Letzte Worte

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„Du hast WAAAAS", schrie Ginny laut auf.
Sie saß auf meiner Bettkante im Krankenflügel. Ich würde erst morgen, also am Samstag, entlassen werden. Ich sollte mich noch schonen, hieß es.
Aber was war das bitte für eine Schonung, wenn meine liebe Freundin hier so herum schrie? Mir taten ja gleich die Ohren weh.
„Ich habe Draco raus geschmissen und ihm gesagt, dass ich ihn nicht mehr sehen will", antwortete ich ihr ruhig.
„Aber wieso?"
„Das habe ich Dir doch gerade eben gesagt. Muss ich denn alles tausendmal erklären? Er meinte... Moment, ich versuche das mal so hin zu kriegen wie er. 'Ich habe schon genug Probleme am Hals wegen Dir'. Ich weiß nicht, ob das der genaue Wortlaut war, aber er hat es auf jeden Fall so gemeint. Und er wollte mir befehlen, - das musst Du Dir mal, vorstellen, BEFEHLEN - dass ich mit der DA aufhöre. Ich meine, geht's noch? Ich bin doch keiner von seinen Dienern, die er einfach so herum scheuchen kann. Du hättest mal hören müssen, wie der sich aufgeführt hat. Als wäre er der große Pascha und ich nur irgend so eine Tussi aus seinem Harem. Ging echt gar nicht!"
„Schon, Kate, aber gleich Schluss machen? War das nicht ein bisschen voreilig? Ich meine, ist doch klar, dass er sich um Dich sorgt."
„Ich habe ja nicht direkt Schluss gemacht. Ich habe nur gesagt, dass ich ihn nicht mehr sehen will."
„Und wo ist da der Unterschied?"
„Na ja, ich... Hmmm, weiß ich jetzt auch nicht so genau. Ich brauche jetzt auf jeden Fall erst einmal meine Ruhe von ihm. Er muss einfach lernen, dass er so mit mir nicht umspringen kann. Ich bin 17 Jahre alt und laut Gesetz dazu berechtigt, meine eigene Entscheidungen zu treffen."
„Du hast ja recht, aber..."
„Aber was?"
„Was machst Du, wenn er Dich wirklich wörtlich nimmt und sich nicht mehr bei Dir meldet?"
„Dann werde ich ihm halt schreiben. Oder ich lasse es, denn wenn er nicht einsieht, was er falsch gemacht hat, dann hat er mich auch nicht verdient!"
„Aber wird er Dir nicht fehlen?"
„Doch, natürlich. Aber er kann auch nicht mit mir umspringen wie er will."
„Liebst Du ihn denn noch?"
„Selbstverständlich. Daran wird sich auch nichts ändern, nur weil er sich wie ein vollkommen durchgedrehter Vollidiot aufführt. Aber das war einfach zu viel des Guten. Das hat weh getan, verstehst Du?"
„Klar verstehe ich Dich, Kate. Er kann Dir nicht einfach an den Kopf werfen, dass Du der Grund für seine Probleme bist. Das geht gar nicht. Aber vielleicht hat er sich einfach nur falsch ausgedrückt."
„Glaub mir Ginny, ich habe vielleicht eine leichte Gehirnerschütterung und ein paar andere Verletzungen, aber meine Ohren funktionieren einwandfrei. Hör gefälligst auf ihn zu verteidigen. Immerhin bin ich Deine beste Freundin und nicht dieser blöde, wichtigtuerische Todesser!"
„Wird hier etwa von mir gesprochen", erschrak uns Severus, der gerade den Krankenflügel betrat, fast zu Tode. „Was habe ich denn jetzt schon wieder angestellt?"
„Ausnahmsweise einmal nichts", antwortete ich ihm.
„Und von welchem blöden, wichtigtuerischen Arschloch sprichst Du dann", fragte er grinsend.
„Arschloch hat sie nie gesagt", verteidigte mich Ginny.
„Stimmt", gab ich ihr wiederum Recht. „Idiot ist vielleicht ein paar Mal gefallen, aber Arschloch garantiert nicht. Was willst Du, Severus?"
„Nur nach Dir sehen", war seine Antwort. „Und mit Dir reden."
„Dann schieß los." Er warf einen unsicheren Blick auf Ginny. „Sie ist über alles im Bilde. Du brauchst Dir keine Gedanken zu machen. Außerdem würde ich es meiner Freundin sowieso hinterher erzählen, also kann sie genauso gut gleich hier bleiben."
„Okay", seufzte er. „Katherine, Draco war heute Nacht bei mir. Zuerst hat er mich zur Schnecke gemacht, weil ich es zugelassen habe, dass Du die DA wieder aufbaust. Wieso hast Du ihm das gesagt?"
„Es ist mir so raus gerutscht. Er wollte wissen, wie ich auf die Idee gekommen bin, in Dein Büro einzubrechen. Tja und dann wollte ich es ihm erklären und plötzlich ist er ausgerastet."
„Hast Du wirklich mit ihm Schluss gemacht", wollte er wissen. „Er war richtig fertig."
„Das sollte er auch. Ich habe mich nicht richtig von ihm getrennt. Ich sagte nur, ich wolle ihn nicht mehr sehen."
„Und wo ist da der Unterschied?"
„Herrgott, jetzt fängst Du auch noch damit an. Ginny hat mich das vorhin auch gefragt. Stimmt doch, oder Gin? Der Unterschied besteht darin, dass ich einfach nur ein bisschen Abstand brauche. Hat er Dir denn gesagt, was er zu mir gesagt hat?"
„Er hat irgendetwas erwähnt, aber so ganz schlau bin ich daraus nicht geworden, wenn ich ehrlich bin."
„Ich auch nicht so wirklich", warf Ginny ein.
„Vielen Dank, ich habe mir ja auch nur den Mund vorhin fusselig geredet", giftete ich sie an. „Also, noch einmal für alle zum Mitschreiben. Draco hat zu mir gesagt, es sei meine Schuld, dass er so viele Probleme hat."
„Das stimmt ja auch", fiel Severus mir ins Wort.
Bumm, mir fiel die Kinnlade runter. Meinte er das etwa ernst?
„Du... Du fällst mir in den Rücken", fragte ich verwirrt. „Auch Du, Brutus, äh, ich meine, Severus? Entschuldige, meine Mum hat einen Fable für alte Muggelfilme. Ist ja auch egal, aber ich dachte, gerade DU würdest mich verstehen. Nach allem, was Du..."
„Tut mir leid, Katherine", machte er damit meine Hoffnungen zunichte. „In diesem Fall muss ich leider Draco Recht geben. Weißt Du, ich weiß genau, was er alles durchmachen muss, nur um Dich zu schützen und das sind wirklich keine Kleinigkeiten. Ich kann es Dir leider nicht sagen, was das alles ist, weil ich durch einen Zauber dazu gebracht wurde zu schweigen. Aber eines muss ich sagen, ich wäre daran schon lange zerbrochen. Einzig und allein die Tatsache, dass er Dich liebt und dass es Dir gut geht, treibt ihn dazu an, weiter zu machen. Deswegen bitte ich Dich, Katherine, schreibe ihm. Sag ihm, dass es Dir leid..."
„Aber es tut mir ja gar nicht leid", rief ich aus. „Severus, hör mir zu. Ich weiß, Draco muss furchtbares durchmachen, aber das ist sicher nicht meine Schuld, sondern die Eures tollen Dunklen Lords. Ich werde Draco verzeihen, ja, aber ich muss erst einmal ein bisschen nachdenken. Denn so, wie er mit mir teilweise umspringt, kann es nicht weiter gehen. Und jetzt will ich nichts mehr darüber hören!"
„Du schreibst ihm also nicht?"
„Nicht sofort. Keine Angst, vor Weihnachten werde ich mich schon bei ihm rühren."
„Darüber wird er sehr traurig sein."
„Ach ja? Ich war heute Nacht auch traurig. Da sieht man sich nach einem Monat wieder und dann bekommt man nichts als Vorwürfe und Befehle zu hören. Ja, BEFEHLE, Severus. Du brauchst das gar nicht zu leugnen. Ich kenne Draco zu gut und ich weiß, dass er versucht hat, Dir einzureden, mir die DA aus dem Kopf zu treiben. Aber ich werde sie nicht aufgeben. Darauf kann er warten, bis er schwarz wird."
„Du hast recht, er hat es versucht, aber ich habe ihm klar gemacht, dass Du das brauchst. Nimm Dir die Zeit, wenn Du sie brauchst. Aber lass ihn nicht zu lange warten!"
Dann stand er auf und verließ den Krankenflügel.
„Habe ich mich gerade verhört oder hat Severus Snape gerade versucht, Dir Beziehungstipss zu geben", wollte Ginny verblüfft wissen.
„Nein, Du hast schon richtig gehört. Er probiert es zumindest."
„Was ist das eigentlich für eine Beziehung zwischen Dir und Snape?"
„Wie oft denn noch? Es ist eine Freundschaft. Nicht mehr und auch nicht weniger. Aber sei mal ehrlich, was war denn das schon wieder? Das ist wieder mal so typisch Männer. Wollen Sie etwas von einem, schmieren Sie einem 10 Kilogramm Sirup ums Maul, aber kaum kommt es hart auf hart, dann halten sie zusammen wie Pech und Schwefel."
„Tja, was die können, können wir Frauen doch schon lange!"
Dann sahen wir uns an und prusteten los.

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