Eine wunderschöne Hochzeitsnacht

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Eine Viertelstunde später war ich umgezogen und umgestylt. Mein Make-up hatten wir zwar so gelassen, aber die Haaren trug ich jetzt zu einem schönen Knoten im Nacken. Das Kleid meiner Mutter war bombastisch. Ich hatte nicht gedacht, das weiße Spitze so gut aussehen konnte. Es war eine schöne A-Linie aus reinweißer Spitze mit einem kleinen Reifrock und einer zwei Meter langen Schleppe. Oben war es enganliegend und hatte leichte Ärmel, die bis zu den Ellenbogen gingen. Um die Taille war ein kleines weißes Band in einer schönen Schleife gebunden. Die Änderung, von der Mrs Weasley gesprochen hatte, bestand darin, dass das Kleid nun schulterfrei war. Die Ärmel begannen erst am Brustansatz. Bei meiner Mutter waren die Schultern bedeckt gewesen.
Es war wunderschön und ich heulte Rotz und Wasser. Gott sei Dank schien das Make-up wirklich wasserfest zu sein. Mrs Weasley tupfte mir die Tränen weg und flüsterte mir beruhigende Dinge zu.
„Deine Mum ist heute bei Dir, Kate, mein Schatz", sagte sie sanft. „Und sie wäre so stolz auf Dich, wenn sie Dich so sehen könnte."
„Aber sie wäre sicher auch wütend, weil... weil...", stotterte ich.
Weil ich eine Todesserin geworden bin, das wollte ich eigentlich sagen, denn es erschien mir auf einmal so wichtig zu sein. Ich hatte all meine Überzeugungen und die meiner Eltern über Bord geworfen. Ich war eine grauenhafte Tochter.
„Nein, Kate", meinte Mrs Weasley und streichelte mir über den Rücken. „Du hast Mut bewiesen. Du hast den Mann gerettet, den Du liebst. Jeder von uns hätte das getan. Niemand ist Dir böse deswegen, glaube mir."
„Apropos Mann", warf Ginny ein. „Der wartet da draußen auf Dich. Der ist schon sichtlich nervös, weil Du so lange brauchst. Wollen wir nicht langsam mal los?"
Draco. Oh mein Gott, er war sicher schon außer sich. Immerhin war ich seit mehr als 20 Minuten hier im Zelt.
„Ginny", schnauzte ihre Mutter sie an.
„Was denn? Ist doch wahr."
„Sie hat recht, Mrs Weasley", meinte ich schnell. „Wir sollten wirklich loslegen, bevor es dunkel wird. Wo ist Severus? Er soll mich doch zu Draco..."
„Ich bin hier, Kleines", sagte er vor dem Zelt. „Ich wollte nur nicht herein kommen, bevor Du nicht angezogen bist."
„Gib Remus mal ein Zeichen, dass er die Musik abspielen kann", erwiderte Mrs Weasley und ging dann schnell nach draußen.
Dann setzte erneut Pachelbels Kanon ein und Ginny sah mich an.
„Ich geh dann mal los", sagte sie. „Du wartest hier drin, bis ich vorne bin, dann kommt ein anderes Stück. Du wirst schon hören, wenn Dein Einsatz kommt."
„Hier, gib ihr mal den Brautstrauß", meinte mein Freund und streckte seine Hand mit einem kleinen runden Strauss aus Frühlingsblumen herein. „Nicht, dass sie deswegen noch Zustände bekommt."
Ginny nahm ihm die Blumen ab und gab sie mir. Dann trat sie aus dem Zelt und lief den Mittelgang zwischen den Stühlen entlang, die mittlerweile jemand heraufbeschworen hatte. Es dauerte etwa zwei Minuten, dann ertönte ein leises Klavierstück. Moment mal, das kannte ich doch. Da war es, endlich. Dracos und mein Lied. Wie hatten sie das denn zustande gebracht?
Mit kamen die Tränen. Oh nein, nicht schon wieder. Ich entwickelte mich langsam noch zu einem lebenden Wasserfall. Ganz ruhig, Kate, alles wird gut.
Ich wischte sie mir von der Wange und verließ das Zelt. Davor wartete Severus und reichte mir seinen rechten Arm.
„Dieses Kleid gefällt mir fast noch besser als das vorhin", sagte er lächelnd, während wir nach vorne schritten.
„Willst Du mir damit etwa sagen, dass ich keinen guten Geschmack habe", giftete ich ihn an.
„Nein, das nicht, aber das hier verleiht Dir mehr Persönlichkeit. Es ist, als würde es zu Dir gehören."
Ich wusste, was er meinte. Da das Kleid meiner Mutter gehört hatte, trug ich es ganz anders als das vorherige. Ich hatte es auch geliebt, aber das hier war, als wäre meine Mutter bei mir.
Wir erreichten meinen Schatz, Ginny, Fred und George, die sich an einem wunderschönen Bogen aus lauter Frühlingsblumen versammelt hatten. Es waren die gleichen wie in meinem Strauss und wie die, die hier auf der Lichtung wuchsen.
Severus überreichte mich an Draco, wie er es schon vorhin getan hatte. Mit einem sanften Kuss auf die Wange übergab ich mich endgültig. Mein Vater hätte es genauso getan. Severus war wirklich eine gute Wahl gewesen.
„Liebe Freunde", begann Fred. „Wir haben uns heute hier versammelt, damit Kate und M..., äh, Draco sich erneut ihre ewige Liebe schwören können..."
„Und es damit offiziell miteinander treiben können", vollendete George den Satz.
Bitte? Das war ja wohl die Höhe und unbeschreiblich. Mein Sexleben ging die ja wohl überhaupt nichts an. Aber das waren Fred und George. So sind sie und nicht anders. Wer war eigentlich auf die Idee gekommen, ausgerechnet diese beiden als Zeremonienmeister einzusetzen?
„Damit das ganze auch eine persönliche Sache bleibt...", fuhr George fort.
„Und wir nicht alle zu lange auf dieses herrliche Essen warten müssen, das bereits im Zelt bereit steht...", wandte Fred ein.
„Überlassen wir jetzt das Wort diesen beiden hier...", George.
„Falls Mal... , äh, Draco überhaupt zu Wort kommen wird." Fred.
Es war zum aus der Haut fahren, aber trotzdem irgendwie witzig. Es war die lustigste Trauung, die ich je erlebt hatte. Na ja, die beiden hatten auch einen super Lehrmeister gehabt, ihren Freund Lee Jordan, der, wie ich wusste, mittlerweile Stadionsprecher bei der BQL (British Quidditch League) war.
Draco sah die beiden Zwillinge erstaunt an, grinste aber doch leicht. Fred nickte ihm zu. Ich übergab meinen Brautstrauß an Ginny, nahm Dracos Hände in meine und biss mir auf die Unterlippe um auch ja keinen Ton von mir zu geben.
„Meine liebste Katherine", begann mein Mann seine Rede. „Ich möchte Dir heute sagen, wie sehr ich Dich liebe. Viel zu selten werden diese drei Worte ausgesprochen. Oftmals geht das Wichtigste im Leben und im Alltagsstress unter. So sollte es aber nicht sein. Schließlich bist Du die Person, die ganz tief in meinem Herzen einen Platz auf immer und ewig hat. Deshalb sage ich Dir jetzt und hier ein 'Ich liebe dich, mein Schatz'. Danke, dass Du immer für mich da bist. Danke für Deine Liebe, die ich täglich spüre und die ich nie mehr missen will. Danke auch, dass Du mir meine kleinen Unzulänglichkeiten nachsiehst, und danke, dass Du manchem Sturm mit mir zusammen getrotzt hast. Du bist für mich der einzige Mensch, dem ich überall hin folgen würde und mit dem ich überall glücklich bin. Ich brauche weder ein schickes neues Auto noch ein repräsentatives Eigenheim. Ich brauche auch kein prall gefülltes Bankkonto und erst recht keinen Urlaub auf einem Luxusdampfer. Ich brauche nur Dich! Du gibst mir das Gefühl, alles erreicht zu haben, ohne dass ein Stillstand einkehrt. Du bist und bleibst ein Abenteuer, ohne mich ruhelos zu machen. Du weist mich in die Schranken mit grenzenloser Liebe. Du machst mich zum Überflieger und holst mich sanft auf den Boden zurück. Manchmal bist und bleibst Du mir ein Rätsel, dabei kenne ich Dich doch so genau. Dennoch, immer wieder bist du für eine Überraschung gut. Deine Spontanität, Deine unkonventionelle Art und zugleich deine Bodenständigkeit, die mir immer dann Halt gibt, wenn ich mich zu verlieren scheine, das macht Dich aus. Wie machst Du das, mein Schatz? Irgendwann werde ich Dich vielleicht einmal ergründet haben. Viele, viele Jahre wird das noch dauern, vielleicht gelingt es mir auch nie. Doch immer werde ich Dich lieben, so wie Du bist - irgendwie unergründlich! Nun weißt Du, wie sehr ich Dich liebe."
Nicht weinen, Kate, nicht weinen. Nicht schon wieder. Aber ich konnte nicht anders. Seine Worte hatten mich einfach zu sehr gerührt. Oh Gott, was sollte ich denn jetzt sagen? Da klang mein Eheversprechen von heute Morgen ja wie der reinste Kindergarten. Also gut, dann versuchen wir es mal mit Trick 18: Spontan sein und einfach sagen, was mein Herz mir sagt.
„Lieber Draco", begann ich und sagte einfach das, was mir in den Sinn kam. „Es gibt keine Worte, die ausdrücken können, was ein Mensch fühlt. Meine Gefühle und Emotionen für Dich sind viel zu groß, viel zu vielfältig, als dass ich sie in einfache Worte verpacken könnte. Seitdem ich mich in Dich verliebt habe, hat sich alles verändert. Nie hätte ich gedacht, dass jemand meine Gedanken- und Gefühlswelt so durcheinanderbringen kann. Zu Beginn waren da Euphorie, Leidenschaft und Faszination, wie ich sie bei keinem anderen Menschen erlebt habe. Immer wenn ich Dich sah, raste die Achterbahn in meinem Inneren erneut los. Jedes Wort, jede Geste und jedes Lächeln zwischen uns war wie ein altbekanntes Liebesspiel und doch war es völlig neu für mich. Ich merkte schnell, dass Du anders warst. Und zwar anders für mich, weil ich glaube, dass wir zusammen etwas ganz Besonderes sind. Ich weiß nicht, ob ich an Seelenverwandtschaft glauben soll, aber wenn ich mit Dir zusammen bin, fühlt es sich vertraut und richtig an. Ich hoffe, dass auch ich so jemand Besonderes für Dich bin oder jemals sein kann. Heute weiß ich, dass ich ohne Dich nicht mehr sein will. Du hast mir weitaus mehr gegeben, als sich ein Mensch wünschen kann. Ich danke dem Schicksal, Gott oder dem Zufall, dass unsere Wege sich gekreuzt haben. Manchmal stellte ich mir vor, wie mein Leben aussähe, hätten wir uns nicht lieben gelernt. Jedes Mal, wenn ich daran denke, schließe ich die Augen und sehe Dein Gesicht. Denn ich will nichts Anderes, keine Welt ohne Dich und nicht einmal die Gedanken daran. Über die Liebe wusste ich nicht viel. Ich dachte davor, es sei nur ein unwahrscheinlich tolles Gefühl. Doch jetzt weiß ich, dass es die bedingungslose Bindung an einen Menschen ist, der einem jeden Tag Glück ins Herz bringt. Ich danke Dir für jeden einzelnen Tag mit mir. Ich liebe Dich."
Nun war es Draco, der gegen die Tränen ankämpfen musste, aber so richtig wollte es auch ihm nicht gelingen.
„Sehr schöne Worte von den beiden" sagte George.
„Doch eine Frage hätten wir noch an Euch", meinte Fred und sah seinen Bruder an.
„Wollt ihr, Kate und Draco", fuhren sie gemeinsam fort, „wirklich, ehrlich und aufrichtig, den Bund des Lebens miteinander eingehen und für immer in Liebe vereint sein, was denn auch kommen mag?"
Draco und ich sahen uns tief in die Augen.
„Ja" antworteten wir gemeinsam.
„Dann erklären wir Euch hiermit, Kraft unseres verliehenen Amtes, für immer in Liebe verbunden."
Ich sah meinen Liebsten an. Ja, ich würde ihn auf immer und ewig lieben.
Das waren wirklich sehr schöne Worte, die Fred und George gesagt hatten, das musste man ihnen lassen.
„Worauf wartet ihr denn noch", fragte Fred und ich sah ihn fragend an.
„Genau", rief George. „Küssen, küssen, küssen."
„Küssen, küssen, küssen", fiel Fred mit ein.
„Küssen, küssen, küssen", riefen nun auch alle Gäste.
Draco und ich grinsten uns an.
„Geben wir ihnen doch, wonach sie verlangen", sagte ich spöttisch und zog meinen Mann näher an mich heran.
„Nichts lieber als das. Die sollen sich auf was gefasst machen", gab Draco zurück. „So einen Hochzeitskuss haben die sicher noch nie gesehen."
Er packte mich am Nacken und zog mich in einen stürmischen Kuss. Meine Freunde jubelten und ich triumphierte. Es tat so gut Dracos Lippen auf meinen zu spüren. Es war mir scheißegal, ob dabei alle Menschen, die mir wichtig waren (nur Harry, Ron und Hermine fehlten), zuschauten. Nur er und ich zählten in diesem Moment. Ich hatte ihn endlich für immer und ewig und all die anderen akzeptierten das, weil die Liebe etwas ist, wogegen man nicht ankämpfen kann. Und ich liebte ihn mehr als alles andere auf der Welt, meinen Ehemann, und ich würde ihn nie wieder hergeben.

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