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Die Wut erfasste ihn vollkommen unvorbereitet.

Keine Ahnung, woher sie sich auf einmal so schnell materialisiert hatte, aber sie war nur allzu präsent.

Stellte Dinge mit ihm an, die ihn sogar selbst kurz an sich zweifeln ließ.

Die Männer hatten ihr Schaden wollen. Hatten ihr weh getan. Und auf einmal, sah er nur noch rot. Mit beinahe schon perverser Freude beobachtete er die sich vor Schmerzen windenden Männer auf dem Boden. Die beiden ängstlich zitternden Frauen. 

Und schließlich sie. Ihre großen, Schokoladen Augen sahen ihn schockiert an. Eine eigenartige Blässe hatte sich um ihre zierliche Nase gebildet. Und ihr Mund stand leicht offen. Oh, Herr im Himmel, dieser Mund! Er wollte die Hand ausstrecken und nach ihr greifen. Sie an sich ziehen und ihren Duft einatmen.

Dieser Gedanke verstörte ihn mehr als seine plötzliche Wut. Genauso wie seine Angst, sie können ihn weg stoßen oder ihm ausweichen, wenn er ihr seine Hand anbot.

"Sie haben genug." Ihre Stimme löste etwas in ihm aus, dennoch wollte er nicht nachgeben. Noch nicht. Er war immerhin der Schwarze König, verdammt noch mal! Er stand umso kurz vor der Erfüllung all seiner Ziele, die weiße Seite war fast vollständig begraben. Er musste nur noch....

Etwas in ihm zog sich zusammen, als er daran dachte, was er am Ende wohl zu tun gedachte. Sein Blick huschte kurz zu ihrem Ring, dem Zeichen des weißen Königs, und er wusste, dass die Aufstände in Frankreich damit zu tun hatten.

Die Tatsache, dass sie noch Hoffnungen hatten, ist an dem wundersamen Wesen vor ihm. "Es reicht", sagte Mia, seine Frau, noch einmal mit Nachdruck. Mit mehr Selbstbewusstsein und diesem Feuer in ihren Augen, wegen dem er sie überhaupt erst bemerkt hatte.

Er hatte sie brechen wollen, stattdessen war es jedes mal, beim Anblick ihrer leeren Augen, ein bisschen schwerer geworden.

Er unterbrach den Kontakt seines Key-Schlüssels zu den der anderen und ließ sie somit frei. Mia atmete kaum hörbar aus. Aber ihm entging nie etwas an ihr.

"Bringt die Männer auf Krankenstation", sagte sie zu den Frauen gewandt. Er nutzte ihre kleine Unachtsamkeit und trat näher an sie heran. Ihre kleiner Körper versteifte sich, was ihm äußerst gefiel. Er beugte sich vor und auf ihrem Hals bildete sich eine Gänsehaut. Unwillkürlich musste er lächeln, während er die Türen zu seinem Büro zuzog.

Seine Wut war gänzlich verraucht. Welchen Einfluss dieses kleine Geschöpf inzwischen auf ihn hatte. Er richtete sich wieder auf, trat aber keinen Schritt zurück.

Ihre Blicke trafen sich und verhakten sich ineinander. Seine Frau, sein Eigentum. Er streckte die Hand aus, doch im letzten Moment tauchte sie unter seinem Arm hinweg.

"Ich bin nicht dein Eigentum."

Sein Gesicht gefror zu einer Maske. Er hasste es, wenn die Leute in durchschauten. Außer seinen Vater war es noch nie jemanden gelungen.

"Wieso bist du hier?", fragte er mit eisigem Ton.

Mia sah kurz zu Boden. Sein Ton hatte sie wohl verunsichert, im nächsten Moment jedoch straffte sie die Schultern und sah wieder auf. Entschlossener denn je. Dieser Blick gefiel ihm. Viel zu sehr.

Seine Miene Verschloss sich noch weiter. Verwandelte sich in eine eiskalte Maske.

Der Ausdruck in ihrem Gesicht verriet ihm, dass ihm das folgende nicht gefallen würde.

Und er würde recht behalten.

"Ich möchte, dass du mich zu Hades führst!"

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt