Der finale Kampf

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Plötzlich geschah etwas seltsames.
Ich hatte schon die Macht gespürt, mit der Voldemorts Todesfluch auf meinen Schild geprallt war, hatte den Druck gespürt, den man immer fühlte, kurz bevor der Schild in sich zusammen brach, aber plötzlich war er verschwunden. Ich wagte einen Blick nach hinten und sah, das Draco hinter mir seinen Zauberstab erhoben hatte. Er hatte einen zweiten Schildzauber gesprochen, der den meinen unterstützte und mich somit vor dem schlimmsten bewahrt.
„Wir sind ein Team, schon vergessen", sprach mein Liebster in Gedanken zu mir. „Ich lasse doch nicht zu, dass Du Dich so einfach vor mich wirfst und mich schon wieder zu retten versuchst. Nur über meine Leiche, Katherine."
Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, in der ich Draco meine tiefe Liebe mitteilen wollte, als erneut ein Schrei durch die Große Halle schallte.
„Ihr zwei dreckigen Blutsverräter", schrie unser Herr auf. „Wie könnt ihr mich nur so hintergehen? Ihr steht immer noch unter meinem Befehl, vergesst das nicht. Von Dir habe ich nichts anderes erwarte, Katherine (Ja, war ja klar, dass ich wieder einmal die Böse war. Das kannte ich ja schon!), aber Draco, dass Du mir auch noch in den Rücken fällst, das habe ich nie erwartet."
In der Halle war es jetzt mucksmäuschenstill. Alle starrten gebannt auf den Dunklen Lord und auf Draco und mich, die wir immer noch als eine Einheit dastanden. Nichts konnte uns mehr auseinander bringen.
„Du, Draco, der so viel für mich getan hat und dem ich wiederum mehr Freiheiten gegeben habe, als jedem meiner anderen Anhänger (Freiheiten? Ja genau, dass ich nicht lache!). Ich habe Dir erlaubt, dass Du diese... kleine Dreckschlampe (Moment, jetzt reicht es aber langsam!) heiratest und mit ihr zusammen sein darfst (Wenn ich dazu mal was anmerken dürfte: Du warst doch selber scharf auf mich, Du geiler Bock!). Keinem anderen hätte ich es durchgehen lassen, dass er mich so hintergeht wie Du mich hintergangen hast. Und was ist der Dank dafür? Du stellst Dich auf die Seite der dreckigen Schlammblüter und Blutsverräter."
„Nur damit Du es weißt", entgegnete mein Liebster und ging mehrere Schritte auf Voldemort zu (Muss ich wirklich erwähnen, dass mir das gar nicht passte? Ich glaube nicht.). Ich bewunderte ihn in diesem Moment sehr für seinen Mut. „Ich wollte nie einer der Deinen werden. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich ein ganz normales Leben geführt. Aber mir blieb keine andere Wahl, da mich mein Vater bereits an Dich versprochen hatte. Ich wollte nie ein Todesser sein und will es auch heute noch nicht. Ich habe es gehasst in Deinen Diensten zu stehen und spätestens nachdem ich mich in Katherine verliebt hatte, habe ich alles, was ich getan habe, nur gemacht um irgendwann einmal mit ihr ein ganz normalen Leben zu führen. Denn das ist es, was ich wirklich will. Ein normales Leben mit meiner Ehefrau und UNSEREN Kindern (Oh Gott, Draco, musst Du das denn jetzt durch die ganze Halle schreien? Ich hätte das meinen Freunden lieber schonend beigebracht!). Ich will nicht foltern und ich will nicht morden. Und schon gar nicht möchte ich noch einen Befehl ausführen, den Du mir gibst. Das habe ich lange genug mit gemacht. Ich tue endlich das richtige, ich stelle mich auf die richtige Seite. Und das ist nicht die Deine!"
Unser Herr stieß einen zornigen Wutschrei aus und es funkelte bedrohlich in seinen Augen. So sauer hatte ich ihn bisher nur zweimal gesehen und beide Male war es äußerst schlimm ausgegangen. Geh lieber in Deckung, mein Schatz. Unser Herr sah langsam aber sicher seine Felder davon schwimmen. Seine ganze Anhängerschaft war besiegt worden, geflohen, hatte aufgegeben oder sich gegen ihn gewandt. Er stand nun ganz alleine da und keiner würde ihm helfen. Doch ich sah ganz genau, dass ihm das scheißegal war. Er würde nicht eher ruhen, bis er nicht die ganze Macht der Zaubererwelt an sich gerissen hatte und wenn er davor jeden einzelnen von uns töten musste. Ich fragte mich, wo Harry steckte und warum er noch nicht eingegriffen hatte. Worauf wartete er denn?
Und da passierte es: Voldemort peitschte mit seinem Zauberstab und kreischte laut: „Avada Kedavra!"
Der grüne Lichtstrahl flog genau auf Draco zu und ich hatte keine Chance, ihn rechtzeitig zu erreichen oder zur Seite zu stoßen.
„DRACO", schrie ich auf, doch es war zu spät.
Gleich würde ihn der Fluch treffen und würde ihn mir für immer nehmen.
„Protego", hallte es auf einmal durch die Große Halle und die Stimme, die gesprochen hatte, kam mir mehr als bekannt vor.
Der ausgeführte Schildzauber prallte gegen den Todesfluch und lenkte ihn in Richtung Decke ab. Halleluja!
Es war Harry, der Draco gerettet hatte, das wusste ich ganz genau und in diesem Moment riss er sich seinen Tarnumhang herunter. Jubel und Schreie brandeten auf und der lauteste kam von Ginny. Ich schaute kurz zu ihr. Sie stand immer noch neben ihrer Mutter. Sie zitterte und war kreidebleich im Gesicht. Schnell ging ich zu ihr und drückte sie an mich.
„Er lebt, Gin", flüsterte ich ihr ins Ohr, als Draco zu uns kam und die Arme von hinten um mich legte. „Jetzt wird alles wieder gut."
Ich hoffte es zumindest. Voldemort und Harry begannen sich wie zwei Raubtiere zu umkreisen. Der Löwe gegen die Schlange. Und ich wusste ganz genau, dass jetzt die Entscheidung fallen würde. Sämtliche Horkruxe Voldemorts waren zerstört, er konnte also getötet werden. Am liebsten hätte ich es selbst getan, aber ich wusste genau, dass das mein Freund niemals gewollt hätte. Das war ganz allein eine Sache zwischen ihm und Voldemort. Hilflos musste ich deshalb zusehen, wie sich die beiden Männer für das Duell bereit machten, den finalen Kampf, der über meine und die Zukunft der ganzen Zaubererwelt entscheiden würde.

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