38.

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Saphiras P.O.V

"Ich kenne ihn. Ich habe mit ihm den Anfang meines Lebens verbracht. Er ist mein Bruder."
Ryan sah mich ausdruckslos an , doch ich meinte ein kleines Fünkchen Schmerz zu erkennen.

Es schien als würde mir mein Blut in den Adern gefrieren.
"Er ist was...?!"

Geschockt wich ich zurück.
Wütend schabte ich mit meinen Fingern über den Steinboden.
Meine Gefühle spielten verrückt.
"Dieses blöde Arschloch ist dein Bruder? Er hat mich geschlagen, mich ohne meine Einwilligung markiert! Dieser Idiot hasst mich , seine eigene Gefährtin!" Frustriert stiegen mir die Tränen in die Augen.
Mein Herz schmerzte.
Ich verstand mich selbst nicht mehr. Ich konnte Derek nicht ausstehen , dennoch vermisste ich ihn!
Und jetzt saß auch noch sein Bruder vor mir , von dem ich noch nie etwas gehört hatte.
Zufall? Ich denke nicht...
"Ich habe ihm nie was getan!" , fauchte ich und ignorierte Mila.
Die ersten Tränen flossen über meine Wangen , gefolgt von Schluchzern.
"Nie hat er mir den Grund für sein abartiges Verhalten genannt! Ich... Ich sollte ihn hassen , aber ich kann es nicht wirklich!"
"Ich denke ich weiß es. Warum er das alles gemacht hat..."
"Dann sag es doch!", zischte ich weinend.
Ich konnte es nicht fassen , überall wo ich bin folgte mir mein Mate wortwörtlich.
Vor mir, in Fleisch und Blut, saß sein Bruder von dem er nie was erzählt hat. Warum hatte er nie über ihn und seine restliche Familie geredet?
"Es ist schon ewig her..."
Ryan versank wie in Trance während er erzählte.

Abwartend hörte ich ihm zu.
Hoffte, dass ich nun alles erfahren würde.
Zwar nicht von ihm persönlich aber wenigstens von seinem Bruder.

