#46 Falsche Fährte

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Dove POV

Er lief vor mir, während ich alles unvertraut musterte.
Die Organisation von Dad war dunkel und leuchtete schwarz-rot.
"Das ist also dein reich." Sagte ich zu ihm.
Dad war Mitte 40, hatte aber schon leicht graue Haare. Kleine Falten bildeten sich in seinem Gesicht, jedoch war er immer noch groß und Dürre.
Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover mit einem etwas dunkelgrauen Ledermantel drüber.
"Jawohl, ja." Antwortete er und grinste hämisch.
Wir kamen in einem Saal an, welcher anscheinend Vater's Konferenzraum war.
"Sitz dich doch, liebes." Sagte er und bat mir einen Platz gegenüber von ihm an.
Bei jedem seiner Schritte hallte das Leder seiner Stiefel durch die Wände.
Ein Schauer durchlief mich.
Ich hasste es hier.
Ernst schaute ich ihn an und ließ mich nieder.
"Nun? Was machst du hier, Soo Young?" Fragte er mich, während er sich Wein eingoss.
"Auch ein Glas?" Fragte er mich und hob sein Glas hoch.
"Wer weiß vielleicht ist da ja was drin, was mir schaden könnte."
Meine Stimme klang überraschenderweise kalt und abweisend. Gut, so.
"Ach ich bitte dich, Soo Young."
-"Ich habe vor Jahren meinen Namen ändern lassen."
Dad hob eine Augenbraue und grinste.
"Achja? Wie heißt die Erwachsene Dame vor mir denn jetzt?"
-"Dove."
Dad legte seine langen Beine übereinander und musterte mich.
"Du hast dich gut entwickelt, Töchterchen. Deine Mutter muss stolz auf dich sein."
Bei dem Wort 'Mutter' verkrampfte sich mein Bauch.
Dad schien es zu bemerken und sah mich immer noch grinsend an.
"Was ist denn? Ärger im Paradies?"
-"Geht dich 'n Dreck an."
Ich biss mir nervös auf die Lippen.
Die Atmosphäre gefällt mir nicht.
Er sah mir direkt in die Augen.
Er hatte in der Tat Schlangenaugen.
"Naja ich denke schon dass es mich was angeht, wenn du dich nach Jahren bei mir blicken lässt."
Mist. Er hatte recht.
Ich ließ mich jedoch nicht verunsichern.
"Es geht um Baekhyun."
Dad lachte so laut und plötzlich auf, sodass ich leicht zusammenzuckte.
"Der trottel Baekhyun, der sich seit langer Zeit nicht traut hierher zu kommen?"
Er lachte immer noch und nahm einen Schluck von seinem roten Wein.
Der rote Wein sah eher aus wie Blut.
Es sah in der Tat so aus, als würde er Blut trinken.
"Er traut sich sehr wohl. Doch ich will mit dir einen Deal machen."
Jetzt schaute er mich interessiert an und hob die Linke Augenbraue.
"Ich höre."
-"Nimm mich statt ihn."
"Ich soll bitte was?" Fragte Dad lachend.
Ein Typ ungefähr 2 Jahre älter als ich betrat den Raum mit einer neuen Weinflasche.
"Danke dir, Jace." Bedankte sich mein Vater bei ihm, als dieser ihn ein weiteres Glas einschenkte.
"Du hast mich schon verstanden. Ich bin hier, anstatt Baekhyun. Ich bin immerhin auch ein Kind von dir..."
-"Du hast die Neuigkeiten also bereits gehört."
Seine Stimme klang höhnisch und sarkastisch.
Er ekelte mich an.
"Byun Baekhyun ist dein Bruder, wohl wahr... Wohl wahr..."
Es versetzte mir wieder einen Stich in der Brust.
Ich habe versucht so selten wie möglich daran zu denken, doch jetzt stach es mir wie ein eisiges Messer ins Herz.
Mein Bauch verkrampfte, mir war nach Kotzen zumute.
"Doch ich habe eine Idee, Dove."
Ich sah ihn fragend und ernst an, während ich versuchte mein zitterndes Knie zu beruhigen.
"Du wirst zu meiner Seite wechseln, was du ja bereits getan hast. Du wirst für mich gegen eure Organisation kämpfen."
-"nein."
"Nein?" Fragte dad mich lachend.
"Ich schätze du hast keine andere Wahl, liebes."
Wütend biss ich mir auf die Zunge, um zu verhindern aufzuspringen und ihm die Augen auszukratzen.
"Du bist hier damit ich deinen liebsten nichts antue. Ich kenne dich."
-"Du kennst mich nicht."
"Oh doch. Denn du bist meine Tochter. Du bist mir ähnlich."
Dad stand auf und lief langsam zu mir.
"Wir ähneln uns auf gewisse Art und weise. Wir sind gut im Kämpfen. Schlecht im Waffen auseinander halten.
Gut im gewinnen. Schlecht im verlieren."
Er stand hinter mir und ich fühlte wie er sich zu mir herunter beugte.
"Du bist hier weil du es hasst zu verlieren."
-"Das bin ich ni..."
"Oh doch. Du hast verloren, denn du hast deinen liebsten Baekhyun verloren. Deine lügende Mutter? Pff ich bitte dich, liebes. Denk doch nach! Baekhyun sagte es doch bereits. Du kannst nicht immer gewinnen und stärker als andere sein. Lass dich doch von anderen auch mal beschützen."
Als er Baekhyun nachmachte lag eine Spur von Ironie in seiner Stimme.
"Ich bitte dich, ist er ein dummkopf oder warum sagt er das? Im Leben geht es immer nur um Kämpfen! Stärker als die anderen zu sein! Gewinnen!"
Er flüsterte mir ins Ohr.
"Fühlt es sich nicht total schlecht an einmal zu verlieren? Und tatenlos zuschauen wie man selbst beschützt wird, obwohl man es auch gut allein kann?"
Ich schluckte.
Ich gab es ungern zu, doch Vater hatte recht.
"Ich habe recht. Ich weiß das. Und ich weiß, das du das in diesem Moment denkst."
Schnell sprang ich auf und funkelte ihn wütend an.
"Hör auf Mist zu labern und gehe auf meinen Deal ein, Vater."
-"Vater." Murmelte er. Wieder lachend. Er war glaube 24/7 sturzbetrunken.
"Ne Weile her seitdem ich das gehört hab."
Er lächelte mir zu, doch es verschwand langsam aus seinem Gesicht.
Er schnipste in die Hand, doch bevor ich reagieren konnte, spürte ich wie Jace mir in den Nacken etwas spitzes stach.
Das Bild verschwamm nach und nach, ich sank auf meine Knie.
"Das war ja einfacher als ich dachte... Sehr schön gemacht Jace."
Er klopfte Jace auf die Schulter und grinste.
"Das ist mein Sohn."
Sohn?
Ich verstand nichts mehr.
Doch mir war es egal. Im Moment spürte ich einen heißen stechenden Schmerz sich in meinem Körper ausbreiten.
Meine Beine fühlten sich taub an und meine Arme waren nichts weiter als wackelpudding.
" ich muss schon sagen, beinahe hätte ich es tatsächlich geschafft durch bloßes reden dich dazu zu bringen für mich zu arbeiten. Dieses Argument mit dem verlieren, liebe und Stärke... Klappt einfach immer bei euch leichtgläubigen.
Ich wusste du würdest dich nie freiwillig auf meine Seite stellen. Du bist wie deine Mutter."
Hörte ich ihn noch sagen und auf mich herab schauen. Jace trat neben ihn und grinste genauso hämisch.
"Was ... Was hast du mir angetan?" Meine Stimme war schwach und ich schwankte hin und her.
Meine Augenlider wurden schwer und mein Bild vor Augen verschwamm immer mehr und mehr.
"Du bist jetzt mein, Soo Young." Hörte ich seine Stimme noch sagen, ehe mich die Dunkelheit mitzog.

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