#41 Gebrochen

41 7 4
                                    

*jetzt*

Dove POV

Ich kam gerade frisch geduscht aus dem Bad und hatte meinen neuen roten Bademantel an.
Ich summte eine Melodie, die ich bereits seit ich ein kleines Kind war gesummt habe.
Überraschenderweise saß Jackson auf meinem Bett und schaute ernst auf den Boden.
"Mein Gott hast du mich erschrocken!" Rief ich auf und warf ein Kissen gegen ihn.
Er bewegte sich kein bisschen.
Ich kniff die Augen zusammen.
Normalerweise warf er immer zurück.
"Jackson. Was ist...?"
Fragte ich während ich meine Haare mit dem Handtuch trocken rubbelte.
"Es geht um den DNA Test."
Überrascht schaute ich auf und lächelte.
"Oh so schnell?"
Er nickte trocken.
Etwas stimmte nicht.
"Warum erzählst du das nicht auch noch Baekhyun? Ich kann ihn eben holen..."
-"Nein. Du holst niemanden. Ich bin hier um mit dir alleine zu reden."
Verwirrt schaute ich ihn an.
"Okay? Schieß los."
Ich Falte mein Handtuch über die Stuhllehne und schaute meine Vase an, die ich mit Baekhyun getöpfert habe.
"Meine DNA wurde nicht erkannt."
Verwirrt schaute ich ihn an.
Meine Haare tropften immer noch aber meine nassen Sachen von vorhin waren zum Glück zum trocknen im Bad.
"Was meinst du mit sie wurde nicht erkannt?" Fragte ich ihn.
Jackson stand auf und strubbelte sich durch die blond-grauen Haare.
"Sie wurde nicht erkannt! So einfach ist es! Es gab kein Ergebnis."
Ich ging zu ihm und umarmte ihn.
Er umarmte mich nicht zurück, doch wich nicht aus.
"Es tut mir so leid für dich, Jackson."
Ich wollte mich gerade lösen und ihn anschauen, als er seine Arme eng um mich schlang.
Ich wich nicht zurück.
"Es tut mir leid, es tut mir so leid." Flüsterte Jackson.
Seine Stimme zitterte und sein Körper auch.
Ich verstand nicht was er damit meinte.
"Was? Wofür entschuldigst du dich?" Fragte ich ihn und klopfte ihn lächelnd auf die Schulter.
Ich ließ ihn los und sah ihn an.
Eine einzige Träne lief seine Wange stumm herunter.
"Hey " sagte ich und strich sie weg, die andere Hand hielt Baekhyuns Vase.
"Dove, meine DNA wurde nicht erkannt, aber die von jemand anderem."
Überrascht hob ich die Augenbrauen.
"Was? Von wem?" Fragte ich.
Jackson atmete tief durch.
"Baekhyun."
-"Was?!" 

"Ja. Er hatte mir letztens erzählt dass er auch ein Waisenkind ist und da dachte ich mir ich könne ihm da auch helfen."
In meiner Stimme lag Überraschung und Freude.
"Wer sind seine Eltern?! Er wird sich so freuen!"
-"Das denke ich eher nicht..." Murmelte Jackson kaum hörbar.
"Jackson! Wie kannst du sowas sagen?!" Schrie ich Jackson an. Ich wusste nicht weshalb ich plötzlich so sauer auf ihn war.
"Freust du dich nicht für ihn?!"
Jackson funkelte mich jetzt böse an.
"Würdest du dich für ihn freuen wenn du wüsstest das er dein leiblicher Bruder ist und nicht ich?!"
Ich sah ihn erschrocken an.
Mein Herz blieb für eine Sekunde stehen.
Meine Hand zitterte.
Ich zitterte.
Tränen schossen in meine Augen.
Ich sah alles verschwommen.
"Was?" Meine Stimme war kaum zu hören.
Ich schluckte und verlor das Gleichgewicht.
Jackson stützte mich, in seinen Augen waren ebenfalls tränen.
"Es tut mir so leid, Dove."
Die Vase in meiner Hand zerbrach, so wie ein Teil meines Herzens.

Ich saß auf meiner Fensterbank in meiner Unterwäsche, darüber trug ich nur einen gestrickten Pullover der damals Mom gehörte.
Meine Haare sind inzwischen getrocknet und fielen mir die Schulter runter.
Es regnete immer noch draußen.
Der Himmel war dunkel.
Ich dachte nach, mein Kopf schmerzte.
Jackson hatte mich danach noch ein wenig getröstet, ehe er gegangen ist.
Ihm muss es bestimmt auch schlecht gehen, immerhin weiß er immer noch nichts über seine Eltern.
Meine Beine zusammengezogen, den Kopf gesenkt, saß ich da.
Schwach? Verletzt? Energielos? Emotionslos? Traurig?
Sind das Die Adjektive, die meine gefühlte gerade wieder spiegelten?
Ich musste die Nachricht erst einmal verdauen. Baekhyun ist mein Bruder.
Er ist mein leiblicher, großer Bruder.
Ich griff mit meiner Hand an mein Herz.
Das konnte nicht möglich sein.
Ich hatte schon immer das Gefühl mit ihm verbunden zu sein, seine Nähe kam mir angenehm und vertraut vor.
Wenn man mich fragen würde, was ich jetzt machen soll, wüsste ich die Antwort nicht.
Ich wusste einfach nicht was ich machen soll. Ich wusste einfach nicht wie ich mit dieser Situation umgehen soll.
Soll ich etwa im Internet eine Frage Posten wie "Was tut man wenn man sich in seinen Bruder verliebt hat?".
Schwachsinn.
Aber ich liebe Baekhyun. Ich liebe ihn, wie ich es noch nie bei jemand anderem tat.
Doch diese Liebe ist verboten.
Eine kleine Träne lief mir stumm die Wange herunter, doch ich wischte sie schnell weg, da es an der Tür klopfte.
"Bist du da Dove?"
-"Wo sollte ich sonst sein?" Fragte ich lächelnd. Ein Lächeln war dieses Mal nicht ehrlich.
Baekhyun schlüpfte herein, seine Haare waren zerstrubbelt, er hatte ein weißes Shirt mit V- Ausschnitt an, eine bequeme Jogginghose.
Er leistete mir auf der Fensterbank Gesellschaft.
"Du bist wunderschön." Flüsterte er, während er mir ein Haar hinter die Ohren strich.
Ich lächelte. Mein Lächeln war traurig, versuchte es aber zu überspielen.
Das was er tat, war erlaubt. Ich meine Brüder dürften der Schwester ein Haar hinter die Ohren streichen, nicht?
Ich sah ihn an.
Noch ahnte er nichts. Baekhyun hielt meine Hand, seine andere strich meinen Kopf.
Er schaute mich lächelnd und verträumt an.
Und das alles machte es mir noch schwerer.
"Komm her." Sagte er.
Ich gehorchte und lag mich in seine Arme.
Seine Arme waren im meine Taille, ich saß mit dem Kopf an seiner Brust gelehnt, sein Kinn stützte sich an meinem Kopf ab.
Wir saßen schweigend da und schauten dem Regen draußen zu.
"Was ist mit dir los?" Fragte er.
"Ich merke das dich etwas belastet."
Ich zuckte leicht Zusammen.
Ich wollte es ihm nicht sagen. Nicht jetzt.
In diesem Moment brauche ich nichts anderes als einfach von ihm gehalten zu werden.
"Ich bin nur müde." Log ich.
"Bist du dir sicher?"
-"Ja."
Um es noch überzeugender klingen zu lassen, sah ich ihn lächelnd an.
Baek's Gesicht sagte mir das er mir das nicht abkaufte, doch er nickte und streichelte meine Arme.
Seine Schwester im Arm zu halten ist auch nicht verboten, oder?
Durch meinen Kopf flogen so viele Fragen.
Weißt du es, Baekhyun? Sehen wir uns ähnlich, Baekhyun? Haben wir früher schon miteinander gespielt, Baekhyun?
Warum wurdest du von mir getrennt, Baekhyun?
Ich musste mich zusammenreißen um nicht anfangen zu weinen.
Nicht vor ihm.
Versagt. Eine Träne lief mir die Wange herunter, es donnerte draußen.
Ich zuckte zusammen und klammerte mich an ihn.
"Schatz, warum weinst du? Hab ich was falsch gemacht?"
Ein Bruder darf seine Schwester nicht so nennen, das ist auf jeden Fall verboten.
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich hab bloß Angst vor Gewitter."
Das stimmte sogar.
Er lächelte ein wenig, zog mich näher an sich.
Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn mit feuchten Augen an und umarmte ihn.
Er strich mir wie erwartet die Tränen weg.
Das ist nicht verboten, seine Schwester zu trösten.
Ich konnte es nicht aushalten.
Ich will nicht das es so ist.
Ich wünschte Jackson wäre einfach nie auf die Idee gekommen einen DNA Test zu machen!
Ich wollte es nicht.
Ich wollte nie die Wahrheit wissen.
Ich wollte nur glücklich sein.
Mit ihm.
Mit Baekhyun.
Doch warum sitze ich hier vor demjenigen den ich am meisten liebte und bin traurig?
Mein Herz zerreißt, ich spürte Schmerz und Trauer.
Das war anders als wenn man sich von jemanden trennte.
Das ist um einiges schlimmer.
Du liebst jemanden, doch die liebe die euch beide verbindet ist verboten.
Bei einer Trennung könntet ihr irgendwann wieder zusammen sein, wenn ihr euch wieder liebt.
Ich löste mich aus der Umarmung und beugte mich zu ihm.
Unsere Lippen trafen auf einander.
Park Soo Young, das war definitiv verboten. Geschwister dürfen sich nicht küssen, jedenfalls nicht so.
Das war verboten.
Doch ich küsste ihn, weil es vielleicht unser letzter Kuss sein könnte.
Ich küsste ihn, weil ich es vermissen würde.
Ich küsste ihn, weil ich noch einmal fühlen wollte wie es ist glücklich zu sein.
Dieser Kuss war nicht wie jeder andere von uns. Er war voll mit Trauer und Sehnsucht.
"Wofür war das denn?" Fragte Baekhyun mich als wir uns lösten.
Seine Hand berührte immer noch mein Gesicht und er schaute mir tief in die augen.
"Ich habe es vermisst, dich zu küssen." Sagte ich leise und umarmte ihn.
Lüge. Ich habe es nicht vermisst.
Ich werde es noch tun.
Mein Blick fiel auf die hintere Ecke meines Zimmers.
Bevor Baekhyun kam, habe ich versucht die Scherben der Vase woanders hin zu kehren.
Die zerbrochene Vase. Die zerbrochener Beziehung. Mein zerbrochenes Herz.

Teach me how to love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt