn meine Eltern wollten vielleicht in den Urlaub fahren. Aber das sagten sie jedes Jahr, blieben aber dann doch zuhause. Der Weihnachtsball würde am 23.Dezember, dem letzten Schultag, stattfinden, an Heiligabend begannen offiziell die Ferien. Ich freute mich irgendwie auf den Ball, hatte aber noch keine Ahnung, mit wem ich hingehen würde. Ich hoffte natürlich auf Draco, aber bisher hatte er mich noch nicht gefragt. Leider! Wir trafen uns weiterhin, ließen aber das Thema Du-weißt-schon-wer und Todesser aus. Wir hatten das in stillem Übereinkommen beschlossen.
"Mit wem gehst Du eigentlich zum Ball", fragte mich Ginny eines Tages nach dem Quidditchtraining. Es war zwar noch lange hin zum nächsten Spiel gegen Hufflepuff, aber Harry bestand weiterhin auf drei Trainings die Woche.
"Keine Ahnung", antwortete ich ihr genervt. Es waren noch zwei Wochen bis zu dem großen Ereignis, aber Ginny redete von nichts anderem und Draco hatte mich noch immer nicht gefragt. "Ich wurde bisher von niemandem eingeladen und ich habe eigentlich auch gar keine große Lust darauf. Aber es ist ja leider Pflicht. Und ich möchte auch nicht einfach mit irgendjemanden gehen."
"Frag Du doch jemanden. Du könntest Harry nehmen, der hat bisher auch noch niemanden. Also, was sagst Du?"
"Nein, ich möchte Harry nicht fragen. Er ist ein guter Freund und mehr nicht. Außerdem wollte er mit jemand anderem gehen. Mit wem gehst Du denn?"
"Mit Dean natürlich! Mit wem sollte ich denn sonst gehen? Dean ist mein fester Freund. Außerdem haben wir beschlossen, es danach zu tun."
"Was zu tun?" Ich hatte da eine dunkle Vorahnung.
"Kate, stell Dich bitte nicht so dumm. Wir wollen miteinander schlafen."
"Oh Ginny, bist Du Dir da auch wirklich sicher? Weißt Du nicht mehr, was er zu Dir gesagt hat?"
"Doch, aber jetzt bin ich bereit dazu."
"Und wo, bitte, wollt ihr es tun?"
"Keine Ahnung, Dean wird sich sicher was einfallen lassen!"
"Na, wenn Du meinst..."
Ich wusste, dass Ginny dabei war, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen. Aber was hätte ich sagen sollen? "Ginny, sei nicht so bescheuert"? Nein, da wäre sie nur beleidigt gewesen und immerhin war es ihre eigene Entscheidung. Aber ich versuchte es trotzdem noch einmal. Ich war einfach nicht der Typ zum Aufgeben. Das hatte bei Draco ja auch funktioniert.
"Ginny, liebst Du Dean?"
Ich weiß, das ist eine sehr persönliche Frage, aber ich hatte immer noch die Vermutung, dass Ginny nicht wirklich aus Liebe mit ihrem Freund zusammen war, sondern einfach nur, damit sie einen Freund hatte. Oder weil sie denjenigen, den sie seit Jahren wollte, nicht haben konnte. Sie hatte ja keine Ahnung, dass Harry sie inzwischen doch wollte.
"Wieso fragst Du", stellte sie sich jetzt dumm.
"Na ja, das ist doch das wichtigste bei der ganzen Sache."
"Ich...also, lieben...ja, ich denke schon, dass ich...ich mag Dean sehr gern und..."
"Du magst ihn, aber so wirklich lieben tust Du ihn nicht. Stimmt's?"
"Na ja, eigentlich nicht. Am Anfang schon, aber in letzter Zeit ist er so seltsam. Er hat sich extrem verändert und er hat nie Zeit für mich. Ständig ist er unterwegs. Und ich verbringe sehr viel Zeit mit Harry..."
"Wieso willst Du dann überhaupt mit ihm schlafen?"
"Weil ich es ihm versprochen habe..."
"Ginny, nein. Tue es nicht. Nur weil Du jemanden magst und es ihm versprochen hast, solltest Du nicht mit ihm schlafen. Das erste Mal ist ein ganz besonderes Ereignis und man sollte es mit jemandem teilen, den man so richtig liebt. Mach mit Dean Schluss und suche Dir lieber einen anderen. Der richtige wartet irgendwo da draußen."
"Na ja, eigentlich habe ich den richtigen schon gefunden. Schon vor Jahren."
"Harry?"
Sie nickte. "Aber er will mich nicht."
"Und da bist Du dir so sicher?" Ich grinste sie an.
"Du meinst...? Nein, dass kann nicht sein. Bist Du Dir sicher?"
"Ziemlich."
Sie überlegte eine ganze Weile hin und her. Schließlich sah ich in ihrem Kopf die Antwort einrasten.
"Na gut, Kate, Du hast gewonnen. Ich werde es mir überlegen, okay?"
"Okay." Und gemeinsam verließen wir die Umkleide. Ha, so eine typische Kate-Standpauke nutzt eben doch manchmal was.
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Wenn aus Feindschaft Liebe wird
FanficDie 16-jährige Katherine tritt ihr sechstes Schuljahr in Hogwarts an. Von dem Wunsch beseelt, eines Tages eine Aurorin zu werden, versucht sie alles, um diesen Traum zu verwirklichen. Das klappt soweit auch ganz gut, wäre da nur nicht ihr Erzfeind D...