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"Hades!"
Eine Frauenstimme.
Schritte.
Eine sanfte Hand, die ihm das Haar aus der Stirn strich.

Sie hatten ihn mit Wasser überschüttet, an seinen Haaren gezerrt und ihn immer wieder ermahnt still zu sein. "Sie werden bald frei sein Herr." Die Tiefe Stimme an seinem Ohr, die rauen, unwillkommenen Hände die ihn angekleidet haben.

Wo war der andere. Sie waren zu zweit gewesen, dann plötzlich... nicht mehr. "Hades." Wieder diese Stimme. Verzweifelt? Erleichtert. Wieso nannte sie ihn so. Sein Name...Sein Name war ein anderer. Da war er sich sicher

So viel wusste er noch. Sein rechtes Auge öffnete sich ein Spaltbreit. Das Licht! Keuchend presste er es wieder zu. "Hast du ihn nun genug betrachtet!" Eine neue Stimme, diesmal männlich. Tief und sanft. Die unterschwellige Gefahr vibrierte förmlich in ihr. Er kannte sie. Oder bildete er sich das nur ein.

Er war so müde. Dabei musste er Tage geschlafen haben. So müde. Wer war Hades?

****

Sein Auge. Es war nur für eine Sekunde gewesen, jedoch hatte sie es genau gesehen. Blutunterlaufen und von einem matten Braun. Hades Augen waren tief Schwarz, wie zwei alles verschlingende Löcher.

"Mia!" Ihr Kopf schoss bei dem gebellten Befehl herum. Ethan war ein paar Schritte in den Raum gekommen, die Hände zu Fäusten geballt.
Ungeduld zeichneten seine Züge.  "Was sagen die Ärzte?" Trotz der frischen Verbänder, oder vielleicht gerade wegen den frischen Verbändern, sah er mehr Tod als lebendig aus. Wäre da nicht das kurze zucken seines Auges gewesen, sie hätte ihn für Tod gehalten. 

Ethans Züge verhärteten sich weiter. Seine scharf gestochenen Wangenknochen zeichneten sich deutlich unter seiner Haut ab und verstärkten seine aristokratische Ausstrahlung um ein vielfaches. "Ihm geht es... den Umständen entsprechend", presste er durch zusammengebissenen Zähnen hindurch. 

"Das heißt?", bohrte ich weiter. 

"Er war mein Gefangener gewesen, Mia! Er wird überleben, mehr kannst du wohl kaum erwarten." 

Mit drei großen  Schritten war ich bei ihm, holte aus und- noch bevor meine Hand seine Wange auch nur streifen konnte fing er sie in der Luft ab. "Treib es nicht zu weit", knurrte er. Meine Hand verkrampfte sich in seinem Griff, aber statt diesen zu lockern, verstärkte er diesen nur noch. 

"Du hättest ihn nicht foltern müssen." 

Der Bastard hatte die Dreistigkeit zu lächeln, als wäre ich ein kleines Kind, dass etwas offensichtliches nicht verstand. "Du bist wunderschön, wenn du wütend wirst." 

Alles in mir gefror zu Eis. Auch Ethans Züge wurde an Ort und Stelle starr und unbeweglich. Als realisierte er erst jetzt, was er tatsächlich gesagt hatte. Ich legte den Kopf leicht schräg, jede Bewegung vorsichtig und bedacht. Normalerweise erwartete ich, dass jedes Wort aus seinem Mund sarkastisch oder verletzend mir gegenüber war. Jetzt... hatte es ehrlich und aufrichtig geklungen. 

"Ich möchte einen genauen Bericht über seine Verletzungen und werde ab und zu auch zu ihm gehen." Unsicher wie ich auf seine Worte ehrlich reagieren sollte (Du bist jeden Moment deines Lebens wunderschön!
Ich mag es selbst, wenn du jemanden ansiehst als würdest du ihn umbringen wollen) überging ich sie einfach.

Ethan entspannte sich sichtlich, der wachsame Ausdruck blieb jedoch.
Er zuckte mit den Schultern. "Ob du den Bericht jetzt bekommst oder nicht kann mir auch egal sein, es ändert nichts."

Positiv überrascht von seiner Reaktion, konnte ich ihn erstmal nur anstarren, dass er tatsächlich einfach so nachgab. Dann lächelte ich. Ich tat es ohne wirklich nachzudenken. Mein Verstand schaltete erst eine Sekunde später ein, da hatten sich meine Mundwinkel bereits zu einem strahlenden Lächeln verzogen.

***

Mein Herz stand still. Absolut, vernichtend still.

Es tut mir so leid, dass es so lange gedauert hat! Ich musste eine kleine Schreibblokade überwinden, aber ab jetzt sollte alles wieder seinen gewohnten Gang gehen. XOXO

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt