Teach me how to love

#16 "Kannst du mich wenigstens für einen Moment halten?"

Baekhyun POV

Ich sah Dove hinten am Fenster halb sitzend, halb liegend, die Augen geschlossen.
Sie sah viel jünger aus wenn sie schlief.
Hat Hyuna auch. Ist das bei allen Menschen so?
"Wir sind da, aufwach..." Fing Jackson an, doch ich unterbrach ihn.
"Lass sie, sie schläft. Hatte einen langen Tag." Flüsterte ich.
Er nickte, sah seine Schwester lächelnd an und strich ihr ein Haar hinter das Ohr.
"Begib dich nächstes mal nicht so in Gefahr, Idiot. Was wäre wenn ich nicht gekommen wäre?"
Ich lächelte. Jackson war zwar nicht ihr leiblicher Blutsbruder, doch trotz allem waren sie eine Familie.
"Mach dir keinen Kopf. Sie ist Dove, sie würde es natürlich schaffen." Munterte ich ihn auf.
Er lachte und nickte.
"Hast Recht."
Er stieg aus dem Van, ich folgte ihm auf die Seite und öffnete leise die Tür hinten bei Dove.
Jackson gähnte und rieb sich die Augen.
"Geh ruhig rein, ich bring Dove ins Bett."
Jackson sah mich ernst an, was mich zum Lachen brachte.
"Ich krümme ihr kein Haar, versprochen."
Er lächelte und verabschiedete sich, während ich Dove hochhob und in die Zentrale trug.
Sie hatte ihre Arme um meinen Nacken, während ich ihre Beine hochhob.
In ihrem Zimmer angekommen, deckte ich sie ein, machte das Licht aus und verließ den Raum.
Davor blieb ich noch eine Weile stehen und dachte an das, was eben im Hochhaus passiert ist.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf und tat meine Hände gerade in die Hosentasche, als ich etwas darin fand.
Ich holte etwas kleines Braunes heraus und mein Herz raste.
Ich kriegte kaum Luft und begann zu zittern.
Es war ein USB Stick. Ein kleiner Bär als Stick. So einen hatte Hyuna.
Ich rannte ins Zimmer, zum Glück war Jackson gerade unter der Dusche.
Ich öffnete einen Laptop und steckte mit zitternden Händen den Stick herein.
Ein Video wurde abgespielt mit der Unterschrift 'Tic Toc'.
Ich klickte langsam drauf und es erschien am Anfang nur schwarz, als die Kamera zu dem Fake-Beamten schwing.
Sein Gesicht war nah an der Kamera und er lachte hämisch.
"Byun Baekhyun. Ich denke du hast etwas was uns gehört. Und zwar den Nachfolger..." Er machte eine Pause.
"Dich."
Ich schaute mir das Video mit zusammengekniffenen Augenbrauen an.
Wovon redete er?
"Wenn du so fair wärst, würden wir dir natürlich auch das zurückgeben, was dir gehört."
Ist es das was ich denke... Bitte lass es nicht so sein.
Die Kamera schwing zu der anderen Ecke des Raumes.
Es war ein schmutziger, alter Raum und in der Mitte des Videos sah man jemanden an einem Stuhl gefesselt.
"Neiiin!!!" Schrie ich.
Sie hatte den Kopf über ihren Kopf gebeugt und trug das Kleid, das sie an dem Tag trug, als wir uns stritten.
Ihre Haare waren feucht, sie war barfuß und man sah an ihren Beinen Wunden.
Der Beamte riss an ihren Haaren, sodass sie nach oben schaute. Direkt in meine Augen.
Sie war mit einem dicken Seil gefesselt und hatte ein Tuch im Mund.
Ihr Gesicht war voll mit Wunden und sie schwitzte.
"B...Baekhy..." Ihr Kopf sank wieder runter.
Meine Fäuste ballten sich zusammen, ich spürte Tränen hochsteigen.
Wuttränen.
"Wir geben dir eine Woche. Treffpunkt ist das Hochhaus von heute, das solltest du ja kennen. Du. Allein. Und ich gebe dir das Mädchen, unversehrt und gesund."
Er machte eine Pause und kam näher.
Ich musste mich kontrollieren, das ich den Laptop-Bildschirm nicht einschlug.
"Falls nicht! Falls du irgendwelche Waffen oder Leute mit schmuggelst... Oder erst garnicht auftauchst, töten wir dein kleines Goldstück."
Er fasste sie am Kinn an.
"Das wäre doch so eine Verschwendung, wobei sie so schön ist."
Meine Knöchel traten weiß auf.
Er zog ihr Kleid ein wenig höher und pfiff durch die Zähne.
Ich biss mir auf die Lippen, sodass sie beinahe bluteten.
"Denk dran. Heute in einer Woche."
Das war sein letzter Satz, ehe der Bildschirm schwarz wurde.
Ich versuchte es erneut abzuspielen, es zu speichern... Doch wie durch Magie war es weg. Es war nicht mehr auf dem Stick drauf.
Das Einzige, was drauf war, war ein Bild.
Ein Bild von Hyuna und mir, mit den Kindern aus dem Töpferkurs.
Mir brannten die Tränen in den Augen und ich fiel fertig in mein Bett.
Wusste nicht was ich sagen sollte, wusste nicht was ich denken sollte, wusste nicht was ich tun sollte.

Die ganze Nacht hatte ich Albträume und mir war heiß.
Ich schwitzte mein ganzes Bett voll und mir fiel es schwer aufzustehen.
Jackson kümmerte sich so gut es ging um mich, danach kam Eunha und tupfte mir immer jede halbe Stunde mit einem kalten, nassen Lappen die Stirn ab.
Ich konnte kaum die Augen offen halten, es fühlte sich so an, als hätte jemand meine ganze Energie aufgesaugt.
Mein Fieber stieg jedoch immer wieder an.
Nach dem Mittagessen, klopfte es an der Tür und Eunha machte auf.
Ich wusste nicht wer es war, konnte mich aber auch nicht aufsetzen um zu schauen.
Eunha nickte und ging aus dem Zimmer, als Dove hereintrat.
Sie saß sich an die Bettkante und sah mich an.
Ich, der die Augen nur halb offen hatte und die mir sowieso immer wieder zu fielen, atmete schwer.
"D..Dove." Meine Stimme klang schwach.
"Na na, wie schaffst du es nur jetzt krank zu werden?" Fragte sie.
Ich versuchte zu lächeln.
"Hast du gerade eine harte Zeit? Ist was passiert?" Fragte sie weiter und tupfte meine Stirn ab.
Ich wollte ihr nicht vom Erpresser Video erzählen. Weder Ihr, noch Jackson, noch deren Eltern.
Sie hatten bereits genug mit mir zu tun.
Ich saß mich also langsam auf und schüttelte lächelnd den Kopf.
"Nein, war gestern glaube einfach nur zu dünn angezogen."
Sie sah mich skeptisch an und kam näher.
"Wirklich?"
Ich nickte, doch hatte das Gefühl Tränen stiegen wieder hoch.
"Wenn ich was für dich tun kann..."
-"Da gibt es sogar etwas."
Sie nickte und sah mich herausfordernd an.
"Sag es mir."
Ich fühlte mich so schwach.
"Kannst du mich wenigstens eine Weile lang halten?"
Mir war es egal das wir uns kaum kannten, das wir uns nicht so nahe waren, das ich krank war und sie ebenfalls anstecken könnte. Ich bräuchte es grade.
Sie nickte ohne Weiteres und zog meinen Kopf an sich.
Mein Kopf lehnte an ihrer Schulter und sie klopfte zärtlich auf meinem Rücken, während die andere Hand auf meinem Kopf ruhte.
Ich schloss die Augen und eine Träne kullerte mir stumm die Wange langsam herunter.