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Ich erwartete in einem leeren und lange erkalteten Bett aufzuwachen. Ich erwartete, dass ich darüber hinwegsah und das es mir egal wäre. Die Wahrheit sah jedoch immer ein wenig anders aus. 

Verschlafen schlug ich die Augen auf. Normalerweise hatte ich einen einigermaßen festen Schlaf, aber mir hallten immer noch die Schüsse in den Ohren. Die Schreie und das Gurgeln, als die Männer an ihrem eigenem Blut erstickt sind. Gut, das letzte verschaffte mir eine gewisse, perverse Genugtuung. 

Was mir, um ehrlich zu sein, nicht als sonderlich gesund erschien. Andererseits, gehörte Normalität nicht unbedingt mehr in meinen Alltag.

Ich seufzte leise und merkte dabei, dass meine Kehle sich anfühlte, als hätte ich Sand geschluckt und nach Linderung verlangte. Doch, gerade als ich mich aufsetzten wollte, erstarrte ich.

Halb auf seiner Seite ausgestreckt, halb auf meiner Seite des Bettes, lag Ethan, mit dem Kopf an meine Beine geschmiegt. Er hatte sich im Schlaf seltsam gedreht, so dass die Decke unter ihm lag, statt über ihm.

Der Anblick jagte mir einen Dolch durchs Herz.

Wieso? Wieso er? Wieso ein psychopathischer, Machthungriger Serienmörder!? Wieso kein einfacher Bürohengst. Oder ein Becker, der mich von morgens bis Abends mit leckerem Gebäck verwöhnte.

Klar, die Chemie im Bett stimmte ohne Frage, aber an dem Tag, an dem ich ihn gebrochen in seinem Zimmer gefunden hatte, hatte sich etwas in mir verändert. 
Es hatte zwar schon vorher irgendwo in mir geschlummert, aber es hatte erst nach diesem Tag richtig seine Krallen ausgefahren und sie in mein Herz gestoßen.

Ich konnte es nicht benennen, aber dieses etwas würde mich wohl direkt zu ihm in die Hölle ziehen.

Meine Hände zitterten, so sehr wollten sie ihn berühren. Meine Lippen brannten, so sehr wollten sie ihn schmecken.

Ich stand auf, nicht länger imstande, ihn einfach nur zu betrachten. Diesen Mann, der so gefährlich wie er schön war.

Auf leisen Sohlen schlich ich ins Bad, nahm dabei ein paar herum fliegende Klamotten mit und vollzog blitzschnell eine Katzenwäsche und zog mich anschließend an. Dabei versuchte ich nicht zu sehr auf meine geröteten Wangen und meine glänzenden Augen zu starren.

Vergiss nicht, Hades sitzt immer noch irgendwo gefangen.

Beim raus schleichen vermied ich es in Richtung Bett zu sehen. Und hätte mich deswegen beinahe zu Tode erschreckt, als Ethan plötzlich vor mir stand.

"Verdammt! Ich hasse es, wenn du einen auf Assassin tust!"
Ich funkelte böse zu ihm auf, kam aber nicht umhin, sein zerzauste Haar zu bemerken. Nochmal Verdammt. Aber anstatt irgendetwas zu erwidern oder mich nur tödlich anzustarren, zog er mich ohne ein Wort zum Fahrstuhl.

"Ethan, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, mein Magen gibt Geräusche von sich die aus
Jurassic park stammen könnten." Der Fahrstuhl hielt und Ethan zog mich weiter mit sich. "Was wollen wir ein Stockwerk tiefer?" Vor allem nur mit Hose und T-Shirt. Ethan trug nie T-Shirts. Außerdem lief er Barfuß. " Sieh dir wenigstens Schuhe-"

"Du wirst nur gucken und dich davon überzeugen, dass es ihm soweit gut geht."
Er beschleunigte sein Tempo, als wollte er es nur schnell hinter sich bringen.

Vor der Vorletzten Tür im Gang blieb er stehen, holte tief Luft und öffnete sie. Mir stockte der Atem. Das Zimmer ähnelte einem im Krankenhaus. Überall standen Maschinen, es roch nach starkem Desinfektionsmittel und ein Herzmonitor stand neben dem großen Bett.

So schnell wie möglich löste ich mich von Ethan und stürzte zum Bett. Frische Verbände verdeckten das Gesicht, aber das glänzende schwarze Haar war unverkennbar. "Hades", krächzte ich.

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Merry Christmas Leute!
Ich hoffe ich habt tolle Festtage und einen Mega Start ins neue Jahr.
Xoxo

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt