Flints Schatten

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"Du, Jesse, was mir die beiden da vorher erzählt haben..."
Jesse versteifte sich in seinen Armen, auf einmal wieder ganz wachsam.
"Ja? Was genau haben sie dir erzählt?"
"Das mit Flint. Dass du der Junge warst, der die Meuterei ausgelöst hat, weil zwischen dir und ihm und... dass da eben etwas vorgefallen war, was sie nicht ignorieren konnten."
"Ich war sechzehn."
"Oh."
Das hatte sich bei Neil irgendwie anders angehört.
Jesse seufzte.
"Ich weiß, Neil stellt es gerne so dar, als hätte Flint mich aus der Wiege geraubt, aber ganz so war es nun doch nicht. Ich war kein kleines Kind mehr, Francis, ich wusste schon, was ich tat. Zumindest habe ich mir das damals eingeredet. Die Wahrheit ist, dass er ein wahnsinnig anziehender Mann war, auch wenn das heute niemand mehr zugeben will. Flint war..."
Jesse brach ab, suchte nach Worte und seine Hände begannen zu reden, bevor er es wieder tat.
"Flint hatte diese Aura von Stärke und Macht und einen unbeugsamen Willen. Er nahm sich, was er wollte, er ging über Leichen, um seine Ziele zu erreichen. Und er wollte mich. Ich war unglaublich geschmeichelt und anfangs waren seine Zuwendungen so liebevoll und vorsichtig, dass ich dachte, er hätte tatsächlich Gefühle für mich. Ich war bis über beide Ohren verknallt und musste jedem erzählen, wie toll er war und wie gut im Bett und wie sehr ich ihn liebte. Ich habe nicht verstanden, warum die Mannschaft meine Begeisterung nicht teilte, warum Neil mich durch die Blume immer wieder warnen wollte.
Im Laufe der Zeit wurde unser Sex, naja, heftiger. Er war immer sehr dominant und das war auch in Ordnung für mich, aber es stellte sich heraus, dass ihm das nicht reichte. Es ist ein sehr feiner Grat zwischen Schmerz, der sich gut anfühlt, und solchem, der das absolut nicht tut. Anfangs war dieses Austesten meiner Grenzen eine willkommene Herausforderung, später war ich schon zu sehr in seinen Fängen, um noch zu wissen, was richtig war. Ich hatte Angst, ich hatte ihn doch gern, und wenn er Dinge von mir verlangte, die ich ihm eigentlich nicht geben wollte, er tat es doch aus Zuneigung und es war meine Schuld, dass ich nicht Mann genug war, um es zu genießen."
Francis holte Luft, aber Jesse kam ihm zuvor.
"Ich weiß. Jetzt weiß ich das. Ich war nur ein Opfer von vielen und zu dumm, um es zu merken.
In der Nacht, als diese Sache mit der Meuterei passierte, hatte ich mir vorgenommen, ganz artig zu sein. Ich wollte seiner Liebe würdig sein. Ich..."
"Du musst das nicht erzählen."
"Doch. Es bringt doch nichts, wenn du dir selbst ausmalst, was passiert sein könnte.
Er und sein besonderer Freund wollten mich teilen, weil das gute Freunde nunmal tun. Ich war willig, zumindest am Anfang. Mein Mund, mein Arsch, mein Schwanz, ich habe einfach getan, was sie wollten. Aber als sichtbar wurde, dass mich das alles nicht wirklich anmachte, verlegten sie sich darauf mir weh zu tun. Ich war schon öfter geschlagen worden so war es nun nicht, aber das, was diese beiden taten... Ich dachte, sie wollten mich umbringen. Und dann habe ich mich endlich gewehrt, mit allem, was ich hatte. Das führte nur zu mehr Prügel, einem dreckigen Stofffetzen in meinem Mund und einem Messer an meiner Kehle.
Als Neil dieses Zimmer betrat hatte ich eigentlich schon mit dem Leben abgeschlossen."
Er lächelte müde und drückte sich fest an Francis.
"Er hat mir das Leben gerettet, sie alle haben das getan. Sicher, diese Meuterei war überfällig, dieser Mann musste endlich beseitigt werden, aber trotz allem, sie sind in diesem Moment zu meiner Rettung geeilt und das werde ich ihnen nie vergessen. Ich habe Neil damals etwas versprochen und gedenke mich an dieses Versprechen für den Rest meines Lebens zu halten. So etwas wird nie wieder passieren, ich werde nie wieder so blind sein.
Und deshalb kannst du dich darauf verlassen, dass ich meine, was ich sage und sage, was ich meine.
Ist ja nun nicht so, dass dich meine große Klappe nicht wahnsinnig anmacht, oder?"
"Wie kommst du denn darauf?"
Jesse zog Francis Kopf zu sich und flüsterte ihm süße Schweinereien ins Ohr bis Francis leicht schockiert quiekte und sie dann beide kichernd über das Bett rollten.

Woher wir kamen (Piratenblut 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt