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"Wenn sie mir nicht gleich aus dem Weg gehen, dann Schreie ich!"

Ich hatte erwartet, dass es nicht einfach werden würde.

Ich hatte sogar mit Gewalt gerechnet.

Aber damit zu rechnen und tatsächlich vor dem Problem zu stehen, waren zwei verschiedene Paar Schuhe.

Mein Problem waren zwei breit Schludrige Gorillas, die mich am Dienstboten Eingang abgefangen hatten.

Hatte ich Angst? Wer hatte die nicht!

Aber wenn ich nicht bald hier raus kommen würde, würde ich verrückt werden. Wortwörtlich. Ich hatte mich bereits beinahe selbst aufgegeben, das würde mir kein zweites Mal passieren. Witzigerweise war es ausgerechnet Ethan gewesen, der meinen Stolz so tief verletzt hatte, um mich endlich aus meinem Winterschlaf zu reißen.

Was mich wiederum auf eine Idee brachte. Ich fischte nach dem Handy, das ich einfach in eine dieser kleinen Taschen geschmissen hatte, die ich mir beim rausgehen noch geangelt hatte, und ging auf die Kontakt Liste. Es war sage und schreibe nur eine einzige Nummer eingespeichert.

Mein Daumen schwebte über dem Screen. Es wurde Zeit, dass wir endlich etwas klarstellten, über das Handy konnte er mich jedoch jederzeit abwimmeln.

" Ich habe einen Termin mit meinem Mann!" Ich hielt ihnen das Handy entgegen. Es schien so, als würden sie die Ziffern erkennen, jedenfalls warfen sie sich verunsicherte Blicke zu. "Sollte ich nicht in genau Zehn Minuten bei ihm sein", wo immer dass auch sein mochte, "so erwartet euch wohl etwas weitaus schlimmeres, als eine Kündigung."

Ich ließ das Handy drohend vor ihnen hin und her wandern und als beide anfingen, unruhig zu zappen, wusste Ich, dass ich sie hatte. Spiel. Satz. Und Sieg. "Wieso haben sie uns dass nicht gleich gesagt?", murmelte einer von beiden, verstummte jedoch sofort wieder, als er meinen Blick auffing. "Fahren sie den Wagen vor! Und zwar unauffällig."

Beide sahen sich ratlos an und wenig später wusste ich auch, warum. Einen Rolls Royce konnte man wohl kaum als unauffällig bezeichnen. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht womöglich noch einen Vortrag über Unauffälligkeit zu halten, und stieg ein.

Keine Ahnung was ich hier machte, und meine Masche á la Reiche Puppen Ehefrau ging mir selbst auf den Keks. Aber ich musste etwas ändern. Ich musste einfach, sonst könnte ich mich selbst nicht mal mehr im Spiegel ansehen.

Geistesabwesend hatte ich an dem Ring gedreht, der mich überhaupt erst in dieses ganze Schlamassel gebracht hatte. Mich einen Mann hatte heiraten "lassen" den ich vielleicht gerade mal eine Woche gekannt hatte.

Und der mich irgendwie aus einem ziemlich einsamen Leben befreit hatte.

Ich hielt den Atem an, als wir die zwei schweren Tore erreichten, die, ohne ein Geräusch zu machen, aufschwangen und uns passieren ließen.

Die Unsichtbare Last, die sich irgendwann auf meinen Schultern fest gesetzt hatte, lockerte sich leicht.

Da jedoch mein Fahrer angefangen hatte, mir misstrauische Blicke durch den Rückspiegel zu zu werfen, lehnte ich mich zurück und hielt sie Fassade der zickigen Ehefrau aufrecht. Egal, wie sehr ich auch meine Nase an der Fensterscheibe platt drücken wollte.

Immerhin konnte ich aus dem Augenwinkel erahnen, dass wir eine lange Feldstraße entlang fuhren, welche irgendwann auf eine Autobahn abzweigte.

Wie fuhren also in die Stadt. Die Fenster des Autos, dass mich zum Anwesen gebracht hatten, waren verspiegelt gewesen. Von innen und außen. Paranoia dein Name sei Ethan.

"Lady Lockheart, wann is denn der Termin mit ihrem Mann?"

Ich hätte mich zunächst beinahe an meiner Spucke verschluckt. Herr im Himmel! Reiß dich gefälligst zusammen Mia, es ist nur ein Name. "Ich bin seine Frau! Ich kann kommen, wann ich will."

"Natürlich", war alles was ich raus brachte. Um ehrlich zu sein, war Ich inzwischen so nervös, dass ich das Gefühl hatte, mich nicht mehr bewegen zu können. Der Wagen bog erneut ab und das nächste was ich sah waren Hochhäuser. Überall Hochhäuser. Aus Stahl und Glas reflektierten sie das Licht der Sonne.

Ich kannte diesen Ort von Bildern. Besonders dieses eine hohe Gebäude, welches einer Aubergine ähnelte. Wir befanden uns im Zentrum der Wirtschaftswelt Londons.

Der Wagen hielt vor der Aubergine und beide Gorillas stiegen aus. Bevor sie mir jedoch die Tür öffnen könnten, riss ich sie auf und stieg aus. Selbst wenn ich meinen Beinen nicht ganz traute, mein Gewicht zu tragen. 

Angst, Nervosität und Wut kämpften in mir um sie Vorherrschaft.

Aber ich wusste auch, dass ich jetzt keinen Rückzieher mehr machen konnte. Und wollte. Selbst wenn mein Herz da anderer Meinung war und, statt auf ihn böse zu sein, am liebsten geküsst hätte.






Hallo Allerseits!
Ab dieser Woche wird es wieder jeden Sonntag ein neues Chapter geben. Obwohl ich innerlich meinen Ferien hinterher weine, wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt