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Drei Sekunden. Drei Sekunden, die mir das Leben retteten. Gerade wunderte ich mich noch, wo die zwei stämmigen Kerle abgeblieben waren, die die Tür für mich geöffnet hatten, blieb stehen, um mich nach ihnen umzusehen, als etwas Haarscharf an meinem Kopf vorbeizog.

Erschrocken taumelte ich ein paar Schritte zurück. Mein Rücken presste sich ans harte Holz und mit großen Augen sah ich das rauchende Loch, welches nur Millimeter neben mir ins Holz geschlagen worden war.

Eine kostbare Sekunde konnte ich mich nicht bewegen, bevor ich mich zu Boden warf und blitzschnell hinter einer der großen Säulen in Deckung ging, die scheinbar wahllos im ganzen Foyer standen. Wieder, keine Sekunde zu früh. Im nächsten Moment war es kein einzelner Schuss mehr, sondern ein ganzer Kugelhagel, der meinen Weg bis hinter die Säule markierten.

Ich schlug mir die Hand vor dem Mund , um einen Schrei zu ersticken. Männerstimmen. Gebrüllte Befehle. "Ist sie allein?"
"Wenn der Schattenmann raus kommt sind wir erledigt." "Müssen es schnell machen!" Bei jedem übersetzten Wort wurden meine Augen größer und ich wünschte, ich könnte mir bei dem Geräusch der neu ladenden Waffen die Ohren zu halten.

Mein Körper fing an zu zittern und mein Atem ging schneller. Nicht schon wieder. Wie oft, stand ich jetzt schon mit einem Bein im Grab!? Es wird niemals enden, säuselte mir eine Stimme zu, die nicht meine eigene war und doch... irgendwo tief aus meinem Unterbewusstsein kommen musste. Eine Erinnerung vielleicht?

Kopfschüttelnd Vertrieb ich den Gedanken. Ich hörte Schritte. Zwar noch zögerlich, aber das würde sich wohl bald ändern. Worauf warteten sie überhaupt? Schaue einem geschenkten Gaul nie ins Maul! Diesmal erkannte ich die Stimme eindeutig als meine eigene wieder, die mich an eine meiner früheren Grundsätze erinnerte.

Dem Herrn sei Dank, dass das Foyer riesig war.

Mit leicht gehetzten Blick sah ich mich um. Hatte Ethan nicht die Schüsse gehört? Müsste er nicht kommen und mich retten?!

Nein, das würde er nicht. Die Tür, die ich mit meinen Gedanken geradezu in ihre Einzelteile zerlegte, blieb geschlossen. Dieser... Dieser.... Argh!

Fieberhaft überlegte ich. Die nächste Säule war knapp zehn Meter entfernt. Diese würde ich so ohne weiteres nicht erreichen können. Jedenfalls nicht, wenn ich nicht als Schweizerkäse enden wollte. Was würde Hades in so einer Situation tun? Immer wenn es brenzlig wurde, hatte er niemals auch nur eine Millisekunde gezögert. Er wusste immer genau, was zu tun war. Auf dem Ball, bei der Autobombe und im Krankenhaus.
Verflucht seist du, Ethan Lockheart!

Mein Blick fiel auf meine Schuhe, die lächerlich hohen Absätze und die Spitzzulaufende Form. Es war Wahnsinn, könnte aber Funktionieren.

Meine Hände krallten sich in den dünnen Stoff des Kleides und rissen ihn längs auseinander.
Das ratschen hallte laut im Raum wieder und augenblicklich kam Bewegung in die Eindringlinge. Ihre Schritte wurden lauter, schneller, eindringlicher. Ich streifte mir beide Schuhe ab, hob einen auf und rammte mir den Absatz in die Schulter. Blut Spritze und ich musste mir diesmal auf die Zunge beißen, um einen Schrei zu unterdrücken.

Eilig verschmierte ich das Blut über meinen Hals und meinen Ausschnitt, bevor ich wie eine leblose Puppe an der Säule zusammensackte.

Den blutige Schuh ließ ich unter dem Stoff meines Kleides verschwinden. Angstschweiß lief mir in Strömen den Nacken hinunter. Mein Herz pochte so schnell, dass es schon nicht mehr gesund sein konnte. Wenn ich Glück hatte, würde mich ein Herzinfarkt vielleicht eher erwischen, als die Kugel.

Den Kopf in die Hände gestützt lauschte er den Absätzen seiner Frau, wie sie sich immer weiter von ihm entfernten.

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt