Lass ihn einfach

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Lilly POV

Der Abend verlief so entspannt. Ich genoss einfach die Nähe meiner Jungs. Auch wenn ich mehr als nur nervös war. Schließlich wollte ich den beiden heute von Sam erzählen. Wenn Sam in zwei Wochen ebenfalls hier her kam, dann würden sie ihn kennen lernen. Bis dahin sollte ich eine Entscheidung getroffen haben. 
Wir lachten und blödelten und ließen es und einfach gutgehen. Jared plapperte den ganzen Abend und erzählte mir wohl jedes noch so kleines Detail der Tour. Seine Augen leuchteten und man sah ihm an, wie viel Spaß ihm das alles machte. 
Glücklich lehnte ich mich zurück und entspannte mich ein wenig. Meine Gedanken an Sam schob ich beiseite. Nein, heute Abend wollte ich es ihnen nicht erzählen. Ich wollte die Stimmung nicht kaputt machen. 
Diese bevorstehende Verlobung, oder waren wir nicht doch schon verlobt, sollte heute Abend nicht das Thema sein. Dieser Abend gehörte uns dreien. Nur Shannon, Jared und mir. 
Shannon drückte lächelnd meine Hand und sein Blick verriet, dass er ein wenig genervt von Jared war und seinen Erzählungen. Als ich ihn ansah erstarrte plötzlich sein Blick und er riss meine Hand nach oben. Verdammter Mist, verfluchte Scheiße. Shannon, nein! schrie es in meinem Kopf. Er hatte den Diamanten an meinem Ring entdeckt und starrte mit großen Augen darauf. 

"Lil? Was ist das?" fragte er sauer und ich merkte, dass seine Stimme sich hob. Shannon war selten schnell aus der Ruhe zu bekommen, aber in seinen Augen konnte ich irgendwas zwischen Panik und verdammt wütend lesen. 
Irgendwie musste ich ihn wieder beruhigen. Normalerweise half da immer ein Kuss auf die Wange und ein riesiger Karamellmacchiato, aber genau diese beiden Dinge würden gerade nur das Gegenteil bewirken. Zeit schinden war das einzig richtige gerade. 

"Das ist nichts." versuchte ich abzuwiegeln und entriss Shannon meine Hand. Sie unter dem Tisch zu verstecken war keine super intelligente Lösung. Mehr nur ein kläglicher Versuch Shannon's Blick vom Streitobjekt zu lösen. Ich konnte nur hoffen, dass er diesen Diamanten nicht als Verlobungsring sah, sondern einfach nur als Ring. Aber wie immer hatte ich die Rechnung ohne Shannon gemacht. 

"Du bist verlobt und sagst uns nicht?" schrie er mich fast an. Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Ich war es nicht gewohnt, dass er so mit mir sprach, aber er hatte allen Grund dazu. Ich hatte nichts gesagt, ich war feige. Aber dabei wusste ich doch selbst noch nicht genau, was ich da eigentlich wollte. Ja, ich liebte Sam, aber musste ich ihn dann gleich heiraten? Andererseits, warum eigentlich nicht?

"Shannon... ich... wir, ja und nein... ich wollte..." begann ich zu stottern. Wie sollte ich ihn das erklären? Gerade jetzt wo er so sauer war. 

"Was wolltest du? Ich dachte wir sind Freunde. Wie lang schon Lilly? Wer ist es?" Shannon war immer noch sauer, seine Stimme zitterte ein wenig und ich sah, dass er sich sehr zusammenriss um nicht noch lauter zu werden als er es ohnehin schon war. 

"Sam." konnte ich nur flüstern. Tränen flossen mir über die Wange. Shannon war wütend, Jared starrte mich ebenfalls an, als hätte er einen Geist gesehen. Shannon sagte kein Wort mehr. Sein Blick wurde eisig. Jared hatte normalerweise dieses Talent jemanden mit seinen blauen Augen zu töten, Shannon gelang das nicht mit seinen schönen braunen warmen Augen. Aber heute schon. "Shannon, sag doch was."

"Lass mich allein." rief er und rannte nach draußen. Ich starrte ihm hinterher. Als ich ebenfalls aufspringen wollte hielt Jared mich zurück.

"Lass ihn, Lilly. Es ist besser so."

"Jay, ich... lass mich erklären. Bitte." flehte ich ihn an. Alles was ich wollte war, dass die beiden nicht mehr so wütend auf mich sind. 

"Du hast dich verliebt. Das musste irgendwann passieren. Shannon wird drüber hinweg kommen. Und ich auch." lächelte Jared mich an und strich mir zärtlich über die Wange. "Du hättest es uns aber sagen sollen."

"Jay, ich wollte ja, aber ich wusste nicht wie. Ich..." begann ich wieder. Mein Kopf war voller Gedanken, ich konnte aber keinen einzigen richtig formulieren. Die Beziehung von Sam und mir war noch frisch und doch so intensiv. Ich wollte keinem weh tun. Ich wusste doch selbst nicht... 

Jared POV

Lilly war verlobt oder so was. Shannon war zutiefst verletzt. So hatte ich meinen Bruder selten erlebt. Als er aufgesprungen war und aus dem Restaurant rannte musste ich Lilly davon abhalten hinter ihm her zu rennen. Hätte sie das getan, dann hätte das böse enden können. Shannon war in solchen Situationen mehr als impulsiv und tat Dinge die er sicher hinterher bereuen würde. Jetzt war ich mir auf jeden Fall sicher, dass er Lilly liebte. Bis vor ein paar Minuten dachte ich auch, dass Lilly ebenfalls so fühlen würde und ich hatte es mir in diesen vier Wochen zur Aufgabe gemacht dies den beiden klar zu machen. Die beiden taten sich gut. Doch jetzt war alles anders. Lilly war mit Sam zusammen. Einem Mann, so wie es aussah, der ihr die Welt zu Füßen legte und sie liebte. Oder schenkte man einfach so einen solch teuren Ring? Ich würde so was nie tun. Shannon ebenfalls nicht. 

"Rede bitte morgen mit ihm. Er muss sich erst beruhigen. Du weißt wie er sein kann." redete ich auf Lilly ein und hielt weiter ihre Hand. "Komm, lass uns ins Hotel." Der Abend war gelaufen. So oder so. 

Shannon POV

Fuck! Das konnte nicht sein. Nicht Lilly. Nicht meine Lilly. Verlobt? Alles hätte ich erwartet. Alles. Aber nicht so was. Verlobt? Das konnte nicht sein. 
Ziellos irrte ich durch die Straßen von Hamburg. Nur langsam beruhige ich mich. Warum hatte sie nichts gesagt? Sie hatte doch mehrmals die Gelegenheit mir das zu erzählen. 
Emma hatte den Ring schon entdeckt und sie hatte nichts gesagt. Kein Wort. Am Telefon vorhin waren nicht ihre Eltern, sondern dieser Lackaffe von Sam. Wieso war er nicht mit ihr hier wenn er sie doch wohl so sehr liebte? Der spielte mit ihr und sie fiel darauf rein. 
Ja, anders konnte es nicht sein. Ich war enttäuscht von ihr. Seit wann ließ sich Lilly von irgendwelchen Ringen und Flugreisen beeindrucken? Hatte sie sich so sehr verändert? Wo war meine Lilly ie glücklich war, wenn sie ihre Lieblingsschockolade essen konnte und gemütlich vorm Fernseher sitzen konnte? Viel brauchte es nicht um sie glücklich zu machen und auf materielle Dinge legte sie keinen Wert. 
Wenn sie Sam heiraten würde, konnten wir uns dann immer noch so häufig sehen? Was war mit unserem Lunch? Was war mit unserer Suche nach dem weltbesten Kaffee in Los Angeles? Wer stibitzte sich immer ein Stück von meinem Kuchen? Mit wem veranstaltete ich eine DVD-Nacht? Wer außer Lilly brachte mich so zum lachen?
Je länger ich über all das nachdachte, desto mehr hasste ich Sam. Ich kannte ihn nicht, aber ich wollte ihn auch nicht kennen lernen. Kein Mann war gut genug für meine Lilly. Keiner. 
Irgendwann erreichte ich das Hotel. Lilly hatte hier ebenfalls ein Zimmer. Direkt neben mir. Würde das bald nicht mehr so sein? Sie würde bei Sam wohnen und würde nicht mehr mit uns unterwegs sein. Nie wieder würde sie nachts in mein Zimmer kommen und sich neben mich legen und in meinen Armen einschlafen. Nie wieder. 
Bei den Gedanken liefen mir die Tränen über die Wange. Verdammt. Ich hatte sie verloren. Ja, ich liebte meine Kleine und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ein anderer Mann sie liebte. Keiner konnte das so sehr wie ich. 
Als ich durch die Lobby ging, sah ich sie. Allein stand sie wartend vor dem Aufzug. Ihr Kopf fuhr rum und sie sah in meine Richtung. Sie lächelte mich an und erstarrte im selben Augenblick. 

"Lilly!" rief ich und rannte auf sie zu. Ohne ein weiteres Wort schloss ich sie in meine Arme und drückte sie fest an mich. 

"Shan." flüsterte sie und vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Tief atmete ich ihren Geruch ein und eine weitere Träne rollte mir über die Wange. Es tat einfach nur weh zu wissen, dass sie einen anderen liebte. 

"Können wir reden?" flüsterte sie und ich nickte. Ja, dass sollten wir wirklich tun. Gemeinsam bestiegen wir den Aufzug. Als die Türen sich schlossen sah ich Lilly an und nahm ihr Gesicht in beide Hände und legte meine Lippen sanft auf ihre. Das ist falsch, schrie mein Kopf. Aber mein Herz sagte was anders. Sanft strich ich mit meiner Zunge über ihre Lippen und bat um Einlass....

More than just friends... Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt