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Beim Eintreten des Gebäudes schlug mir eine Wolke von Überheblichkeit und Luxus entgegen. Und alles mit einer Schicht Mamor überzogen.

Dem Herrn sein Dank, dass ich die letzten Wochen in solchem Luxus gelebt hatte.
Sonst hätte ich schon längst das weite gesucht.

Da die zwei Gorillas mich vom Wagen her beobachteten, ging ich schnurstracks auf den Empfang zu, ein langer Thresen aus Mamor, Chrome und was weiß ich noch, hinter der eine hoch gewachsene und außerordentlich schöne Blondine saß.

Den Telefonhöher zwischen Ohr und Schulter geklemmt, rasten ihre Finger über die Tastatur ihres Computers. Ich wartete geduldig, bis sie aufgelegt hatte. Räuspernd wollte ich auf mich aufmerksam machen, da die Frau mir immer noch die Kalte Schulter zeigte. "Ich bin beschäftigt", kam die kühle Antwort.

Oh ja, und wie, dachte ich sarkastisch.
Vor allem da sie jetzt anfing, sich die Nägel zu lackieren. So oder so, sah sie wie die einzige Person hier aus, die mir Auskunft über den Verbleib meines sadistischen Ehemannes geben könnte.

"Vorhin sahen sie beschäftigt aus, jetzt machen sie sich einfach lächerlich." Das letzte war vielleicht nicht ganz so beabsichtigt gewesen, aber immerhin sah sie jetzt zumindest auf. "Wie war das?", schoss sie scharf zurück. Dabei ließ sie ihren Blick prüfend über mich gleiten und verzog anschließend hämisch den Mund.

Scheiße. Meine heutige Kleiderwahl hatte ich ganz vergessen. Aber wen kümmerte das schon! " Ich will zu Ethan Lockheart."
Ich hatte den Eindruck, mich klar und deutlich ausgedrückt zu haben. Blondie warf jedoch einfach nur den Kopf zurück und stieß ein schrecklich herablassendes Lachen aus. "Eine wie du möchte zu Mr Lockheart", setzte sie noch einen drauf und meine Hände ballten sich schmerzhaft zu Fäusten.

"Wo liegt das Problem?"
"Wo das Problem liegt?!" Sie lachte erneut und im Hintergrund hörte ich vereinzelte weiter Lacher. "Wer bist du, dass du auch nur seinen Namen erwähnen darfst."

Ich hielt meine linke Hand hoch und zeigte ihr den Ring, der schon seit zwei Wochen in der Zeitung abgebildet wird.
"Seine Ehefrau."

Ich sagte es so laut, dass es ein kurzes Echo gab. Die Architekten hatten eindeutig zu viel Mamor und zu wenig Möbel installiert.

Die darauffolgende Stille war schon beinahe unheimlich. Selbst das Geräusch der vielen Absätze und der teueren Italienischen Schuhe auf dem Boden hatte aufgehört.
Blondie reichte ein Blick auf den Ring, damit ihr jede Farbe aus dem Gesicht wich.

Klar war es nicht unentdeckt geblieben, dass einer der begehrtesten Junggesellen der Welt geheiratet hatte. Allerdings hatte man mein Gesicht bisher größtenteils rausgehalten und die Presse hatte sich statt der Braut nun auf den Ring konzentriert, der wohl Elizabeth I gehört haben soll und welcher lange im Besitz der englischen Royals gewesen war. Weiß der Himmel wie Ethan da heran gekommen war. 

Das heißt...er war Ethan Lockheart. Wahrscheinlich hatte er den Leuten gedroht und sie vermutlich auch noch gefoltert. Und ich trug den Beweis seiner Gewalt jeden Tag am Finger.

Die Empfangsdame, Sarah stand auf ihrem Namensschild, starrte immer noch fassungslos auf den Ring und schien auch nicht vor zu haben, demnächst damit aufzuhören. "Herrgott! Sagen sie mir einfach welches Stockwerk es ist!"
"Das oberste", kam es wie aus der Pistole geschossen. Ich drehte mich um und Schritt erhobenen Hauptes zu den Aufzügen. Die startenden und stechenden Blicke ignorierte ich geflissentlich.

Gleich beim ersten Drücken auf den Knopf öffneten sich die Türen und ich stieg ein. Innerlich freute ich mich, denn das warten hätte mich vielleicht dazu verleitet, unter den Blicken einzugehen. Ich hasste es, im Fokus der Aufmerksamkeit zu sein.

Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung, bevor ich auch nur einen Finger rühren konnte.  Wahrscheinlich war Sarah wieder zu Besinnung gekommen.
Nur nicht so weit zur Besinnung, um den da Oben auch Bescheid zu geben, weshalb sich gleich zwei Furien auf mich stürzten, kaum das sich die Türen hinter mir geschlossen hatten.

"Mit dieser billigen Imitation kommen sie auch nicht weiter! Kein Termin, kein Einlass", fauchte mich Furie 1 gerade böse an. Ethan schien gerne Supermodels einzustellen, denn auch diese beiden sahen geradezu unheimlich attraktiv aus. Der Gedanke, dass sie nur ein paar Meter von Ethans Büro saßen, in seinem ganz persönlichen Stockwerk, machte mich irgendwie... noch wütender.

"Es ist mir egal, was sie davon halten! Ich gehe jetzt zu ihm!"
Doch gerade als ich Furie 1 hatte abschütteln können, schnappte Furie 2 nach mir. Ihr langen, roten Locken konnten nur unecht sein.
Genau so wie ihre langen, Spitzen Fingernägel, die sich schmerzhaft in meinen Arm bohrten.

"Mr Lockheart hat für Schlampen wie sie nichts übrig."

Mir klappte die Kinnlade bei dieser Dreistigkeit runter. Vor allem weil sich jetzt auch noch zwei Bodybuilder in schwarzen Anzügen näherten und die Frauen sich zufrieden anlächelten. 

Ich holte aus und trat dieser Zicke kräftig gegen das Schienbein. Diese Stieß einen spitzen Schrei los und ließ von mir ab. Schnell wie der Blitz schlüpfte ich an ihr vorbei und eilte zu den verschlossenen Türen, die ich für das Büro hielt.
Bekam Ethan da drinne den gar nichts mit!?

Ich Griff nach den Klinken, leise betend, dass die Türen nicht verschlossen waren, und stieß sie auf. Der Moment, als die Türen aufschwangen, versank ich in Strahlend grünen Augen, die mich schockiert anstartten.

"Was erlauben sie sich!" Furie 1 oder 2 packte von hinten meinen Arm. Ich ließ ihn nach hinten schnellen und rammte ihr meinen Ellenbogen in den Magen. Als nächstes packten größere und stärkere Hände nach mir und hielten mich schraubstockartig fest.

Ich weiß noch, dass ich mich in ihrem Griff heftig wand, bevor sie im nächsten bereits zukend auf dem Boden lagen. Beide Männer hielten sich krampfhaft das Handgelenk. Durch ihre Finger blitzen zwei Key-Armbänder hervor.
Es war das erste mal, dass ich sie wirklich außerhalb der Schule sah. "Sir?" Die beiden Frauen waren mit blassen Gesichtern zurück gewichen. "Wer hat euch die Erlaubnis erteilt, so mit meiner Frau umzugehen?"

Noch nie...hatte Ich ihn so wütend gehört. Seine Miene war Eiskalt, seine Augen jedoch...sprühten Funken. Er sah nicht nur zum fürchten aus, sondern als könnte er jeden Moment einen Mord begehen.
Und ich wusste, dass das für ihn nur allzu leicht fiel.

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt