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Mein Herz dröhnte in meinen Ohren.
Dum dum dum.
Ich traute nicht, mich umzudrehen. Oder hätte es viel mehr auch gar nicht gekonnt, weil der Idiot mich immer noch an den Haaren festhielt. Er warf dem Scheich immer wieder verwirrende Blicke zu, da dieser sich in einer Art Schockstarre befand.

Er kapierte den Wink mit dem Zaunpfahl nicht. 
Dabei war das Schweigen wortwörtlich erdrückend und die Gefahr schien wie brennende Wellen hinter uns zu schlagen.

Der Scheich räusperte sich. "Sie...mein Herr, sie-?"
"Lass.Sie.Los." Jedes Wort Klang wie brutaler Peitschenschlag und war so scharf, dass man sich an ihnen hätte schneiden können.

Plötzlich kamen mir die Hände des Mannes noch widerlicher und schäbiger vor. Ich nutzte die Unachtsamkeit des Typen, holte mit dem Fuß aus, winkelte das Knie leicht an und trat so fest ich konnte hinter mich.

Mit einem jaulen ließ er mich los ich schlüpfte so schnell ich konnte am Scheich vorbei, ignorierte den anderen, stöhnenden Kerl am Boden und eilte zum alten Mann. Von der Kellnerin fehlte jede Spur.

Erst als ich mich vergewissert hatte, dass es ihm gut ging, drehte ich mich langsam, fast schon in Zeitlupe um.

Da stand er, in der einen Hand ein Teller mit etwas, was wie Kuchen aussah und in der anderen... eine Pistole. Ich hielt die Luft an. Er hatte doch nicht wirklich vor... mitten unter Leuten. Eine Hand griff nach meinem Elbogen und zog mich daran hinab. Das Gesicht des alten war kalkweiß und seine großen Augen schienen beinahe aus ihren höhlen zu treten. "Der Schänder", flüsterte er mit seiner rauen Stimme und versuchte verzweifelt mich mit sich robbend nach hinten zu ziehen. 

Ich sah von ihm, zu Ethan, der mich nicht ansah, sondern seine ganze konzentrierte Mordlust auf die drei Arabischen Männer richtete. "Komm, komm", krächzte der Mann wieder, sein ziehen energischer. Mit Bestimmtheit löste ich seine Hand von mir und schüttelte entschieden den Kopf. "Kein Schänder", flüsterte ich, als er erneut nach mir greifen wollte, "mein Ehemann." 

Der Alte zischte und wich sofort vor mir zurück, als hätte er sich verbrannt. Er warf mir einen ungläubigen und auch Zorn erfüllten Blick zu. Aber das kümmerte mich reichlich wenig. Es kümmerte mich sogar überhaupt nicht, als ich einfach aufstand, tief Luft holte und meine Beine in Bewegung setzte. Zu Ethan. Der wie ein Wild gewordenes Tier aussah. Als wäre es das normalste der Welt für mich, zu meinen mir aufgezwungenen Ehemann zu gehen, mich vor ihn zu stellen und ihm eine Hand auf die Wange zu legen. Er sah immer noch nicht zu mir, aber an dem zucken seines rechten Auges merkte ich, dass er von meine Anwesenheit durchaus Kenntnis genommen hatte.

Ich hatte Ethan bereits töten sehen. Seinen konzentrierten und gleichzeitig Leidenschaftlichen Blick, wenn er jemanden umbrachte. Nichts und niemand hätte ihn davon abhalten können. Jetzt jedoch, sah ich nur grenzenlose Wut. Zorn. Und einen dunklen Abgrund, von dem ich seltsamerweise wollte, dass er mich mit sich herab zog. 

"Ethan", meine Stimme war leise, aber fest. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, Die Waffe in seiner Hand immer noch auf die Männer gerichtet. "Ethan", wiederholte ich, diesmal verstärkte ich den Druck meiner Hand. "Was", fragte er sanft und ließ seine Stimme dabei direkt zwischen meine Beine wandern. Mein Lustzentrum pulsierte und erinnerte mich daran, auf welche seltsamen Sachen in letzter Zeit angesprungen ist. Und dazu in den ungünstigsten Momenten.

"Ethan, wir sind nicht allein. Leg die Waffe weg." Ich versuchte ebenso sanft zu klingen wir er, was natürlich voll in die Hose ging. Jetzt klang meine Stimme nämlich rau und ein wenig heißer. Mit Worten kam ich nicht weit. Also nahm ich meine zweite Hand dazu und zwang ihn, mir das Gesicht zuzuwenden. Das lodernde Feuer in seinen Augen erschrak mich, nahm mich jedoch beinahe sekundlich in ihnen gefangen.

Unsere Blicken taten wieder dieses komische ineinander verhacken Ding, dass mir am Anfang unserer "Beziehung" mehr als unangenehm gewesen war, jetzt jedoch dafür sorgte, dass sich das Brennen zwischen meinen Beinen verstärkte. Ich holte tief Luft, um wieder Herr meiner Sinne zu werden. "Dieser Zwischenfall wird schon nicht dafür sorgen, dass Schande über den Namen Lockheart kommt", flüsterte ich atemlos, als wäre ich Kilometer gelaufen ohne eine Pause einzulegen.

Auf einmal weiten sich Ethans Augen. Teller und Pistole rutschen ihm aus der Hand und fallen scheppernd zu Boden. "Du glaubst..." Er unterbrach sich. Schüttelte den Kopf. Lachte kurz und bitter auf, bevor einen großen Schritt um mich herum trat und schneller als ich bis drei zählen konnte bei den Männern war, die sich klammheimlich aus den Staub hatten machen wollen. Seine Faust holte aus und traf den noch unverletzten Freund des Scheichs am Kinn. Sein Kopf flog zurück, er verlor das Gleichgewicht und fiel Rücklings auf den Tisch. 

Der Mann, den ich mit der Vase eins über gezogen hatte, schien sich ohne die fehlende Kraft nicht auf den Beinen halten zu können und taumelte zurück auf den Boden. 

Zum Schluss stand da nur der Scheich, der flehend die Hände erhoben hielt. Aber Ethans Zorn schien endgültig die Kontrolle verloren zu haben, den er beugte sich nur vor, zischte dem Mann was zu, bevor er die Hände hob und sie ihm ans Gesicht hielt. Es war nur für eine Millisekunde, da sah ich seinen Mattschwarzen Ohrring aufblitzten, kurz bevor er dem Mann das Genick brach. 

Totenstille erfüllte den Raum. Keiner der wenigen anderen Gäste schien überhaupt noch zu Atmen. Kurz wurde die Stille durch das klatschen eines Körpers unterbrochen, als eine Frau in Ohnmacht fiel.

Ethan sah langsam auf. Ließ seinen Blick über jeden einzelnen schweifen, wie eine leise, unausgesprochene Drohung. Bis er schließlich wieder bei mir landete. Lodernder als jemals zu vor. 

Wie ein Panther näherte er sich mir. Gefährlich, elegant und wunderschön. "Niemand", noch drei Schritte, "darf dich", noch zwei, "ohne meine" noch einer "Erlaubnis anfassen." Beim letzten Wort streifte sein Atem mein Gesicht. 

Und jetzt hatte ich das Gefühl, gleich im Ohnmacht zu fallen. Es kostete mich zwei Anläufe, um meine Stimme wieder zu finden und mich daran zu erinnern, das ich eine Frau war, die sich bereits gegen Terroristen behauptet hatte.

"Du hättest ihn nicht umbringen müssen." Selbst wenn ich mir selbst es schon vorgestellt hatte, niemand hatte das Recht, ein Menschenleben auszulöschen... versuchte ich mir weiterhin einzureden. Seit ich in dieser Welt gefangen War, hatte ich schon mehr als einmal den dringenden Wunsch verspürt, jemanden ein Messer durchs Herz zu rammen.

Der Weiße Ring fing an Wärme auszustrahlen. Pulsierte plötzlich im Einklang mit meinem Herzschlag. Ich konnte es spüren, wenn ich jetzt nicht ging, würde etwas schlimmes passieren.
Etwas, was man nicht rückgängig machen könnte.

Geh weg, schrie mich mein Unterbewusstsein an. "Ich töte wen immer ich will", knurrte er mit einer Stimme, die mir eine Gänsehaut verpasste.
Verschwinde! Die Wärme verwandelte sich in Hitze.
"Und niemand wird mich daran hindern, dass zu bekommen, was.ich.will!"

Meine Emotionen explodierten, genau in dem Moment, als ich ihn zu mir herunter zog, zog er mich an sich und unsere Mündet kollabierten auf halbem Weg miteinander.

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt