Dove POV
Mir war nicht nach Trainieren, daher ließ ich meine Einheit mit den Kindern ausfallen.
Ich wollte sie nicht anschreien, vollweinen oder anschweigen.
Denn ich tat momentan nur eines der drei Dinge, wenn überhaupt.
Die Kehle schnürte mir immer die Luft ab, wenn ich versuchte zu reden.
Ebenfalls versuchte ich mir jedoch nichts anmerken zu lassen. Ich wollte ihm nicht sagen das er mein Bruder ist.
Das wir verbunden sind.
Das wir dasselbe Blut in uns tragen.
Ich wollte noch eine Weile warten. Eine weile warten und ihn noch eine Weile bei mir haben.
Schließlich weiß ich, das wir nicht für immer so leben können.
Er wird es irgendwann erfahren müssen.
Ab da wird sich das Blatt wenden.
In diesem Moment riss mich ein Tropfen am Fenster aus meinen Gedanken.
Es war immer noch früh am Morgen.
Der Himmel war grau und bewölkt, es regnete in Strömen.
Ich stand in meinem Bad, schaute mich im Spiegel an.
Meine Haare hingen schlapp über meine Schultern, ich trug ein übergroßes weißes Oberteil.
Man konnte meinen roten BH durchsehen, den Baekhyun beinahe geöffnet hatte.
Es versetzte mir wieder einen Stich an ihn zu denken.
Was wäre wenn wir miteinander geschlafen hätten?
Den Kopf schüttelnd drehte ich den Wasserhahn am Waschbecken auf und ließ ihn einfach laufen.
Emotionslos und ohne das laufende Wasser aus den Augen zu lassen, ließ ich meine Hand durch das kühle Wasser gleiten.
Ich stand noch eine halbe Ewigkeit noch da, als ich meine Haare nach hinten band, mein Gesicht wusch und mich umzog.
Meine Wahl fiel wieder auf etwas gemütlicheres.
Ich trug meine Haustierhausschuhe, eine schwarze Leggins, meinen pinken Kapuzenhoodie.
Meine Haare flechtete ich seitwärts.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, war ich eigentlich motiviert nach draußen zu gehen, als im letzten Moment doch jegliche Motivation und Energie aus meinem Körper ausgesaugt wurde.
Ich ließ mich wieder auf mein Bett sinken und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.
Mein Blick fiel auf das Bild auf meiner Nachtisch Schublade.
Es war ein Bild, welches wir nachdem wir Hyuna eingesperrt hatten, gemacht haben.
Jackson und Baekhyun trugen mich auf ihren Armen, während Mom und Derek hinter uns standen und grinsten.
Meine Augen Kniffen sich zusammen und ich schluckte.
Mom lächelte. Doch sie lächelte in eine bestimmte Richtung.
Sie sah zu Baekhyun.
Natürlich.
Meinen Kopf weiterhin in meinen Händen vergraben dachte ich nach.
Und je mehr ich nachdachte, desto mehr fiel es mir auf.
Mom erwähnte Baekhyun öfters nebenbei in unseren Gesprächen, fragte oft nach ihm, machte sich oft sorgen um ihn.
Als wir nach dem Wandertag den freien Tag hatten, meinte sie ja auch das wir nur Kollegen seien, nichts weiter.
Und das obwohl sie wusste, das wir zusammen waren und einander liebten.
Warum ist es mir nicht schon eher eingefallen?
Wut stieg in mir auf und ich riss meine Tür auf.
Vor meiner Tür stand gerade der große Lui. Er erschrak sich leicht und ließ ein paar Boxhandschuhe fallen.
"Sorry, Lui." Entschuldigte ich mich knapp und half ihm beim aufheben.
"Sag mal, ist alles okay mit dir?" Fragte er mich besorgt.
"Ja, alles fein. Warum?" Fragte ich zurück, ohne ihn anzuschauen.
"Du trägst sonst nie außer in der Freizeit sowas." Er zeigte auf mein Outfit.
Stimmt. Ich zeigte mich immer perfekt, motiviert, gut gekleidet.
Heute konnte man das nicht sagen.
Doch es war mir herzlich egal.
"Könnte ich dich auch fragen." Konterte ich und zeigte auf seinen weißen Hoodie, worauf stand 'Mama's Nummer 1.'
Er errötete und grinste.
"Ich will zu meiner Mom, hast du sie gesehen?" Fragte ich ihn.
Meine Fäuste ballten sich zu einer Kugel.
"In... Der Zentrale... Wie immer." Sagte er langsam und zeigte Richtung zentrale.
"Danke dir."
Ehe ich einen Schritt machen konnte hielt mich seine Stimme wieder auf.
"Sicher das alles okay ist, Dove?"
-"Ging mir nie besser."
Gelogen.
Es war nicht alles okay. Es ging mir nie schlechter.
Schätze die Trauer war jetzt weg. Jetzt kam die Wut.
Ich rannte den Flur entlang und blieb vor der Tür der Zentrale stehen.
Durch das Glas sah ich Mom ein Bild in der Hand halten.
Es war mal wieder das Bild eines kleinen Jungen, auf einer Schaukel.
Als ich klein war, fragte ich sie oft wer dieser Junge war.
Sie sagte es sei Jackson.
Jetzt weiß ich dass es gelogen war.
Jackson hatten wir erst im Kindergartenalter adoptiert, während dieses Bild ein kleines Baby/Kleinkind zeigte.
Es war Baekhyun.
Ich riss die Tür auf und stampfte zu meiner Mutter, oder wie ich sie jetzt nennen würde: zur Lügnerin.Ich stand in der Mitte des Raumes, Mom hatte noch nicht bemerkt das ich dort stand.
Ihre Augen hafteten immer noch am Bild, welches sie in ihren Händen hielt.
"Baekhyun war schon immer so süß, oder?" Fing ich an.
Mom sah lächelnd auf und nickte begeistert, als dieses Lächeln wieder sofort verschwand.
Sie versteckte das Bild schnell hinter ihrem Rücken und schaute nervös hin und her.
Langsam trat ich auf sie zu und musterte sie genau.
Ihre Hände begannen zu zittern, Farbe wich aus ihrem Gesicht, sie biss sich auf die Lippe.
Das tat Mom immer wenn sie nervös war.
"Dove." Wisperte sie.
Mein Blick schwang zum Bild in ihrer Hand.
Ich stand ihr jetzt gegenüber und riss ihr das eingerahmte Bild von Baekhyun aus der Hand.
"Park Soo Young!" Mom's Stimme wurde lauter.
Ich schaute sie missachtend an.
"Du wagst es mich so anzuschreien? Jetzt? In so einem Moment?"
Ich war so wütend. Mir war es egal wie ich mit ihr redete.
Mom versuchte mir das Bild aus der Hand zu reißen, doch ich wich zurück.
"Gib es mir bitte." Bat sie mich flehend.
Mein rechter Mundwinkel bewegte sich eben Zentimeter nach oben.
Doch es war ein herzloses Lächeln.
Ich seufzte auf und sah mir das Bild von Baek an.
"Mein Bruder sieht echt süß aus."
Ich wedelte mit dem Bild hin und her.
"Nur leider wusste ich nie das mein Bruder nicht Jackson ist, sondern Baekhyun."
Mom riss die Augen auf.
"Woher weißt du das?! Hast du Beweise?" Fragte sie und rüttelte mich an meinen Schultern.
Fassungslos sah ich sie an.
"Mom!"
-"Also ist es wahr... Er ist es." Murmelte sie.
"Mom hör auf!" Schrie ich sie an.
"Du weißt es von uns allen doch am besten."
Sie schüttelte den Kopf, Tränen stiegen in ihre Augen.
"Nein. Du verstehst es nicht. Ich wusste es nie. Zumindest nie bis er kam."
Fassungslos sah ich sie an und wedelte mit dem Bild vor ihrem Gesicht herum.
"Nie? Nie?! Nie bis er kam?!" Ich zeigte auf den kleinen Jungen auf dem Bild.
"Und woher hast du dann dieses Bild?!"
-"Mein Gott, Dove. Nun lass es mich doch bitte erklären."
Ich saß mich auf den Drehstuhl neben ihr und schaute sie herausfordernd an.
Das Bild immer noch in meiner Hand.
Mom atmete tief durch ehe sie sich ebenfalls hinsetzte und anfing zu sprechen.
"Als dein Vater und ich noch zusammen waren, hatten wir ein paar Monate vor dir einen Sohn. Er war nur ein Jahr älter als du. Er war sehr krank. Ich war der festen Überzeugung das er in meinen Armen gestorben sei. Ich hatte Monate verbracht ihm Sachen zu stricken, zu kaufen... All dies bewahrte ich in einer Kiste auf."
Ich erinnerte mich teilweise.
Mom hatte in ihrem Schlafzimmerbad eine kleine hellblaue Kiste, welche immer verschlossen war.
Früher fragte ich sie oft was sich darin befand, sie sagte immer teuren Schmuck.
"Erzähl weiter?" Forderte ich sie auf.
"Nun, nachdem dein Vater sich veränderte und ich mit dir fortging, hatte ich vor nichts mehr mit ihm und der Vergangenheit..."
-"Mom!" Schrie ich empört auf.
"Was hätte ich denn tun sollen?!" Schrie sie zurück.
"Dein Vater war besessen davon die Welt zum Bösen zu machen und ich konnte doch nicht wissen das mein Sohn noch lebt! Das Wichtigste in diesem Moment warst nur du! Ich wollte dir all dies ersparen. All diesen Schmerz, Verlust.
Ich wollte nicht das du wie ich leiden würdest.
Ich wollte dich von all den Dingen forttragen."
Es war eine Weile still zwischen uns.
Ich hatte ,ohne zu bemerken, meine Finger in den Stoff des Drehstuhls gekrallt.
"Woran hast du gemerkt das Baekhyun es war?" Fragte ich irgendwann leise.
"Seine kleine Narbe an der Hand." Sagte Mom. Ihr Kopf war gesenkt und ihre Schultern wirkten angespannt.
"Als er zum ersten mal hierher kam, ist sie mir natürlich noch nicht aufgefallen. Erst, als er mit den Waffen so Geschick umging. Außerdem schauten seine Augen einen immer groß und neugierig an. Das hatte als einjähriges Kind bereits."
Meine Finger krallten sich ein wenig an das Foto.
Baekhyun schaukelte glücklich an einem sonnigen Tag.
Seine Augen waren zu kleinen schlitzen geformt, er trug eine blaue Cap, seine kleinen dicklichen Babyfinger hielten die Schaukel fest.
Eine Träne rollte mir die Wange herunter, direkt auf sein Gesicht.
"Ich war mir nie sicher ob er es ist. Doch als du gerade meintest dass er es ist... Und Jackson mit dem DNA Test..."
Ich nickte nur und stand auf bevor sie weiterreden konnte.
"Es reicht, Mom."
Ich ging Richtung Ausgang, als ich spürte wie Mom ihre Hände an ihren Kopf vergrub.
"Es tut mir so leid. So, so leid für euch." Wisperte sie.
Ihre Stimme zitterte.
Die Tränen versuchend zu unterdrücken nickte ich nur, war mit dem Rücken zu ihr und versuchte stark zu bleiben.
"Ich mag zwar einiges noch nicht verstehen..." Ich machte eine Pause um durchzuatmen, "doch... Du kannst nichts dafür, Mom." Flüsterte ich und verließ die Zentrale.
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Teach me how to love
Fanfiction[COMPLETED] Baekhyun trifft auf die kühle, mysteriöse Dove und wird ohne zu wissen Teil ihres Lebens. Nach einem Unfall und das Wissen das er anders ist, muss er durch viel Drama: Lügen, Tod und Liebe.