Nicht anfassen

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Warum dauerten Dinge immer länger, als er das geplant hatte? Ich drehe nur eine Runde, bespreche mich mit Jake, geh du ruhig schon ins Bett. Das war der Plan gewesen, aber natürlich gab es Fragen zum Kurs, eine neue Wettereinschätzung, Korrekturen, ein gerissenes Tau und ein umgefallener Eimer. Das übliche. Auch wenn sie schon kurz vor ihrem Ziel waren, Francis hätte es wissen müssen, schnell hieß auf diesem Schiff rein gar nichts. Eigentlich war das ja auch ganz gut so. Er war gern Teil des Ganzen, wurde gerne auch bei kleinen Dingen um Rat gefragt. Vor allem, weil er seinen ersten Maat bereits ins Bett geschickt hatte... Selbst Schuld, Kapitän, da musst du jetzt durch.

Als er dann endlich in seiner Kajüte ankam, war bestimmt schon eine Stunde vergangen und wenn er sich an die müden Augen seines sonst immer so aufmerksamen Freundes erinnerte, hatte sich dieser bestimmt längst in ihrem gemeinsamen Bett zusammengerollt und war eingeschlafen. Er sollte ihm diese Ruhe wirklich gönnen und nicht den verlorenen Abendstunden nachtrauern, die er so gerne mit ihm geteilt hätte. Als Francis die Kajüte betrat, bemühte er sich, ganz leise zu sein. Es war wirklich bereits dunkel, Jesse musste die Kerze schon gelöscht haben. Durch das hintere Fenster drang noch ein wenig Licht von draußen herein, schuf aber mehr Schatten als Helligkeit, mehr Konturen als klare Formen. Er schlüpfte aus seinen Schuhen, zog sich das Hemd über den Kopf und schlich langsam Richtung Bett. Jesse lag wirklich dort, aber... schlafen konnte man das nicht nennen. Dem Kapitän verschlug es fast den Atem, als er erkannte, was dort passierte.

Jesse hatte sich in die Decken gerollt, er lag in einer gemütlich aussehenden Kuhle auf seiner Seite des Bettes. Er trug keinen Fetzen Stoff am Leib, kein Laken bedeckte seinen Körper. Er lag da splitternackt in Francis Bett, mit geschlossenen Augen, den Kopf zurückgeworfen, die Lippen leicht geöffnet und... Himmel, was fiel diesem kleinen Kobold nur ein? Francis bemühte sich nun, noch leiser zu sein, er wollte ihn auf keinen Fall bei dem stören, was er da tat. Jesse Atem ging hörbar, aber sehr gleichmäßig, er hatte wohl keine Eile. Rechnete er gar nicht mehr mit ihm? Nun, kein Wunder, er war ja beschäftigt. Kleine Ratte.

Das Licht flackerte über diesen schmalen Körper in seinem Bett, tauchte alles in weiche, ineinander verschwimmende Schatten. Jesses Hand bewegte sich zwischen seinen Beinen, ganz langsam, fast träge, aber offensichtlich sehr wirkungsvoll. Die andere rieb über seine Brust, auch hier zeigte sich, wie erregt er bereits war. Francis schluckte, er wusste gar nicht, wo er zuerst hinschauen sollte. In Jesses Gesicht, als dieser sich auf die Lippen biss, und dann leise stöhnte? Auf seine streichelnde linke Hand, die in diesem Licht ganz dunklen Brustwarzen, denen diese Behandlung scheinbar sehr gefiel? Oder doch einfach nur tiefer, wo die rechte immer direkter wurde, auf und ab glitt - Ja, genau dahin. Es hatte etwas sehr Intimes, seinen Liebhaber dabei zu beobachten, wie er sich selbst verwöhnte. Jesse wirkte völlig abwesend und gleichzeitig sehr im hier und jetzt, die Augen immer noch geschlossen, den Kopf fest in die Kissen gepresst, sein ganzer Körper war eine Mischung aus völliger Gelöstheit und sich immer weiter aufbauender Spannung. Langsam wurde auch sein Atem hektischer, lauter, unkontrollierter. Francis eigene Finger rieben wie von selbst über seinen eigenen Schritt, er fühlte fast Jesses Finger dort, schmeckte Jesses Haut auf seinen Lippen, seinen warmen Körper unter ihm.

Er sah wie ein Fleisch gewordener Traum aus, wie er sich so auf den Bettlaken wand, versunken in sein tun, nichts mehr wahrnehmend außer seinen eigenen Berührungen und dem, was sich in seinem Kopf abspielte. Woran er wohl denken mochte? Francis Aufmerksamkeit wanderte wieder zwischen Jesses Beine, die Hand, die rieb und fester zupackte, fester, als Francis das getan hätte. Jesse keuchte und Francis verschluckte sich vor lauter Schreck, sog scharf die Luft ein.

Jesse zuckte zusammen und riss die Augen auf. Als er erkannte, wer sich da an die Wand drückte, ertappt und erschrocken dreinblickend und, aha, die Hand bereits in der eigenen Hose hatte, musste er lächeln.

Woher wir kamen (Piratenblut 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt