Die Geschichte des Severus Snape

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„Ich wurde ich einem kleinen Dorf in der Grafschaft Cornwall geboren", begann Severus zu erzählen. „Es tut mir leid, dass ich soweit ausschweifen muss, aber Du musst einfach verstehen, wie meine Lebenssituation war, Katherine.
Meine Mutter war eine Hexe, mein Vater ein Muggel. Meine Kindheit war nicht gerade die glücklichste. Mein Vater war ein Trinker und wenn er betrunken war, wurde er immer total aggressiv. Mehr als einmal hat er mich grün und blau geschlagen, weil ich meine Mutter verteidigt habe. Aber im Großen und ganzen war meine Kindheit schon in Ordnung. Ich hatte wenigstens etwas zu Essen und Klamotten, auch wenn die immer schäbig und mir viel zu groß waren.
Ich lebte in einer Straße namens Spinner's End. Sie lag genau im Industriegebiet an einem kleinen Fluss. In diesem Ort gab es eigentlich kaum Kinder, zumindest nicht in dieser Gegend. Deswegen zog ich mich oft auf den Spielplatz zurück, der zwar ziemlich weit von mir zuhause entfernt war, aber es gab dort zumindest gleichaltrige. Aber ich wurde immer geschnitten. Ich war der 'Junge von den Snapes', der komische, seltsame, verrückte Severus. Kannst Du Dir vorstellen, warum mich die anderen so genannt haben, Katherine?"
„Wegen Deiner magischen Kräfte", antwortete ich automatisch.
„Genau. Ich lernte schon ziemlich früh, meine Zauberkräfte zu kontrollieren. Ich konnte machen, dass die Schaukel lebendig und das darauf sitzende Kind herunter geschmissen wurde, wenn ich gerade schaukeln wollte. Oder ich konnte Dinge durch die Luft fliegen lassen.
Auf jeden Fall zog eines Tages eine neue Familie in unseren Ort. Sie hatten zwei Töchter und sie kamen jeden Tag auf den Spielplatz. Sie hießen Petunia und Lily Evans (Moment, woher kam mir dieser Name so bekannt vor?). Schon als ich Lily das erste Mal sah, war ich sofort in sie verliebt. Sie war so süß mit ihren roten Haaren und den grünen Augen. Und ihre Stimme erst. Jedes Mal, wenn sie lachte oder sprach, schien für mich die Welt still zu stehen.
Natürlich traute ich mich nicht, sie anzusprechen, dazu war ich viel zu schüchtern. Aber ich kam jeden Tag, um sie zu sehen. Manchmal spielte ich dort, aber die meiste Zeit beobachtete ich sie von meinem Versteck aus. Ich saß immer auf einem großem Baum am Rande des Spielplatzes oder versteckte mich in den Büschen, die dort überall wuchsen. Dabei konnte ich auch beobachten, dass Lily eindeutig magische Kräfte besaß. Sie ließ immer Blumen, die sie vorher gepflückt hatte, auf ihrer Hand schweben. Ihre Schwester schimpfte immer mit ihr, sie solle aufhören, sich wie ein Freak zu benehmen. Nur ich wusste, was sie wirklich war. Eine Hexe.
Eines Tages hielt ich es nicht mehr aus und ich sprach sie an. Ich sagte ihr auf den Kopf zu, dass sie eine Hexe sei. Gut, ich muss sagen, ich war nicht gerade freundlich zu ihr, aber ich war einfach so nervös. Ich erzählte ihr auch, dass ich ein Zauberer sei, aber sie war einfach zu sauer und lief mit ihrer Schwester davon. Doch Lily war neugierig. Eines Tages klopfte sie nach der Schule einfach an meine Tür und fragte doch glatt, was mit mir nicht stimmte. Da habe ich sie herein geführt und ihr ein paar von den Zauberbüchern meiner Mutter gezeigt und habe ihr auch selbst ein paar kleine Tricks demonstriert. Von da an hat sie mir geglaubt.
Ich hatte meine erste Freundin. Also nicht so, wie Du es jetzt vielleicht denkst. Wir verbrachten einfach viel Zeit miteinander. Natürlich immer heimlich, denn ihre blöde Schwester hatte was gegen mich. Sie war aber einfach nur eifersüchtig auf mich und ihre Schwester, weil wir zaubern konnten und sie nicht. Du musst wissen, Lily war eine Muggelgeborene, aber das machte mir nichts aus. Ich liebte sie genau so, wie sie war.
Wir verbrachten jeden Tag zusammen. Lily hatte ja so viele Fragen. Sie hatte ja bis dato nicht gewusst, dass sie eine Hexe war und war bei Muggeln aufgewachsen. Sie hatte also keine Ahnung von der Zaubererwelt. Ich erzählte ihr alles, was ich wusste. Vom Zaubereiministerium, Hogwarts, der Winkelgasse, Askaban und vieles mehr. Wir verbrachten die meiste Zeit in einem Dickicht am Fluss, ganz in der Nähe von meinem Zuhause. Die Zeit mit ihr war so wunderschön.
Dann war es endlich so weit. Wir bekamen unsere Briefe. Du glaubst gar nicht, wie stolz Lily war. Sie kam sofort zu mir gelaufen und meinte überrascht, ich habe ja doch recht gehabt. Anscheinend hat sie mir bis dahin doch nicht richtig geglaubt. Wir fuhren gemeinsam in die Winkelgasse und verbrachten dort einen wunderschönen Tag. Ich zeigte ihr, wo sie ihr Muggelgeld eintauschen konnte, wo es Schulumhänge, Zauberstäbe, Bücher und den ganzen anderen Kram zu kaufen gab. Am Ende habe ich ihr noch ein Eis gekauft, das weiß ich noch. Ihre Lieblingssorte war Chocolate Chips.
