Folter

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Ach Du heilige Scheiße, was sollte ich denn jetzt machen?
Die Beweise waren eindeutig. Ich stand hier, mitten in Severus' Büro, der natürlich ausgerechnet heute nicht da war und hatte Godric Gryffindors Schwert in der Hand. Die Vitrine, in der es geruht hatte, war in tausend, ach was, einer Millionen Scherben zerbrochen.
Vor mir stand Amycus Carrow und grinste mich triumphierend an.
„So, so, unsere kleine Schulsprecherin begeht wohl einen kleinen Diebstahl, nicht", fragte er lachend. „So ein böses Mädchen aber auch. Verrate mir doch einmal, was Du mit diesem Teil, dass im Übrigen Schuleigentum ist, anfangen willst?"
Ich rührte mich nicht von der Stelle. Ich war vor Angst erstarrt. Aber ich machte mir nicht um mich Sorgen, sondern um Ginny, die irgendwo neben der Tür stehen musste.
„Ach, Du willst also nicht auspacken? Na, warte, dass haben wir gleich. Ich habe schon meine Mittel und Wege, wie ich heraus finden kann, was Du damit vor hast. Legilimens!"
Carrow hatte seinen Zauberstab gezogen, auf mich gerichtet und versuchte, in meinen Geist einzudringen. Doch in diesem Fall war ich stärker, denn ich hatte den größeren Dickschädel. Ich baute eine riesige Mauer um meinen Geist und hinderte ihn so daran, meine Erinnerungen zu sehen. Mit einer enormen Zufriedenheit sah ich, dass Amycus seine Augen zusammen kniff. Ich spürte einen leichten Druck im Kopf, aber mehr auch nicht. Doch plötzlich schien er seine Strategie zu ändern, denn der Druck verschwand.
„So, so", sagte Amycus und blickte finster drein. „Du kannst also Okklumentik?"
„Was bitte soll das sein", fragte ich. Trick 17, blöd stellen. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden."
„Verkauf mich nicht für dumm, Du kleine Schlampe. Wer hat Dir das beigebracht? Vielleicht Dein Stecher? Das wird meinen Herren und Meister sicher interessieren."
Oh Shit, der wollte doch nicht etwa Voldemort davon erzählen oder? Das war gar nicht gut. Dann würde es für Draco nur noch gefährlicher werden. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen. Und zwar schnell, bevor Ginny noch eingriff und sich dadurch verriet. Ich musste sie um alles in der Welt sicher hier raus bringen.
„Hören Sie, Mr Carrow", sagte ich daher. „Ich weiß, die Indizien sind eindeutig. Leugnen zwecklos. Ich wollte Professor Snape überraschen und das Schwert genauestens untersuchen. Als ich das letzte Mal in seiner Sprechstunde war, deutete er an, dass er eine genaue Dokumentation darüber erstellen lassen will. Mein Vater arbeitet in der Schutzabteilung bei Gringotts und hat mir einiges über antike Stücke bei gebracht (Das war nicht einmal gelogen!). Ich wollte daher eine Analyse für ihn anfertigen. Sicher hätte ich warten müssen, bis er wieder da ist, aber es sollte ein Weihnachtsgeschenk werden. Für die gute Zusammenarbeit quasi. Sie verstehen?"
„Du lügst. Selbst wenn es stimmen sollte, bleibt immer noch der Tatbestand des Einbruchs (Ich wusste das Passwort, hallooooo) und der Nichteinhaltung der Nachtruhe. Das bedeutet also, dass ich das Recht habe, sie zu bestrafen, Miss Miller. Es wird mir ein wahres Vergnügen sein. Sie können es sich jetzt aussuchen. Entweder sie kommen freiwillig mit mir mit, dann könnte ich von einer sehr schweren Bestrafung absehen. Oder sie weigern sich. Dann aber gnade Ihnen Gott."
Verzweifelt dachte ich nach. Was mache ich denn jetzt? Ich musste dringend versuchen, Ginny aufzuhalten. Es wunderte mich eh, warum sie noch nicht eingegriffen hatte. Vielleicht war sie einfach in eine Art Schockstarre verfallen. Oder aber sie war intelligent genug zu wissen, dass sie sich lieber bedeckt halten sollte.
Ich sandte meinen Geist aus und versuchte sie zu spüren. Sie stand direkt neben der Tür, die hinaus in den Flur führte. Gott sei Dank hatte mir Severus in der letzten Okklumentikstunde beigebracht, wie man auch still miteinander auf magische Weise miteinander kommunizieren konnte. Zugegeben, er wollte es zuerst nicht, aber nachdem ich keine Ruhe gegeben hatte, hatte er es mir doch gezeigt.
Ich konzentrierte mich auf Ginnys Energie. Ich konnte Angst und Ratlosigkeit spüren, aber auch Wut und Trotz. Sie war kurz davor anzugreifen und mich aus meiner misslichen Lage zu befreien.
„Ginny", flüsterte ich ihr in Gedanken zu und spürte, wie sie innerlich zusammenzuckte. „Lass es sein. Greif nicht an und verrate Dich. Ich krieg das schon hin, okay? Aber wenn Du mir wirklich helfen willst, dann rennst Du jetzt sofort nach oben in die Eulerei und schickst eine Nachricht an Severus. Egal, wo er ist, Artemis wird ihn finden. Nun geh schon endlich. LAUF!"
Ich spürte, wie ihr Geist sich entfernte. Halleluja, eine Sorge weniger. Wenden wir uns also wieder meinem dringlichsten Problem zu.
„Hören Sie, Mr Carrow", setzte ich an. „Halten Sie eine Strafe denn wirklich für angemessen? Denn es war ja immerhin kein richtiger Einbruch, da ich das Passwort kenne und außerdem habe ich eine Genehmigung von Professor Snape, mich außerhalb der genehmigten Zeiten auf den Gängen zu..."
„Richtig, auf den Gängen und nicht im Büro des Schulleiters (Ups, mein Fehler!). Aber auch so, wäre es mir scheißegal, was Snape Ihnen erlaubt hat und was nicht. Denn er ist nicht hier und sie befinden sich in meiner Gewalt. Sie sind mir sowieso schon lange ein Dorn im Auge. Deswegen noch einmal die Frage. Kommen Sie freiwillig mit oder nicht?"
„Fein, in Ordnung. Ich komme mit. Gehen wir?"
Ich hatte gar keine andere Wahl. In einem Kampf wäre ich ihm wahrscheinlich haushoch unterlegen und flüchten hätte keinen Sinn, denn er blockierte ja die Tür mit seinem fetten Leib. Vielleicht konnte ich auch so einer schlimmeren Strafe entgehen.
„Nicht so schnell, Miss Miller. Accio Zauberstab!"
Verdammt. Mein Zauberstab flog aus dem Holster an meiner Hüfte und landete in seiner Hand. Wieso musste dieses blöde Schwert auch so schwer sein, dass man es mit beiden Händen tragen musste?
„Gut, das wäre das", sagte dieses Arschloch grinsend. „Wären sie jetzt so freundlich, und würden das Schwert an seinen angestammten Platz zurück legen? Braves Mädchen. Und nun, zu guter Letzt: Incarcerus!"
Schon wieder wurde ich mit einem dicken Seil gefesselt. Ich versuchte mich dagegen zu wehren, aber es schnitt mir so tief ins Fleisch, dass ich das lieber doch sein ließ.
„Was soll das", rief ich laut. „Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass ich freiwillig mitkommen werde."
„Sicher ist sicher, Schätzchen. Außerdem macht es so viel mehr Spaß! Na, dann wollen wir mal."
Er kam zu mir hinüber, hob mich hoch und warf mich über seine Schulter. Dann verließen wir das Büro.

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