Ein Unglück kommt selten allein

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Nein, nein, nein. Bitte nicht. Wieso musste nur immer mir so etwas passieren? Konnte nicht mal irgendjemand anders in meinen Swimmingpool voller Trollscheiße springen? Womit hatte ich es verdient, ständig von einer blöden Situation in die nächste zu gelangen? Was hatte ich in meinem Leben nur falsch gemacht?
Was sollte ich denn jetzt tun? Da war wieder ein kleiner Malfoy-Junior in meinem Bauch. Eine Tatsache, die ich so nicht geplant und zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht gewollt hatte. Was hatte es denn jetzt für Perspektiven? Seine Eltern waren beide Todesser und mit dem bösesten Magier aller Zeiten verbündet. Sollte unser Kind denn genauso werden? Das konnte und wollte ich nicht zulassen. Lieber würde ich sterben, als mein Kind in den Händen von Lord Voldemort zu wissen. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: genau aus diesem Grund waren meine Eltern gestorben. Sie wollten mich beschützen. Und jetzt war ich in der gleichen Lage wie sie. Nur viel schlimmer. Sie hatten eine Wahl gehabt. Ich hatte sie nicht. Ich musste tun, was mir befohlen wurde.
Ich spürte, wie mich Draco von hinten umklammerte. Er wollte mir so viel Kraft wie möglich spenden, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Ich war mit den Nerven am Ende. Was sollten wir denn jetzt tun? Abhauen? Uns vom Orden schützen lassen, wenn er es denn schaffte? Oder doch abtreiben? Nein, das war unmöglich. Erstens würde ich nicht mein eigen Fleisch und Blut umbringen und zweitens würde das Voldemort niemals zulassen. Oh Gott, in was für eine Lage waren wir da nur hinein geraten?
Plötzlich klatschte mein Herr in die Hände und lachte laut auf.
„Ist das schön", rief er laut aus. „Wir bekommen ein Baby. Ach, ist das herrlich. Draco, Katherine, kommt her und lasst Euch beglückwünschen."
Moment einmal. WIR bekommen ein Baby? Nur über meine Leiche. Wenn dann bekomme ich eins und nicht DU, Du mieser, schleimiger, hinterhältiger Arsch. Du hast mir diese ganze Scheiße überhaupt erst eingebrockt.
Ich starrte meinen Herren einfach nur geschockt an und war zu keiner weiteren Reaktion mehr fähig.
„Komm schon, meine Süße", flüsterte Draco mir in Gedanken zu. „Wir müssen das jetzt hinter uns bringen, ob wir wollen oder nicht."
Er nahm mich bei den Schultern und schob mich auf unseren Herren zu, der immer noch auf dem Stuhl saß und uns freudig anstrahlte. Alles in mir wehrte sich dagegen, jetzt zu Voldemort zu gehen und mir zu meinem „Glück" gratulieren zu lassen. Im Gegenteil. In mir brauchte sich ein Unwetter zusammen und ich wusste genau, was geschehen würde, wenn das ausbrach. Genau, viele Liter an Tränen würden fließen.
Wir kamen am Tisch an. Unser Herr sprang nun doch von seinem Platz auf und schnappte sich die Hand meines Ehemannes.
„Draco, Du alter Schwerenöter", meinte er lachend. „Ich habe ja viel von Dir erwartet, aber nicht, dass Du es so schnell schaffst, Deiner Frau einen Braten in die Röhre zu schieben. Sehr schön, wirklich! Damit hast Du Deine Schuld mehr als nur wett gemacht. Ich freue mich sehr darüber. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch."
„Vielen Dank, mein Herr", sagte Draco und verneigte sich höflich. Doch ich konnte eindeutig erkennen, dass es auch ihm nicht gerade prickelnd ging. Sein Blick wirkte total versteinert. Wahrscheinlich wusste er auch nicht, was wir jetzt tun sollten.
„Lucius, Du musst wirklich sehr stolz auf Deinen Sohn sein", sprach der Dunkle Lord weiter. „Dass er so schnell sein Versprechen erfüllt und Dich somit zum Opa macht. Opa Lucius! Ist das nicht wunderbar?"
„Absolut, Eure Lordschaft", antwortete mein Schwiegervater, doch auch sein Blick sprach Bände. Glücklich war er keinesfalls, das war mehr als deutlich. Er sah aus, als hätte er soeben eine ganze Kiste voll mit sauren Zitronendrops gegessen.
„Ach, wird das herrlich werden", freute sich Voldemort. „Das Getrappel von kleinen Füßchen und das fröhliche Lachen eines Kindes. Gibt es denn etwas schöneres?"
Hmmm, die Sache mit dem Windeln wechseln und den schlaflosen Nächten hatte er wohl vergessen, aber das war ja eh nicht sein Problem. Das konnte ich ja erledigen. Dafür war ich gut genug. Wieder musste ich schlucken und die Tränen weg blinzeln, die sich ihren Weg nach draußen bahnen wollten.
„Kommen wir aber nun zu unserer werdenden Mutter", wandte sich Voldemort an mich. „Meine liebe Katherine. Du hast mir eine sehr große Freude gemacht, das muss ich wirklich sagen. Du wirst mir das geben, wonach ich mich am meisten sehne. Eine dritte Generation an Todessern. Auch Du hast Dein Wort gehalten und dafür hast Du Dir eine Belohnung verdient. Du bekommst Deinen Zauberstab zurück und hast noch einen Wunsch frei. Was hältst Du davon?"
Er zog meinen Stab aus der Innenseite seines Umhangs und reichte ihn mir. Wie gerne würde ich jetzt damit herumballern, in der Hoffnung, ihn tödlich zu verwunden. Aber noch ging das ja nicht. Noch waren vielleicht nicht alle Horkruxe zerstört und dann wäre ich, nein WIR, in noch größerer Gefahr.
„Danke, Mylord, ihr seid sehr großzügig", gab ich daher zurück und machte einen tiefen Knicks. „Aber ich habe keinen weiteren Wunsch, mein Herr. Ich würde mich nur gerne in ärztliche Behandlung begeben, damit unserem Kind auch ja nichts zustößt. Es sollte regelmäßig untersucht werden."
„Dein Wunsch sei gewährt. Natürlich darfst Du einen Heiler aufsuchen, aber nur einen magischen. Ich dulde es nicht, dass Dich ein Muggel anfasst. Verstanden?"
Was sollte denn das jetzt?
„Natürlich, mein Herr. Ich wäre sowieso ins St. Mungo gegangen."
„Dann ist ja alles bestens. Es wird Dich aber immer jemand begleiten. Ach, Katherine, eine Bitte hätte ich da noch an Dich."
„Welche denn, Mylord?"
Was kam denn jetzt noch? Sollte ich mich etwa nur noch ins Bett legen und nichts tun? Ja schön vorsichtig sein? Im Leben nicht. Ich musste jetzt versuchen, eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Koste es, was es wolle.
„Ich möchte, dass Du immer schön in meiner Nähe bleibst. Ich werde Dich vielleicht auch auf ein paar Reisen mitnehmen müssen, aber das dürfte nicht weiter tragisch sein. Ich möchte Dich einfach nur in Sicherheit wissen. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?"
„Ja, das habt ihr, Eure Lordschaft."
Herr im Himmel, was sollte denn das jetzt schon wieder? Sollte ich etwa nur noch mit einem Babysitter herum laufen? Machte er sich einfach nur Sorgen oder ahnte er etwa irgendwas?
„Nun gut, dann wäre das ja auch geklärt. Wenn Du möchtest, darfst Du jetzt nach oben gehen und Dich ein wenig hinlegen. Du siehst sehr müde aus. Aber es war ja auch ein anstrengender Tag für Dich. Zuerst die Sache mit Potter, dann diese herrliche Nachricht. Du musst mehr als erledigt sein."
„Ja, das bin ich auch. Ich danke Euch, mein Herr."
„Dann wünsche ich Dir eine gute Nacht, Katherine. Draco, Du bleibst noch hier unten. Wir haben noch einiges zu besprechen."
Ich war wirklich mehr als dankbar, dass ich gehen durfte, denn ich spürte, dass ich es hier unten keine Sekunde mehr länger ausgehalten hätte. Ich wandte mich ab und ging in Richtung Tür. Ich warf Severus, an dem ich auf meinem Weg nach draußen vorbei kam, einen hilfesuchenden Blick zu und stürmte dann los. Niemand sollte meine Tränen sehen oder gar hören. Doch sie flossen bereits, kaum dass ich die erste Stufe der Treppe erreicht hatte.

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