Ein "wunderschönes" Geschenk zum Valentinstag

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Das Loch war, wie der Name schon sagte, ein Loch auf dem weitläufigen Gelände von Malfoy Manor. Es war circa 20 Meter tief, hatte erdige, rutschige Wände und der Boden war mit einer leichten Wasserschicht überzogen. Das Balllager der Weasleys war dagegen das Taj Mahal. Also mindestens! Wahrscheinlich war dies ein alter Brunnenschacht oder so. Er hatte einen Durchmesser von circa eineinhalb Metern.
Lucius Malfoy ließ mich hinunter schweben und verschloss das Loch mit einer durchsichtigen Platte. Und da saß ich nun, auf dem einzig trockenen Fleckchen Erde, das ich finden konnte. Hier unten gab es rein gar nichts, außer Spinnen und irgendwelchem anderen Krabbeltier. Zuerst versuchte ich noch einen Ausweg aus meiner Situation zu finden, aber es gab keinen. Die Wände waren mit einer glitschigen Schicht aus Algen und Moos überzogen und ich fand daran keinen Halt. Gebracht hätte es mir wahrscheinlich sowieso nichts, nach oben zu klettern, denn die Platte war mit Sicherheit magisch verschlossen. Wenigstens kam der Regen, der einsetzte, so nicht zu mir herunter.
Ich saß einfach nur da und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Sie wanderten zu Draco. Was er wohl gerade machte? Spürte er, in was für einer Lage ich war und dass es mir schlecht ging? Oder war er so sehr in seine Aufgabe vertieft, dass er vielleicht gar nicht an mich dachte?
Ich dachte an die vielen schönen Augenblicke zurück, die wir miteinander erlebt hatten, von Anfang an, bis jetzt. Wie wir uns das erste Mal getroffen hatten und ich feststellen musste, dass er gar nicht so ein Arsch war. Unser erster Kuss am Abend des Weihnachtsballs, nachdem er mich gerettet hatte. Die Fahrt in der Zugtoilette und dass ich das erste Mal seine Haut an meiner gespürt hatte. Das erste Mal Handarbeit. Der Valentinstag in der einsamen Höhle von Hogsmeade. Wie wir das erste Mal miteinander geschlafen hatten, an meinem Geburtstag, nach seinem absolut romantischen Heiratsantrag (mein absolutes Highlight). Die Versöhnung nach unserer Trennung. Wie er mir sagte, er freue sich auf unser Baby. Unser Treffen in London, als wir die Nacht im Penthouse seiner Mutter verbracht hatten. Die Woche im Raum der Wünsche, als es so war, als würden wir zusammen leben. Der Tag, nachdem meine Eltern gestorben waren.
Auch die schlechten Zeiten ließ ich Revue passieren, denn ich hatte ja nichts anderes zu tun. Da war einmal die Situation, als er mir sagte, er würde nicht mit mir auf den Weihnachtsball gehen oder unsere Trennung, nachdem der Dunkle Lord von unserer Beziehung erfahren hatte. Oder die Nacht, in der ich mein Baby verloren hatte. Und Abschiede, immer wieder. Ständig mussten wir uns voneinander losreißen, weil er wieder einen Auftrag von seinem Herren erhalten hatte. Oder seine ständigen Stimmungsschwankungen und Befehle. Kleinigkeiten, die mich aber wahnsinnig machten. Wie oft hatten wir uns gestritten, weil er mich wieder einmal an gemault hatte, ich aber auf meinem Standpunkt beharrt hatte?
Das alles kam mir vor, als wäre es Jahrhunderte, wenn nicht gar Lichtjahre her. Und ich hatte so viel zu bereuen. Ich bereute, dass ich nicht jeden der schönen Momente noch mehr ausgekostet hatte. Wir hatten so viel schönes erlebt und doch so viel schlimmes. Warum hatte ich die schönen nicht noch mehr genossen? Und wieso hatte ich so oft meinen Dickschädel durchsetzen müssen? Ich hätte so viele Diskussionen vermeiden können.
Wann würde ich wieder einmal etwas schönes mit meinem Schatz erleben? Würde ich das überhaupt? Würden wir jemals heiraten und Kinder bekommen? Würden wir uns überhaupt je wieder sehen? Seien wir einmal ehrlich: Im Moment sah es nicht danach aus. Ich wusste nicht, wie lange ich in diesem Loch überleben würde oder wie lange mich Voldemort noch am Leben ließ, wenn ich weiter sein Angebot ausschlug.
Doch ich konnte einfach nicht in seine Dienste treten, niemals. Lieber würde ich wirklich sterben. Ich glaube, Draco würde es verstehen. Ich war einfach nicht böse. Ich konnte nicht gut lügen (meine Mutter hatte es mir sofort an der Nasenspitze angesehen), spionieren konnte ich auch nicht, geschweige denn foltern oder töten. Alles Eigenschaften, die eine gute Todesserin mit sich bringen sollte. Noch dazu würde ich meine Freunde und meine Überzeugungen verraten. Draco wäre auch nie zum Todesser geworden, wenn sein Vater ihn nicht bereits dem Dunklen Lord versprochen hatte, als er noch ein Baby gewesen war. Er hatte sogar noch versucht zu fliehen, aber es war zwecklos gewesen. Sie hatten ihn erwischt und ihn dann gezwungen, in ihre Reihen einzutreten, sonst hätte Voldemort seine komplette Familie ausgelöscht.
Doch mir konnte man nichts mehr anhaben. Voldemort würde Draco nie etwas antun, das wusste ich. Meine Eltern waren tot und meine Freunde mehr oder weniger in Sicherheit.
Also konnte ich im Moment nur eines tun: Durchhalten und der Dinge harren, die da kommen.

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