"Ich War drei, Derek, der aus meinen Erinnerungen liebste und fürsorglichste Bruder und Werwolf, fünf Jahre alt.
Unser Vater natürlich Alpha und unsere Erz... äh Mutter Luna.
Sie kümmerte sich seltenst um uns , betrog unseren Vater. Der wusste zwar davon , aber liebte sie so sehr , dass er ihr nicht irgendetwas antun konnte.
Er War leichtsinnig.
Umg genau deshalb geschah etwas schlimmes , das alles veränderte...
Eines Tages wurden wir unerwartet von Rogues angegriffen.
Mein Vater hatte sich Sorgen gemacht , da Mutter nicht Zuhause war.
Doch , er wusste nicht , dass SIE, UNSERE Mutter diese Köter anführte!
Sie hatte ihn jahrelang mit irgendeinem Rogueanführer betrogen, hatte keinerlei Respekt vor unserem Vater!"
Ryan machte eine Pause. Ich spürte , wie er seine Wut unterdrückte.
Mein Körper bebte vor Anspannung. "Bitte, erzähle weiter", bat ich ihn leise.
Er atmete tief ein und aus.
"Tagelang  bekriegten sich die Rogues und unser Rudel.
Der Wald schien nur noch ein Blutbad zu sein.
Einmal kämpfte mein Vater gegen einige Rogues und bemerkte nicht , wie Mutter sich im Hinterhalt anschlich, in einem weiteren Moment der Unachtsamkeit schmiss sie sich auf ihn und drückte ihn mithilfe der anderen Rogues zu Boden.
Er Wand sich , schnappte um sich, knurrte und jaulte vor Schmerz.
Dann brach sie ihm das Genick und ich und Derek mussten zusehen , wie unser geliebter Vater, unser Vorbild , unser Beschützer vor unseren Augen seinen letzten Atemzug tat.
Warum wir nichts getan haben?
Unsere Wölfe waren zu vertieft in ihren eigenen Kämpfen und mich und Derek hielten Rogues fest , damit wir den Tod unseres Vaters miterleben.
Aber nicht nur deswegen hielten sie uns fest , sondern auch weil unsere Erzeugerin uns alle drei töten wollte.
Warum?
Weil sie die gesamte Macht über unser Rudel haben wollte.
Wir , die eigenen Söhne und des Alphas hätten ihr im Weg stehen können.
Sie preschte auf mich zu und spielte erstmal mit mir , wie die Katz mit der Maus.
Ich meine , ich War drei , hatte kaum Kraft mich zu wehren, selbst dann als ich mich instinktiv verwandelte. Mein ganzer Körper schmerzte , meine Knochen brachen und nur aus dem Augenwinkel bemerkte ich wie Derek immer angespannter wurde.
Er sah aus wie eine tickende Zeitbombe.
Ich erkannte den Hass in seinen Augen , die Wut, den Schmerz und die Trauer.
Dann flippte er total aus.
Noch nie hatte ich sowass gesehen.
Unkontrolliert verwandelte er sich und tötete die Viel älteren und erfahreneren Rogues hinter ihm.   Als meine Erzeugerin dies bemerkte ,  schleuderte sie mich in das nächstbeste Gestrüpp
Ich weiß nicht, was danach geschah. Jedenfalls bin ich geflohen , da mir mein Verstand sagte , dass Derek und das Rudel nicht überleben würden.
Ich wuchs ganz alleine in der Wildnis auf , wollte nicht mit anderen Menschen in Kontakt kommen aus angst das Sie mich in ein Kinderheim stecken würden.
Ich meine , ich bin ein Werwolf und brauche meine Freiheit.
Ich brachte mir selbst das Jagen und Kämpfen bei und alles was man sonst noch zum Überleben brauchte.
Weißt du wie schrecklich es ist , jetzt erst, nach all den Jahren,  gesagt zu bekommen das mein Bruder lebt? Dass das Rudel lebt? Ich bin geflohen anstatt meinem Rudel zu helfen , ich Feigling!"
Ryan zitterte.
Ob vor Wut oder Trauer wusste ich nicht.
Wahrscheinlich eher beides.

"Am liebsten würde ich jetzt bei ihm sein und mich für alles entschuldigen!"
Er redete und redete.
Doch ich saß nur still da und überlegte.
Kein einziges Wort brachte ich hervor.
Es dauerte, bis alles in meinen Kopf hinein ging.
Kälte grub sich in meine Knochen.
Das , was Ryan mir soeben sagte erschütterte mich.
Dennoch verstand ich noch nicht ganz, weshalb Derek mich so verabscheut.
"Er möchte nicht so werden wie sein Vater , der seiner Mate Alles erlaubte.
Aber ist das der einzige Grund?
Er vergleicht mich mit diesen Rogues?!"
Meine Kehle schnürte sich gedemütigt zusammen.
"So wie es aussieht, ja.
Wir sollten zurück zu ihm und mit Derek reden. Ich möchte meinen Bruder wieder kennenlernen.
Ich weiß nicht mal wie er aussieht."
Hoffnungsvoll sah er mich an.
"Ich habe Angst vor ihm , Ryan.
Ich hatte nicht vor zu ihm zurückzukehren. "
Die Schultern von meinem Gegenüber sanken.
Für einen Moment sagte er nichts.
Dann erhob er wieder seine Stimme:
"Dann werde ich wohl alleine nach ihm suchen müssen. Ich kann dich nicht zwingen."
Ich sah etwas bedrückt zu Boden.
"Aber das Alleinsein bin ich ja schon gewöhnt."
"Bist du sicher das du gehst? Ist deine Entscheidung nicht zu kurzfristig?", argwöhnisch musterte ich ihn.
"Wieso sollte es zu kurzfristig sein? Soll ich noch ein paar Jahre warten? Nein , wieso auch? Ich denke, ich werde morgen losziehen. Bis dahin kannst du ja noch nachdenken, ob du wirklich hier bleiben willst oder doch mitkommst."

 My Gruesome MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt