Fight me, if you can

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Doch zuerst musste Feuerholz gesammelt werden, denn so warm die Sonne tagsüber auch vom Himmel brannte, nachts würde es kühl werden. Außerdem hielt das Feuer das lästige Ungeziefer fern und essen wollten sie ja auch noch etwas. Alles, nur kein Fisch. Es gab immer ein paar verlassene Feuerstellen, die sich mit wenig Mühe wieder in prasselnde Lagerfeuer verwandeln ließen und bald wehten die ersten Düfte nach gebratenem Fleisch über den Strand.

Matthew war bei seiner Suche nach waffenähnlichen Stöcken erfolgreich gewesen und kam hinter den schwer beladenen Männern zurück zum Lager getrabt. Francis war auch schon bereit und wartet gut gelaunt auf ihn.

"Mal sehen. Das sieht gut aus, Junge. Obwohl sie für dich vielleicht ein bisschen schwer sein dürften."

"Ich kann das! Ich meine, ich werde mich anstrengen!"

Francis lachte und dann gingen sie beide ein Stück weg von den Lagerfeuern Richtung Wasser. Hier war der Boden noch fest, aber frei von Bewuchs, ideales Trainingsgelände. Der Käpt'n drückte Matthew einen Stock in die Hand, stellte sich hinter ihn und führte ihn durch die grundlegenden Bewegungsabläufe. Das sah am Anfang gar nicht so schwer aus, bald aber wurden Matthews Arme müde und er konnte den Stock kaum noch halten. Francis ließ ihn ein paar Attacken und Paraden alleine durchführen, merkte aber, wie die Konzentration des Jungen nachließ.

"Ich glaube, wir sollten eine Pause machen. Die eine Sache ist, mit dem Messer richtig umzugehen. Die andere ist, zu wissen wohin man schlagen soll. Hast du irgendeine Ahnung von Anatomie?"

Die Antwort war eine sehr leerer Gesichtsausdruck.

"Ich sehe schon. Nun gut. Es gibt ein paar Stellen des menschlichen Körpers, die sich für einen Angriff besser eignen als andere. Und es kommt natürlich darauf an, was du erreichen willst. Dafür brauche ich allerdings einen Freiwilligen..."

Francis ließ den Blick suchend über seine Männer schweifen und bemerkte dann das Beiboot, das gerade in den Sand glitt. Ah, Jesse und Quincy brachten die leeren Wasserfässer. Der erste Maat hüpfte gerade aus dem Boot, um es die letzten Meter zu ziehen. Ihm war bei der Arbeit wohl warm geworden, er trug nur noch seine weite, an den Waden ausgefransten Leinenhose und zum Schutz gegen die Sonne ein rotes Tuch um den Kopf geschlungen. Die Männer am Strand kamen sofort herbeigeeilt, um beim Ausladen zu helfen und Jesse gestikulierte Richtung Waldrand, um ihnen zu zeigen, wo sie die Behälter zwischenlagern sollten. Zur Quelle war es ein kleiner Fußmarsch ins Landesinnere, aber dafür war es immer noch zu heiß.

Francis rief zu ihnen herüber und winkte Jesse zu. Der zeigte fragend auf sich selbst und als Francis bestätigte, dass wirklich er gemeint war, setzte er sich in Bewegung.

"Aye, Käpt'n, was gibts?"

"Ich brauche einen Freiwilligen, um Matthew ein bisschen was beizubringen und du bist der ideale Kandidat dafür."

"Was unterrichtest du denn, dass du mich dafür brauchst?"

"Nun, im Moment will ich ihm erklären, wie man einen Gegner am Besten kampfunfähig macht und nachdem du gerade erfrischend wenig Stoff am Leib trägst, kann ich das an dir wunderbar zeigen. Komm mal hier rüber."

Jesse lief gehorsam zu ihnen und blieb ein Stück vor Francis stehen.

"Ich habe meinen Säbel im Boot gelassen, aber wie ich sehe, bist du bewaffnet."

Er deutete auf den Stock in Francis Hand. Dann drehte er sich um, damit Matthew in besser sehen konnte und breitete die Arme aus. "Buh, ich bin ein böser Piratenjäger. Wie wird mich dieser edle Anführer wohl unschädlich machen?"

Matthew musste kichern, ihm begann die Lehrstunde jetzt großen Spaß zu machen. Er hatten sich auch noch ein paar andere eingefunden, die entweder selbst noch etwas dazulernen wollten oder einfach nur gespannt auf die versprochene Darbietung waren.

Woher wir kamen (Piratenblut 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt