Erwischt

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Jesse kniete am einen Ende des großen Bettes, er hielt sich an den Querstreben des Kopfendes fest. Francis kauerte unter ihm, ebenfalls mit einer Hand knapp neben der von Jesse in das Holz gekrallt. Sie waren fest miteinander und ineinander verschlungen, ihre Körper glänzten von der Anstrengung, sich nicht zu verlieren.
Jesse bewegte sich in unerbittlichem Tempo an Francis Schwanz auf und ab, den Kopf zurückgeworfen, die Haare strähnig in sein Gesicht fallend. Jeder Stoß seiner Hüften ließ ihn aufkeuchen und Francis antwortete ihm in einem leiseren und irgendwie gepresst wirkenden Tonfall. Seine freie Hand streichelte über den angespannten Körper vor ihm, sonst bewegte er sich selber aber kaum. Er war völlig gefangen in diesem Moment und schien seine Umgebung kaum wahrzunehmen.

Jesse allerdings hatte sie bemerkt.

Sein Mund verzog sich zu einem wilden Grinsen, sein Unterleib tat irgendetwas, das Francis aufjapsen ließ. Dann ließ er sich langsam nach vorne fallen und glitt von Francis Schwanz, der sofort enttäuscht aufheulte und sich ihm wieder entgegen schob.

Jesse senkte Oberköper, die Unterarme auf das Kopfkissen gestützt und öffnete die Beine weiter. Francis folgte dieser Einladung sofort. Diesmal ließ Jesse es einfach geschehen, er schrie nur einmal kurz auf, als Francis ihm wieder in Besitz nahm und trieb ihn dadurch nur noch weiter an. Das neue Öl bewies seine Langlebigkeit, denn er war immer noch feucht und glitschig und Francis stürmische Erwiderung tat nicht weh, sondern fühlte sich nur unglaublich gut an. Und doch hielt sein Freund kurz inne.

"Ist das in Ordnung, Jesse? Geht es dir gut?"
"Ja! Ja, bitte, mach weiter. Ich will dich in mir spüren, wenn du kommst."
Und mit einem Hauch seiner vorherigen Trotzigkeit fügte er hinzu. "Dein schlimmer Junge will deinen Schwanz, Käpt'n. Na los, gib ihn mir."

Francis stöhnte, als Jesse aufmunternd seine Muskeln um ihn herum anspannte. Dann drückte er Jesse nach vorne in die Kissen und folgte seiner Aufforderung. Sein Unterleib übernahm einfach die Kontrolle über sein Bewusstsein und, Himmel, konnte sich dieser Mann bewegen.

Anne hatte den Kopf weggedreht, versuchte einfach zu ignorieren, was sie da sah und einen strategischen Rückzug anzutreten. Das war nicht ihr Ding, nicht ihr Leben und ganz bestimmt ging es sie nichts an. Und doch... Das hier war zu nah an dem, wovor sie Jesse so gewarnt hatte... Francis hatte ihn so fest im Griff, dass er sich vermutlich auch mit Gewalt nicht mehr hätte befreien können und, verflixt, kein Gleitmittel der Welt konnte DAS schmerzlos machen, oder? Francis jedenfalls schien seinen Spaß zu haben, bei Jesse war sie sich da nicht so sicher. Aber er war kein Kind mehr, er musste doch wissen, was er tat. Und wenn nicht?

Auch Kokosöl hatte seine Grenzen. Jetzt zuckte Jesse zusammen und sie sah den Schmerz in seinen aufgerissenen Augen. Seine Hand fuhr nach hinten, umklammerte Francis Arm.

"Au! Warte! Bitte, das tut weh..."

Francis hörte ihn nicht und stieß weiter mit aller Gewalt in ihn hinein. Jesse versuchte, sich ihm zu entziehen, aber er entkam diesen starken Armen nicht. Noch einmal bohrte sich sein Käpt'n wie ein glühendes Messer in seinen schmerzenden Körper und Anne war kurz davor, ihre Zurückhaltung aufzugeben. Nicht schon wieder...

"Francis, bitte, hör auf..."

Und dann passierte etwas, dass Anne noch nie in ihrem Leben von einem der zahlreichen Liebhaber ihres Bruders (oder zumindest bei denen, die sie kannte) miterlebt hatte. Er hörte auf.

Mit einer erkennbaren Anstrengung riss er sich zusammen, zog sich langsam zurück, gab Jesse Platz zum Atmen. Der ließ sich zitternd zur Seite fallen und Francis war schon da, um ihn in die Arme zu schließen. Er küsste ihn, erst zögerlich, aber Jesse reagierte sofort und machte klar, dass zwar sein Hintern eine Pause brauchte, aber der Rest von ihm noch längst nicht fertig war.

Francis Hände glitten über den sich unter ihm windenden Körper, der sich überall ganz feucht und warm anfühlte. Seine Hand griff wieder nach Jesses Geschlecht, rieb fordernd auf und ab und stieß gleichzeitig selbst zwischen Jesses willig geöffnete Beine. Nicht um nochmals dort einzudringen, sondern nur die Reibung suchend.

Anne war schon fast an der Tür, warf nur noch einen kurzen Blick zurück und betrachtete diese zwei, die doch nur sich selbst wahrnehmen konnten. Ja, irgendwie waren sie wohl doch füreinander geschaffen.

Jesse bäumte sich auf in Francis Griff, krallte die Finger in seinen Rücken und zuckte ihm entgegen. Der Schmerz von vorhin war schnell vergessen, jetzt trieb er auf einer Welle purer Ekstase, die mit jeder Berührung der Explosion näher kam. Francis war schneller. Jesse hörte seinen Aufschrei und fühlte die Nässe zwischen seinen Beinen. Seine eigene Hand unterstützte Francis kraftloser werdende Finger und wenig später kam er mit einem undefinierbaren Geräusch und einem letzten Stoß in ihren ineinander verschränkten Fingern.

Francis rollte sich auf die Seite, schmiegte sich an ihn und rieb sein Gesicht in den schwarzen Haaren. Sein Herz beruhigte sich nur langsam, er pustete Jesse seinen Atem ins Ohr und kicherte leise.

"Mmmmmm... Helenas Geheimnis ist wirklich verflixt gutes Zeug. Auch wenn es hier jetzt etwas seltsam riecht..."
"Stimmt. Macht aber beides weiße Flecken, nicht?"
"Du bist ja schon wieder sehr lustig."

Jesse wandte sich zu ihm um, umfasste sein Gesicht und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund. Francis schloß die Augen und Jesse machte weiter, erst die Stirn, dann die Nasenspitze. Er seufte wohlig und nahm diese Aufmerkamkeiten zu gerne an.

"Warum habe ich eigentlich nicht schon viel früher gemerkt, wie richtig das für mich ist?"

Jesse fuhr ihm über die Haare und kraulte die feuchten Locken in seinem Nacken.

"Was genau? Sex mit Männer allgemein oder ich im Speziellen?"
"Ich glaube nicht, dass es mit irgendeinem anderen so wäre wie mit dir."
"Nun ja, das liegt vermutlich daran, dass ich..."
"Nein." Francis umklammerte Jesses Hand und sah ihm in die Augen. "Daran liegt es nicht. Du magst eine Granate im Bett sein und ein Profi in dem, was du tust, aber glaube mir, ich war schon mit sehr begabten Frauen zusammen."
"Und woran liegt es dann?"

Francis lehnte sich über Jesse und küsste ihn. Der öffnete den Mund und aus einer flüchtigen Berührung wurde ein zärtliches Spiel ihrer Lippen und Zungen und Jesse schmolz förmlich in seinen Armen. So gründlich war er vor Francis schon lange nicht mehr geküsst worden.
Als er sich wieder von ihm löste, küsste er ihn seinerseits auf die Stirn und die Nasenspitze.

"Weil ich dich liebe, daran liegt das."

Jesse griff nach ihm, um in besser ansehen zu können und seinen nächsten Worte mehr Nachdruck zu verleihen.

"Ich... ich liebe dich auch, Francis. Mehr als ich je zu träumen gewagt hätte."
"Und es schadet natürlich nicht, das du der wunderschönste, klügste und liebevollste Mensch dieser Welt bist. Und natürlich eine Granate im Bett."
"Francis! Du hast mich gerade fast um den Verstand gevögelt!"
"Habe ich das?"
"Tatsache. Muss wohl an dem Ding mit der Liebe liegen."
"Muss wohl."

Woher wir kamen (Piratenblut 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt