Alle Tage meines Lebens

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Die nächsten zweieinhalb Wochen gingen wahnsinnig schnell vorbei, aber sie wurden für mich auch zu einer wahren Tortur.
Narzissa war so lieb und hielt mich über sämtliche Planungen auf dem Laufenden und allein dabei wurde mir schlecht.
Es ging schon los bei dem Einzug in den Ballsaal, wo die Trauungszeremonie stattfinden sollte. Draco und ich hätten gerne das Lied gehabt, das Draco mir letztes Jahr zum Geburtstag komponiert hatte. Es war quasi unser Lied. Voldemort jedoch bestand auf dem traditionellen Hochzeitsmarsch. Gut, das war vielleicht nicht weiter tragisch, aber es sollte noch weiter gehen. Ich wollte dunkelrote Rosen als Hochzeitsblumen haben, der Dunkle Lord schwarze (Was auch sonst?). Dann ging es weiter mit der Tischdekoration. Sie sollte komplett in schwarz gehalten sein, ich fand aber, dass das zu einer Beerdigung und nicht zu einer Hochzeit passte.
Und so ging es immer weiter. Sitzordnung, Menüabfolge, Eröffnungstanz. Es kam mir so vor, als würde der Dunkle Lord immer genau das komplette Gegenteil von dem machen, was ich eigentlich wollte. Ich sagte weiß, er sagte schwarz. Ich sagte rot, er sagte blau. Ich wollte Rindfleisch als Hauptgang, er wollte Pute (Ist ja auch billiger, der alte Geizkragen).
Ich war irgendwann mit den Nerven total am Ende. Diese Hochzeit würde nicht der schönste, sondern der schlimmste Tag in meinem Leben werden. Ich war schon soweit, dass ich gar nicht mehr heiraten wollte.
Es gab in dieser Zeit nur eine Sache, die mich wirklich aufheiterte und das war mein Brautkleid. Nach einer Woche war ich noch einmal zu einer Anprobe bei Ian Stuart und ich war immer noch genauso begeistert, wie zuvor. Es passte sogar schon wie angegossen und ich konnte es gleich mitnehmen. Allerdings hatte ich einen kleinen Streit mit Narzissa, da sie unbedingt für das Kleid aufkommen, ich aber selbst bezahlen wollte. Sogar Draco musste eingreifen und mich beschwichtigen. Er meinte, ich solle mir das Geld lieber für später aufheben und meiner Tochter einmal das Brautkleid bezahlen, falls wir denn jemals eine bekommen sollten. Zähneknirschend gab ich nach, doch ich tat es nicht gern. Ich kam mir schäbig dabei vor, da mir alles in den Hintern geschoben wurde, obwohl ich es mir locker hätte leisten können.
Ein weiterer Punkt war der Junggesellenabschied gewesen. Draco würde mit seinen Jungs (Crabbe und Goyle hatten extra dafür eine Genehmigung erhalten, Hogwarts übers Wochenende verlassen zu dürfen) und ein paar Todessern losziehen. Doch was sollte ich machen? Meine beste Freundin war in der Schule und würde so oder so nicht hierher kommen können. Und ich wollte es auch gar nicht, denn so würde ich sie einer riesigen Gefahr aussetzen. Ich selbst durfte Malfoy Manor auch nicht alleine verlassen (Befehl des Dunklen Lords), aber wahrscheinlich hätte ich es so oder so nicht getan. Also saß ich an dem Abend mit Narzissa im Wohnzimmer im ersten Stock und wir machten ein Beautyprogramm. Auch Bellatrix schaute kurz vorbei, wahrscheinlich weil es ihr befohlen worden war, trollte sich aber relativ schnell wieder. Alles in allem ein schöner Abend (Meine Zehennägel sahen super aus so schwarz lackiert mit Strasssteinen drauf), aber doch irgendwie langweilig. Ich hätte auch lieber ein bisschen Party gemacht, aber ich durfte es ja nicht. Der Dunkle Lord war und blieb einfach ein Spielverderber.
Mit meinem Eheversprechen kam ich auch nicht so wirklich weiter. Ich wusste zwar genau, was ich Draco sagen wollte, brachte es aber nicht so wirklich zu Papier. Es sollte einfach schön klingen, aber irgendwie klang das alles entweder scheiße oder zu geschwollen. Na ja, vielleicht musste ich es doch spontan machen, aber was wäre, wenn ich dann zu stottern anfangen würde?
Mir fehlte Ginny. Sie war so gut in so etwas, aber sie konnte nicht bei mir sein. Immerhin war sie neben Severus meine beste Freundin und sie hätte sicher eine prima Brautjungfer abgegeben. Ich hatte Severus einen langen Brief an sie mitgegeben, in dem ich ihr alles erklärte und in dem ich mich bei ihr entschuldigte, dass ich gezwungen war, so zu handeln. Ich wusste, sie würde es verstehen. Sie würde sicher das selbe tun, wenn mit Harry so etwas passieren würde.
Ich musste zugeben, ich hatte eine riesige Angst vor dieser Hochzeit. Was wäre, wenn es wirklich ganz furchtbar wurde? Würde ich dann einfach umdrehen und davonlaufen? Oder würde ich die Arschbacken zusammen kneifen, es stillschweigend über mich ergehen lassen und es für den Rest meines Lebens bereuen? Oder würde ich ausrasten und einfach alles kurz und klein hauen? Ich bin ehrlich: Möglichkeit 3 gefiel mir am besten.

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