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"Ein Glas von ihrem besten Scotch."
Sein Herz hämmerte, sein Blut kochte und seine Augen flogen immer wieder zu der Person ihm gegenüber zurück.

Er war ihr gefolgt, obwohl er sonst nicht frühstückte. Die frühen Morgenstunden eigneten sich am besten für den dreckigen Teil seiner Geschäfte. Entgegen aller Erwartungen war es in der früh auf den Straßen leer und niemand würde einen Mord in einer Lagerhalle vermuten oder eine Leiche mehr die vergraben wurde.

In Rekordzeit hatte er sich angezogen und war ihr verdammt noch mal gefolgt.

Seine Augen fokussierten sich wieder auf Mia.

Einzelne Sonnenstrahlen tanzten auf ihrem Gesicht, welches sie zum großen Panoramafenster gerichtet hielt.

Ihre dunklen Augen huschten immer wieder vom wolkenlosen, strahlendblauen Himmel zu der Stadt, die sich wie ein Teppich unter ihnen ausbreitete.

Sie war eine attraktive junge Frau. Fast noch ein Mädchen, obwohl er selbst nur ein paar Jahre älter als sie war. Attraktiv war sie schon von Anfang an gewesen. Ihr ungezügeltes Temperament auf eine düstere Weise erotisch.

Aber wann sie für ihn wunderschön geworden war, konnte er sich nicht erinnern. Ihr Gesicht war das selbe, ihre Art war die selbe (mit ein paar kleinen Änderung, ihr Temperament war, wenn möglich, noch größer geworden) und trotzdem, sie war wunderschön. Wie eine Blut getränkte Klinge nach einem erbitterten Kampf.

Ob sie Waffen genauso mochte wie er? Mit ein bisschen Übung würde aus ihr eine wunderbare Attentäterin werden.

Beinah automatisch verzog er das Gesicht. Und wenn ihr dabei etwas zustoßen sollte? Wenn jemand sie verletzte? Menschen waren so leicht zu töten, dass es schon beinahe lachhaft war.

Ein einzelner gut platzierter Schnitt, ein einzelner Schuss, ein kleiner Tropfen einer giftigen Flüssigkeit.

"Vanillekuchen mit Schokoladenpuddingfüllung."
Ihre Worte trafen ihn so unerwartet, dass er überrascht aufsah. Seit sie ihn angelächelt hatte, das erste Mal seit ihrer Bekanntschaft wirklich, ehrlich angelächelt, hatte sie kein Wort mehr an ihn gerichtet.

Sie war seinen Blicken ausgewichen, was ihn zur weißglut getrieben, ihm jedoch nicht den Drang gegeben hatte, sie zu bestrafen. 

"Wie bitte?"
Ein schämisches Lächeln zupfte an ihren Lippen. "Du warst in Gedanken, und zwar nicht gerade guten. Meine Mom sagte immer, man solle seinem Gegenüber dann einfach das an den Kopf werfen, was einem als erstes einfällt."

Ein Schatten huschte über ihr Gesicht und ihr leises Lächeln wackelte, bis es schließlich kippte. Als hätte sie sich an was unschönes erinnert.

Ihre Mutter war Tod, fiel es ihm ein. Vielleicht sah sie das als Anlass zur Trauer?

Er feierte den Todestag seines Erzeugers jedes Jahr mit einem edlem Tropfen. Und des seiner Erzeugerin mit einem luxuriösen Essen.

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt