Eine Frage des Vertrauens

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Auch hier nichts neues, aber... aber... Francis Gesichtsausdruck, als er sich schamesrot seine Wünsche eingesteht...
„Bitte, hör nicht auf. Jesse, bitte..."
huh, immer gerne wieder.

„Bist du fertig?"

„Ja, alles erledigt. Morgen laufen wir aus und heute... heute gibt es nichts mehr für mich zu tun. Ist das nicht herrlich?"

Francis hatte die Kajüte aufgeräumt, das war unübersehbar. Alle empfindlichen Instrumente und beweglichen Gegenstände waren ordentlich in ihren Truhe verstaut, die Karten aufgerollt und in ihrem Kasten verschlossen, sogar das Bett war frisch bezogen. Jesse hatte noch eine Runde über das Schiff gedreht und die Männer ermahnt, es heute ruhig angehen zu lassen. Morgen würden sie segeln und er hatte keine Lust, schon am ersten Tag mit einer verkaterten und übellaunigen Mannschaft fertig werden zu müssen. Nicht dass ihm jemand Gehör geschenkt hätte.

Auch Francis war wohl nicht empfänglich für seine Ratschläge. Auf dem Tisch stand eine frisch geöffnete Flasche, daneben zwei Gläser. Halb unter dem Bett versteckt stand dezent ein Tiegel mit der nach Rosen und Lavendel duftenden Creme, die sie manchmal benutzten. (Was war eigentlich aus Helenas Geheimnis geworden?) Eigentlich war die mal zur Behandlung von kleineren Schnitten gedacht gewesen. Jesse fragte sich manchmal, ob die Händler wohl dachten, dass sie Piraten immer wahnsinnig ungeschickt beim Rasieren anstellten.

Hier hatte wohl jemand eindeutige Absichten. Nichts gegen den Genuss von Rosenduft, aber er hatte da auch noch ein paar Ideen für die heutige Nacht.

„Du mein Güte, ich bin beeindruckt."

Jesse breitete die Arme aus, wie um den ganzen Raum zu umarmen, wusste dann aber nicht so recht wohin mit seinen Händen. „Ja dann. Darf ich auch ein Glas davon haben?"

Francis schenkte ihm bereits ein und reichte ihm dann das Glas.

„Auf eine glückliche Überfahrt."

„Auf das gute alte England."

Die Gläser klirrten, der Wein schmeckte wunderbar und Jesse kam sich unglaublich fehl am Platz vor. Edle Getränke und zwanglose Konversation waren definitiv nicht seine Welt. Er stellte sein Glas mit einem Ruck ab.

„In Ordnung, Francis. Die Antwort ist nein."

„Was?"

„Was ich gesagt habe. Wir werden morgen den Atlantik überqueren. Ich habe den Männern da draußen Alkohol und Huren verboten, ich sollte mit gutem Beispiel vorangehen."

Er verschränkte die Arme und versuchte streng auszusehen. Francis schaute wie ein begossener Pudel, bis er Jesses angestrengten Gesichtsausruck wahrnahm.

„Wenn du heute Nacht hier schläfst, Maat, dann glaubt dir das sowieso kein Mensch."

Er grinste und Jesse konnte auch nicht mehr an sich halten. Lachend zog er Francis in seine Arme, aber als der etwas sagen wollte, legte er ihm einen Finger auf die Lippen.

„Keine Versprechungen. Keine großen Worte und keine Erwartungen. Ich will nichts, was du nicht zu geben bereits bist."

Der Kuss, der folgte, war nur eine zarte Berührung und dem Käpt'n offenbar nicht deutlich genug. Er umfasste Jesse Taille, schlüpfte unter sein Hemd und zog ihn dichte ran sich heran. Der vergrub seine Finger in Francis Haaren und als sie sich diesmal voneinander lösten, hatten beide rote Wangen und einen Glanz in den Augen, der verhieß, dass einfach nur zusammen einschlafen gerade vom Programm gestrichen worden war. Francis zog seinen Freund zum Bett, aber als er ihm den störenden Stoff über den Kopf streifen wollte, hielt Jesse ihn zurück.

Woher wir kamen (Piratenblut 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt