Eine wilde Kaperfahrt

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Warum, oh warum nur waren französische Schiffe so viel schwerer zu Kapern als alle anderen? Als ob sie sich nach der Gewaltanwendung sehnen würden, die unweigerlich auf das trotzige "No!" des Kapitäns folgen würde. Und nie, niemals endete diese Auseinandersetzung zur Zufriedenheit der Franzosen, langsam sollten sie ihre Lektion gelernt haben. Diesesmal wohl nicht, schon wieder...

Nach der üblichen Explosion aus Schimpfwörtern und Drohungen, die sich Francis geduldig anhörte (und nur einen Bruchteil davon verstand, vor allem das "Merde!"), machte er seinen eigenen Standpunkt klar, der zusammengefasst in etwa bedeutete: Wir kommen jetzt rüber. Ergebt euch, wenn euch euer Leben lieb ist.

Sie enterten das kleine Schiff und stürzten sich in den Kampf. Noch glaubte Francis an eine friedliche Lösung, wenn erst ein paar gestorben waren, würde der Kapitän seinen Fehler schon einsehen, sich und seiner Mannschaft zuliebe. Wenn es doch nur immer so einfach wäre.

Die Franzosen wehrten sich heftig und Francis' Anweisung, doch bitte vorsichtig vorzugehen, fing an nach hinten loszugehen.

Jesse schrie schmerzerfüllt auf, als ihn eine gegnerische Klinge streifte und er machte wutentbrannt kurzen Prozess mit dem Mann am anderen Ende. Schluß mit den Spielchen, er hatte die Schnauze voll. Ein paar rasche Schritte und Sprünge brachten ihn an die Seite seines Anführers, der ebenfalls gerade die Geduld verlor. Sie hieben um sich, um sich ein paar Sekunden Luft zum Beraten zu Verschaffen.

"Es reicht, Francis! Ich habs ja gleich gesagt!"
"Jajaja... Du hast ja Recht, dann bringen wir sie eben doch um."

Ein Pfiff und ein Ruf pflanzten sich rasend schnell fort und brachten die Piraten dazu, vor Blutgier zu lachen und die Franzosen, vor Angst zu zittern. Jetzt fing der Spaß erst an.

Auch Jesses Augen blitzten, als er sein Entermesser schwang.

"Los gehts, mein Käpt'n. Mein Säbel ist durstig!"

Francis stutzte und lachte dann auf.

"Du schmutziger, kleiner, gieriger Mörder, du."

"Nicht mehr als du, verwöhnter Engländer."

Und er hatte Recht. Im Momenten wie diesen schien etwas Primitives aus diesen Männern herauszubrechen, die pure Lust am Töten, der wahnsinnige Drang, Blut zu schmecken.
Und in Francis Fall brachte auch der Anblick seines rasenden ersten Maates sein Blut zum Kochen. Sollte es ihn wirklich so erregen, wenn sein Liebhaber Menschen tötete? Sei's drum. Es war grandios, ihn in seinem Element zu sehen.

"Lass uns das schnell zu Ende bringen, Jesse!"

Er durchbohrte einen Gegner und presste sich kurz von hinten an Jesse. Schnell, aber eindeutig. "Du. Ich. Hier. In 10 Minuten."

Jesse jaulte erfreut auf und erwiderte den Druck mit seiner Rückseite.

"Träumst du? 20 Minunten, mindestens. Das ist eine Menge Arbeit hier. Für dich Rest: Immer, jederzeit, wo auch immer."

"Letztes Angebot, 15 Minuten." Er streichelt Jesse kurz mit der freien Hand über den Bauch.

"Du nackt."

Jesse lachte. "Nun gut. 20 Minuten. Nur noch bekleidet mit dem Blut dieser Ratten hier? Unter einer Bedingung."

"Die wäre?"

Er dreht sich um und umarmte seinen Käpitän kurz aber heftig und ließ seine Hand einen Moment tiefer wandern. "Du. Auf den Knien vor mir."

Jetzt war es an Francis überascht nach Luft zu schnappen. Er grinste und nickte.

"In Ordnung. 20 Minuten. Na, dann bringen wir das mal schnell hinter uns."

Es sollte länger dauern, aber das nahmen weder Francis noch Jesse wirklich wahr. Die Mannschaft der Dragon tobte wie tollwütig über das fremde Schiff und streckte alles nieder, was sich zur Wehr setzte. Einige der Franzosen ergaben sich schließlich doch, zum Ende hin streckten eine ganze Gruppe junger Seeleute die Waffen. Es war heute kein guter Tag zum Sterben. Als schließlich endlich Ruhe eingekehrt war, war Jesse mit mehr Blut besudelt, als ihm lieb war und hatte ein paar kleine und einen recht unangenehmen Schnitt am Oberschenkel davongetragen. Francis hatte die Gefangenen zusammentreiben und fesseln lassen, die Crew räumte das Lager aus. Aber noch sah man ihnen die Aufregung an, sie schubsten und lachten, die übermütigeren unter ihnen gaben der Anspannung mit wildem Gerangel nach.

Woher wir kamen (Piratenblut 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt