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Wir landeten am frühen Abend auf einer Privaten Landebahn. Der Jet setzte elegant auf und rollte auf einer hell erleuchteten Landebahn aus.

Während des Fluges hatte ich mich so weit wie möglich von Ethan weggesetzt, da ich mir inzwischen selbst nicht mehr traute, wenn es um ihn ging.

Mein Herz fing in seiner Nähe jedes Mal ein bisschen schneller zu schlagen. Hitze fesselte meinen ganzen Körper und Lust sammelte sich in Form eines tropfenden Höschens in mir. Wenn das so weiter ging würde mein Vorrat an eingepackten Höschen nicht mal für einen Tag reichen.

Statt zurück zum Anwesen zu fahren hatte mich Ethan in ein nobles Einkaufszentrum gezerrt, wo er mir einen Koffer vor die Füße geschmissen hatte und mich aufgefordert hatte, alles einzupacken, was ich für die Reise benötigen würde.

Das Einkaufszentrum gehörte natürlich ihm und somit war mit alles wirklich alles gemeint gewesen. Aus jedem Laden, jeder noch so kleinen Boutique.

Ich hatte Bauchschmerzen bekommen. Hades saß in irgendeiner Zelle und vegetierte vor sich hin, während ich für einen Ausflug nach Abu Dhabi packte. Was nebenbei mein Hochzeitsgeschenk war. Ich wusste, dass Ethan was plante. Er plante immer etwas. Hatte bei jeder einzelnen seiner Taten Hintergedanken.

Anschließend hatte er mich zu einem privaten Flughafen gefahren. Persönlich. "Wozu braucht man bei so einem Auto schon einen Fahrer", hatte er bei meinem ungläubigen Blick gelacht. Nun, vermutlich würde ich bei einem schnittigen, Matt schwarzen Sportwagen auch nicht das Steuer abgeben wollen. Nicht das ich einen besaß.

"Du magst Autos?", hatte mich Ethan gefragt. Zugegeben, vielleicht hatte ich das Auto länger als nötig bewundert. Wann immer er Gas gegeben hatte, hatte ich mich extrem zurückhalten müssen, um nicht zu jubeln. Aber irgendwie fühlte es sich falsch an, Ethan etwas über mich zu erzählen. Also hatte ich den Kopf geschüttelt. 

Stillschweigend saßen wir nach der Landung in einer seiner unzähligen Limousinen und fuhren vom Flughafen in die Stadt. Die Straßen waren voll von Menschen in verhüllten Kleidern oder Touristen, die in der Masse leicht an ihren kurzen Hosen und T-Shirts zu erkennen waren.

Eine Mutter versuchte gerade ihre Tochter gewaltsam von einem Schaufenster wegzuzerren, in dem lauter Spielzeuge ausgestellt waren. "Gefällt es dir?" Ethans unvermittelte Frage ließ mich kurz zusammenzucken, bevor ich geistesabwesend nickte. Mein Blick immer noch auf die Mutter und ihr Kind geheftet. Das Auto war vor einer roten Ampel zum stehen gekommen, weshalb ich sie in aller Ruhe beobachten konnte.

Mom war mit mir nie Einkaufen gegangen. Immer nur in den Park oder in einem angrenzenden Wald spazieren. Aber nie Einkaufen. Klar, wir hatten kein Geld gehabt, aber wann immer mir die Mädchen aus dem Kindergarten vorgeschwärmt hatten, wie toll die Shopping Ausflüge mit ihren Müttern gewesen seien, war Ich immer etwas eifersüchtig geworden.

"Die Stadt ist gefährlich Cherié", hatte sie immer gesagt und mir dabei die Wange getätschelt .

Die Wagen fuhr wieder los und die Mutter und ihr Kind verschwanden aus meinem Sichtfeld. "Wieso willst du die Weltherrschaft?", fragte ich Ethan nach einer Weile. Ich drehte mich nicht zu ihm um, beobachtete ihn jedoch aus der schwachen Spiegelung des Fensters, als das Auto durch einen Tunnel fuhr.

"Wer wünscht sich nicht, die Welt zu regieren?" Seine Augen trafen meine in der Spiegelung, bevor das Auto aus dem Tunnel fuhr und das Bild verschwand. "Ich. Ich wünsche mir nicht die Weltherrschaft."

"Dann bist du liebenswürdiger als ich bisher dachte."

"Wieso?"

"Weil ich annahm, dass du dich gerne an den Leuten rächen würdest, die dich dein Leben lang  schikaniert haben."

Jetzt drehte ich mich doch zu ihm um und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. "Das geht auch ohne gleich die ganze Welt an sich zu reißen!"

Es war seltsam. Aber ich kannte Ethan wohl schon gut genug, um zu wissen, dass er mir etwas verheimlichte.

Wir starrten uns einige Sekunden lang schweigend an, bis Ethan seufzte und lächelnd den Kopf schüttelte.

"Wie wäre es damit: ich erzähle dir meinen wahren Grund, wenn du mich heute Abend begleitest."

Ich kniff die Augen noch enger zusammen. "Wohin?"

"Das bleibt eine Überraschung."

Ich dachte einen Moment darüber nach. "Ist es illegal?"

Ein diabolisches Lächeln seinerseits war mir Antwort genug. "Wieso frag ich überhaupt", murmelte ich mehr zu mir selbst, jedoch hatte Ethan es gehört und warf den Kopf zurück um ein tiefes Lachen auszustoßen. Das warme, kribbelige Gefühl, das ich dabei empfand, gefiel mir ganz und gar nicht.

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt