Hochzeitsvorbereitungen

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KLIRR.
Mein Champagnerglas war mir aus der Hand gerutscht und nun am Boden in eine Millionen Scherben zerbrochen. Viele der Umstehenden wandten sich zu uns um, auch Draco, der gerade auf der Tanzfläche mit seiner Mutter tanzte.
Ich jedoch konnte nur den Dunklen Lord geschockt anstarren. Ich hatte mich sicher gerade verhört. Das konnte nicht sein Ernst gewesen sein.
„W... wie bitte, Mylord", fragte ich deshalb stotternd.
„Du hast mich schon richtig verstanden, Katherine", antwortete er mir grinsend. „Du wirst in nicht einmal drei Wochen Deinen Draco heiraten und ich werde sagen wie und wo. Ob Du willst oder nicht, aber ich dulde keinen Widerspruch!"
Ich blickte ihn an. NEIN! Das konnte nicht wahr sein. War er denn völlig übergeschnappt? Das war meine Hochzeit und die lasse ich mir von ihm nicht kaputt machen. Sollte er machen, was er wollte. Schreien, Toben, mich foltern, es war mir egal. Aber das war mein Tag und ich bestimme, wann und wie er stattfindet!
„Ist irgendetwas nicht in Ordnung", riss mich Dracos Stimme aus meinen Gedanken. „Katherine, meine Liebe, geht es Dir nicht gut? Du siehst so blass aus. Ist irgendetwas passiert?"
Ob etwas... Wieso hätte ich denn sonst mein Glas fallen lassen, wenn nichts gewesen wäre? So tollpatschig war ich nun auch wieder nicht. Der Dunkle Lord wollte mir den schönsten Tag im Leben einer Frau versauen. Das war passiert!
Ich blickte meinen Schatz traurig an und merkte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich wollte mich weigern, konnte es aber nicht. Wenn ich nein sagen würde, würde mich mein Herr vermutlich foltern oder wieder in das Loch sperren. Das würde ich nicht überleben. Aber ich wollte doch auch meine Hochzeit so feiern, wie ich es wollte. Oh Gott, bitte mach, dass ich endlich aus diesem Alptraum aufwache.
„Draco, wie schön, dass Du da bist", rief der Dunkle Lord freudig erregt. „Ich habe Deiner Verlobten gerade einen Befehl erteilt und den werde ich Dir jetzt auch gleich mitteilen. Er betrifft immerhin Euch beide. Ihr werdet an Katherines Geburtstag heiraten. Ist das nicht schön? Ach ja, und ich werde bestimmen, wie es abläuft. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?"
Draco sah mich geschockt an. Ich konnte genau sehen, was in seinem Kopf vorging. Ihm erging es nicht anders als mir. Er wollte mich heiraten, unbedingt, aber so wie wir es wollten und nicht, wie es der Dunkle Lord befahl.
„Aber", setzte mein Liebster an, doch Voldemort unterbrach ihn sofort.
„Ich dulde keine Widerrede. Ihr werdet genau das tun, was ich von Euch verlange, sonst war es das mit Eurer kleinen Liebesbeziehung. Habt ihr mich verstanden?"
Ich sah Draco verzweifelt an. Was sollten wir tun?
„Katherine, mein Schatz", übermittelte er mir seine Gedanken. „Ich will es nicht. Ich meine nicht, dass ich Dich nicht heiraten will, aber ich will es nicht so."
„Ich doch auch nicht", antwortete ich ihm in Gedanken. „Aber uns wird keine andere Wahl bleiben. Ich will mich nicht von Dir trennen. Ich will Deine Frau werden und wenn es nur so geht, dann müssen wir es halt tun."
„Aber Du hast es Dir doch ganz anders vorgestellt. Was ist mit Deiner Lichtung? Willst Du das denn nicht mehr?"
„Doch schon, aber das Opfer, das ich bringen müsste um das durch zu ziehen, ist mir zu groß. Ich will Dich nicht verlieren."
„Du gibst Deinen Traum auf, nur um mit mir zusammen sein zu können? Katherine, das ist..."
„Hör zu, ich habe schon so viel verloren und aufgegeben, da kommt es jetzt darauf nicht mehr an. Und mein größter Wunsch wird es immer sein, mit Dir für immer zusammen zu sein. Das ist mir das wichtigste."
„Aber es wird keiner Deiner Freunde oder Deiner Verwandten dabei sein können."
„Ich weiß, aber alles was zählt, ist doch, dass wir uns lieben. Und wenn wir dieses Opfer bringen müssen, um zusammen sein zu können, dann soll es halt so sein."
„Oh, Katherine, meine Süße, ich liebe Dich."
Dann wandte er sich an den Dunklen Lord und deutete eine kleine Verbeugung an.
„Ganz wie ihr befehlt, mein Herr."
„Ist das schön", rief Voldemort und klatschte in die Hände. „Also gut, wir haben viel zu tun. Narzissa?"
Dracos Mutter hatte gerade mit einem anderen Todesser getanzt, riss sich aber sofort los und kam zu uns geeilt.
„Ja, mein Herr", fragte sie leicht außer Atem. „Ihr habt mich gerufen?"
„Das habe ich", antwortete er. „Narzissa, meine Liebe, ich habe eine wunderbare Nachricht für Dich. Die beiden hier haben beschlossen (Beschlossen? Du hast es uns befohlen, Du Arsch!), am 5.März zu heiraten. Ist das nicht wundervoll? Nun ja und da ich möchte, dass alles zu meiner vollsten Zufriedenheit abläuft, möchte ich, dass Du mir bei den Vorbereitungen hilfst. Hast Du mich verstanden?"
Ihr Blick wanderte zwischen mir und Draco hin und her. Auch sie sah traurig aus, wahrscheinlich weil sie die Wahrheit ganz genau kannte. Sie wusste, wie viel wir beide aufgaben. Doch uns blieb keine andere Wahl, genauso wie ihr.
„Sehr wohl, Mylord", sagte sie daher.
„Gut, dann wäre das ja geklärt", erwiderte Voldemort fröhlich. „Ihr könnt jetzt alle wieder feiern gehen, denn jetzt haben wir noch mehr Grund als zuvor."
Dracos Mum sah mich noch einmal an und ging dann zu ihrem Mann, wahrscheinlich um ihm davon zu erzählen. Auch Draco wandte sich zu der Bar um, um sich einen Whiskey zu holen, wie ich vermutete. Doch ich blieb, geschockt wie ich war, sitzen, denn ich wäre zu keiner Bewegung mehr fähig gewesen. Außerdem gab es da ein paar Dinge, die mir Sorgen bereiteten.
„Gibt es noch etwas, Katherine", wollte der Dunkle Lord wissen. „Du hast doch nicht etwa vor, Dich zu weigern, oder?"
„Nein, Mylord", antwortete ich ihm, obwohl ich es am liebsten getan hätte. „Ich frage mich nur... Ich hätte da ein paar kleine Bedingungen."
„Du willst Bedingungen stellen? Du wagst es..."
Oh oh, Kate, pass auf, was Du sagst, sonst kannst Du gleich einpacken.
„Nein, Mylord, es tut mir leid, ich wollte nicht... Eigentlich sind es eher Wünsche. Ich habe mich nur falsch ausgedrückt."
„Was wären das denn für Wünsche? Sage es mir und ich überlege mir, ob ich sie Dir gewähre."
„Nun ja, da wäre erst einmal die Sache mit dem Brautkleid. Das würde ich mir gern selbst aussuchen."
Voldemort musste kurz überlegen.
„In Ordnung, Katherine. Ich gestatte es Dir. Mit Kleidern kenne ich mich eh nicht so gut aus. Was noch?"
„Die... die... Eheversprechen. Ich möchte, dass Draco und ich sie selbst formulieren."
Wieder musste er nachdenken. Herrgott nochmal, wollte der uns etwa auch noch vorschreiben, wie wir uns gegenseitig unsere Liebe schwören sollten? Das ging zu weit.
„Das klingt fair. Wer könnte denn besser sagen, wie sehr ihr euch liebt, als ihr selbst. Okay, gibt es sonst noch etwas?"
Nun musste ich kurz überlegen. Eigentlich hatte ich mir immer gewünscht, dass mein Vater mich zum Altar führte. Aber das ging nun nicht mehr. Trotzdem war mir dieses kleine Detail sehr wichtig. Ich wollte nicht alleine zu Draco stolzieren. Es sollte jemand sein, den ich aufrichtig mochte.
„Meinen... meinen...", stotterte ich. „Ich würde mir gerne meinen Brautführer und Trauzeugen selbst auswählen."
Ich schaute zu Boden.
„Wen möchtest Du denn fragen?"
„Ich dachte an... Severus."
„Du möchtest meine rechte Hand als Deinen Brautführer?"
„Ja, wenn er nichts dagegen einzuwenden hat. Und Ihr natürlich auch nicht. Wie ihr heute Vormittag schon erwähnt habt, sind wir sehr gut miteinander befreundet. Ich könnte mir keinen anderen vorstellen."
Wieder musste er nachdenken. Sag doch einfach Ja, verdammt noch mal.
„Hmmm, eigentlich hätte ich Dich gerne selbst zum Altar geführt (Oh Gott, bitte nicht!), aber wenn es Dir so wichtig ist."
„Das ist es, mein Herr. Wissen Sie, eigentlich ist das ja die Aufgabe eines Vaters, aber da ich keinen mehr habe..."
„Schon gut, Du brauchst nicht weiter sprechen. Ich erfülle Dir Deinen Wunsch. Sehe es als mein Hochzeitsgeschenk an."
„Vielen Dank, Mylord. Das bedeutet mir wirklich sehr viel."
„Ja, ja. Und nun geh endlich und frage Deinen Freund."
„Danke, Eure Lordschaft, Ihr seid mehr als nur großzügig."
Ich erhob mich vom Tisch, machte einen Knicks und ging davon zur Bar, an der ich Severus vorhin stehen gelassen hatte. Da stand er auch noch, zusammen mit einem großgewachsenen Todesser, den ich nicht kannte. Doch kaum sah er mich auf sich zukommen, beendete er das Gespräch, kam auf mich zu, packte meinen Arm und zog mich aus dem Saal. In der leeren Eingangshalle blieb er stehen.
„Was ist passiert", wollte er von mir wissen. „Wieso hast Du Dein Glas fallen gelassen? Du wirkst ganz durcheinander."
Das war ich auch. Zuerst wurde ich dazu gezwungen, einen anderen Menschen zu foltern und jetzt durfte ich noch nicht einmal meine eigene Hochzeit ausrichten. Das war zu viel. Tränen stiegen mir in die Augen.
„Der Dunkle Lord zwingt Draco und mich dazu an meinem Geburtstag zu heiraten", brachte ich heraus. „Und er plant die ganze Hochzeit. Ich darf nichts selbst entscheiden, nur was mein Brautkleid angeht. Und das Eheversprechen darf ich selbst schreiben. Aber ansonsten macht alles er. Das sollte doch der schönste Tag in meinem Leben sein und jetzt das! Ich habe doch schon alles gegeben, warum muss er mir denn dann auch noch diese eine Freude nehmen? Das wird bestimmt das totale Fiasko. Vielleicht heuert er noch einen Geisterchor an oder lässt eine Totenmesse lesen. Und keiner meiner Freunde oder Verwandten wird anwesend sein. Ich pack das nicht."
Severus legte mir seine Hand auf die rechte Wange und ich schmiegte mich hinein. Ein bisschen Trost tat so was von gut, auch wenn ich mir den eigentlich von Draco erhoffte.
„Meine arme Kleine", flüsterte Severus. „Gibt es irgendetwas, was ich für dich tun kann? Sag es mir und ich tue alles für Dich."
Ich schniefte einmal kurz.
„Offen gestanden gibt es da was", antwortete ich ihm. „Ich konnte noch einen Wunsch durch boxen. Severus, würdest Du mein Brautführer und mein Trauzeuge sein? Ich möchte nur Dich, denn Du bist mein bester Freund."
Er sah mich an und seine Augen weiteten sich leicht. Er schien erstaunt zu sein.
„Es wäre mir eine große Ehre."
Plötzlich schaute er mich so komisch an. Was ging nur in seinem Kopf vor? Er schaute so... ja, ich weiß auch nicht, liebevoll?!
„Ich danke Dir", erwiderte ich. „Du tust mir damit einen großen Gefallen."
„Für Dich würde ich alles tun, Katherine."
Was war das? Irgendwie verhielt er sich so seltsam. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er nahm meine Hand in seine.
„Wollen wir langsam wieder reingehen", fragte er mich. „Oder hast Du Lust auf einen kleinen Spaziergang?"
„Nein... ich... ich bin müde", sagte ich und trat einen Schritt zurück.
Ich fühlte mich unsicher und ich spürte, dass ich jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. Die ganzen Eindrücke und Gefühle des heutigen Tages drohten mich zu übermannen.
„Soll ich Dich nach oben begleiten", wollte Severus wissen.
„Nein, danke. Ich schaffe das schon."
Dann ließ ich seine Hand los, drehte mich um und rannte die Treppe nach oben. Schon als ich den ersten Schritt tat, begannen die Tränen zu fließen.

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