Doch sie befand sich in einer Zwickmühle. Je mehr Zeit sie mit mir verbrachte, desto eifersüchtiger wurde ihre Schwester. Die hat sogar einen Brief an die Schule geschrieben, aber da sie über keinerlei magische Talente verfügte, wurde sie natürlich nicht aufgenommen. Das führte zum Bruch zwischen den beiden Schwestern und das hat Lily sehr mitgenommen, denn sie liebte ihre Schwester. Auch wenn ich das nicht so ganz nachvollziehen konnte. Aber die beiden haben nie mehr richtig miteinander gesprochen und kaum war Petunia alt genug, zog sie auch schon aus. Sie haben nie wieder ein Wort miteinander gewechselt und dabei konnte Lily doch nichts dafür, dass sie eine Hexe war.
Dann waren wir endlich unterwegs nach Hogwarts, wir konnten es gar nicht mehr erwarten. Dort trafen wir das erste Mal auf Potter und seinen Freund Black. Sie waren mir sofort unsympathisch, weil sie unbedingt nach Gryffindor wollten. Ich aber wollte nach Slytherin. Frag mich nicht, warum, aber ich habe einfach gutes von diesem Haus gehört. Es hieß immer, wenn man nach Slytherin kommt, dann hat man Köpfchen.
Nachdem ich Lily erst einmal getröstet hatte, weil sie am Bahnhof Krach mir ihrer Schwester gehabt hatte, haben wir uns ein eigenes Abteil gesucht. Wir hatten echt viel Spaß zusammen. Wir haben ein bisschen gezaubert und über Potter her gezogen, weil auch Lily ihn nicht leiden konnte.
Als wir ankamen, wurden wir den verschiedenen Häusern zugeordnet. Zu meiner großen Enttäuschung kam Lily nach Gryffindor und ich wurde, wie Du ja weißt, dem Haus Slytherin zugeteilt. Doch das tat unserer Freundschaft erst einmal keinen Abbruch. Wir verbrachten immer noch jede freie Minute miteinander und auch in den Unterrichtsstunden, die wir gemeinsam hatten, saßen wir nebeneinander. Ich war verliebter, denn je.
Doch irgendwann, so im dritten oder vierten Schuljahr, änderte sich das alles, weil wir andere Leute kennen lernten. Wir waren zwar immer noch die besten Freunde, aber Lily konnte die Leute nicht leiden, mit denen ich abhing. Ohne es zu merken, zogen sie mich mehr und mehr auf die dunkle Seite. Sie zeigten mir, wie man jüngere Schüler quält zum Beispiel. Ich machte mir darüber gar keine so großen Gedanken, denn ich war einfach nur froh, endlich einmal Freunde zu haben.
Aber Lily machte sich Sorgen darüber. Mehr als einmal hat sie mir das gesagt, aber ich habe nicht auf sie gehört. Hätte ich das doch bloß getan. Ich war so blöd! Wenn ich heute so darüber nachdenke, dann muss ich offen zugeben, dass das dunkle, schwarze Magie war, was meine Freunde, Avery und Mulciber, praktizierten. Ich wollte das damals einfach nicht wahrhaben. Ich dachte, dass, was Potter und seine 'Rumtreiber' abziehen, muss mindestens genauso schlimm sein. Sie haben sich in jeder Vollmondnacht aus dem Schloss geschlichen, musst Du wissen. Einmal bin ich ihnen hinterher. Das war ganz schön gefährlich. James Potter hat mir damals das Leben gerettet, weil Lupin mich beinahe angegriffen hätte.
Er war schon so ein arroganter Mistkerl, dieser Potter. Er stolzierte immer in der Schule herum wie ein aufgeblasener Gockel und er stand auf MEINE Lily. Ich war ja so eifersüchtig, aber da Lily immer meinte, sie könne James nicht ausstehen, machte ich mir vorerst keine großen Gedanken darüber.
ICH war ihr bester Freund, mit mir verbrachte sie ihre kostbare Zeit und mit keinem anderen Kerl. Das hätte ich auch wahrscheinlich nicht zu gelassen. Als wir in der fünften Klasse waren, gingen wir zusammen auf den Weihnachtsball. Das hatten wir zwar vorher auch immer getan, aber dieses Mal fühlte es sich anders an. Wir waren beide dabei, erwachsen zu werden. Lily war so schön. Sie trug einen hellblauen Festumhang, der mit bronzefarbenen Fäden durchwebt war. Sie sah aus, wie eine gute Fee, die direkt aus meinem persönlichen Märchenbuch entsprungen war. Ich liebte sie mehr denn je. Wir hatten so viel Spaß an diesem Abend und der ganze Ärger, den wir wegen meinen Freunden gehabt hatten, war vergessen. Wir tanzten die halbe Nacht. Sie hat ja so gerne getanzt und sie konnte es auch richtig gut. Als der Ball schließlich vorbei war, habe ich sie nach oben bis zum Gryffindorturm gebracht. Dann habe ich meinen ganzen Mut zusammen genommen, habe ihr gesagt, wie ich für sie empfinde und habe sie anschließend geküsst. Und, was soll ich sagen, sie hat meinen Kuss erwidert. Sie sagte, sie liebe mich auch."

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