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Ein Sturm zog auf. Er hörte den Donner, das Blitzen. Er musste Lächeln, wenn er daran dachte, welche Auswirkungen ein heftiges Gewitter haben könnte. Überflutungen, herabfallende Äste und manchmal auch Bäume. Blitze, die ganze Wälder in Brand setzten könnten.

So viele Tote. So viele Leichen. Er summte im Takt der Blitze das alte französiche Wiegenlied.

Das Mädchen mit den dunklen Augen und dem dunklen Haar. Ihre zarten Finger, welche über die Schwarzen und Weißen Tasten des Flügels geglitten sind.

Er war versucht gewesen, den Deckel herunter zu schlagen und ihr die Finger zu brechen.
Aber dafür hatte er das Lied viel zu sehr genossen. Es gab wenige, die es genau im richtigen Takt und genau im richtigen Tempo spielten.

Das Mädchen mit den dunklen Augen und dem dunklen Haar.

Wohin brachten sie ihn? Der Rausch der Drogen schien nun fest in seinem Organismus verankert zu sein.

Dank eines Fluchtversuches, gaben sie ihm das Mittel nun alle 12 Stunden, statt im Tagesrhythmus.
Es ruckelte und sein Kopf rutschte von der getönten Fensterscheibe ab. Sie fuhren. Aber er konnte den Fahrer nicht sehen. Eine dicke schwarze Scheibe trennte ihn von dem Rest der Welt.

Die Verbände um sein Gesicht stanken und hingen teilweise nur noch lose.

Das Mädchen mit den dunklen Augen und dem dunklen Haar. Er hatte sie gesehen. Nicht in der Vergangenheit. Auch nicht, als er inzwischen Erwachsen geworden war. Sondern irgendwo... danach.

Ein Gesicht. Es beugt sich über ihn. Lose, dunkle Strähnen streifen ihn. Eine schöne Stimme. "...hole Hilfe."
"...wird alles gut..." , "...nicht reden..."
Ein Name...er erinnerte sich nicht.

Für den Bruchteil einer Sekunde, schob sich ein stechend scharfes Bild vor ihn. Dunkle Augen, dunkle Haare, ein hübsches Gesicht, weiche Lippen und eine kleine Nase.

Das Mädchen mit den dunklen Augen und dem dunklen Haar. Wieso erinnerte er sich an sie?

Ein Schuss, Schreie, Blut, Sein Vater.

Er blinzelte. Wieder sah er die junge Frau vor sich. Ihre Hände waren warm und sanft gewesen. Wo hatte er sie gesehen?

Er schloss die Augen und ließ sich von dem Drogenrausch davon tragen.

Ein Poltern weckte ihn das nächste Mal. Sie standen. Türen die sich schlossen. Die Männer sprachen miteinander. "Gefährlich..." "Aufstände in Frankreich..."
"...den Boss angerufen, Dean?"
"..aufgelegt." Er Klang besorgt.

Wer war dieser Boss? Und warum ließ er ihn gegangen nehmen? Er erinnerte sich nicht. Etwas wichtiges entging ihm. Sein Kopf tat weh. Das wohlige Wattegefühl in seinem Kopf verzog sich langsam und ließ stattdessen einen stechenden Schmerz zurück.

Er hatte es vergessen. Etwas wichtiges. Nur Was!?

Schachmatt #2 ~der letzte Zug des Königs~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt