Kapitel 1

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Luna:

"Senõrita Luna? Sind Sie wach?" Verschlafen öffnete ich ein Auge. Da war niemand im Zimmer. Hatte ich nicht gerade eben noch jemanden gehört? "Fräulein Luna?" Wieder diese Stimme, doch diesmal wusste ich woher sie kam: Amanda stand vor meiner Tür und wartete darauf, hineingebeten zu werden.

"Ja, hier. Bin wach...Glaub ich. Sie können reinkommen..." murmelte ich etwas zerstreut.
Schon hörte ich, wie sich die Tür öffnete und eine junge, fleißige Hausfrau durch mein Zimmer tippelte. Ein Schmunzeln konnte ich mir dabei nicht verkneifen. Es sah einfach zu goldig aus!

Mit einem freundlichen Lächeln stellte sie ein Tablet mit Frühstück auf meinen Nachttisch und sah mich abwartend an. "Sie müssen schon aufstehen." Ich zeigte ihr meinen Hundeblick. "Nur noch 5 Minuten, bitteeee!"
Doch ihre Miene blieb unverändert. "Nein, nein. Kommt gar nicht in Frage. Sie sind schon gestern zu spät zum Unterricht gekommen!"

Murrend schlug ich die Decke zurück und stieg aus meinem kuscheligen Himmelbett. Geduldig wartete sie darauf, dass ich mich an meinen Schminktisch setzte. Wie jeden Morgen nahm ich von dort zuerst mein Medaillon und legte es mir an. Dann ging Amanda zum Schrank, suchte ein paar Tageskleider heraus und zeigte sie mir.

Oh, ich hatte ganz vergessen zu erzählen, wo ich hier überhaupt war: Ich lebe im Palast von Mexico. Wie ich hierher kam? Ganz einfach: In Buenos Aires hatte ich mich unwissend in den Prinzen von Mexico verliebt. Eigentlich hätte er ein ganzes Jahr in Buenos Aires sein sollen, doch sein Vater hat ihn früher zurückgeholt, damit er seinen königlichen Pflichten nachkommen konnte. Nun ja, und weil ich ihn nunmal liebte, bin ich mitgekommen.

Und hier war ich nun. Seit einem halben Jahr lebte ich schon in einem schönen Schloss, mit einem Zimmer wie aus einem Märchen. Aber... es war nicht immer so schön, wie man es sich vorstellte. Beispielsweise musste ich all die Menschen verlassen, die mir so wichtig waren.

Nina, Gaston...Auch meine Eltern lebten nach wie vor in Mexico. Als sie erfuhren, dass ich mit einem Prinzen zusammen war, waren sie... gelinde gesagt überrascht. Doch sie mochten Matteo und erlaubten mir mit ihm hierher zu ziehen um bei ihm zu sein.

Manchmal vermisste ich sie trotzdem schrecklich. Dann betrachtete ich mein Medaillon. Es gab mir immer tröstliches Gefühl, fast als wäre ich zu Hause. Ich musste mir immer wieder einreden, dass dies hier nun mein Zuhause war.

Als ich herkam wurde mir Amanda als meine "persönliche Assistentin" oder auch "Zofe" zugeteilt. Mir war das egal, für mich war sie wie eine Mutter oder eine gute Freundin. Vehement schüttelte ich den Kopf, als sie mir ein smaragdgrünes Kleid hinhielt. Darin würde ich aussehen wie eine Giftspritze!

Natürlich gab es nicht nur schönes am mexikanischen Hof: beispielsweise durfte die Freundin des Prinzen keine Hosen tragen! Nur Tageskleider, also eine Art knielanger Sommerkleider, im Ausnahmefall auch Röcke, wurden genehmigt. Bis vor einem halben Jahr hatte ich gar nicht gewusst, was für ein Luxus eine Jeanshose doch war!

Diesen Luxus aufzugeben, war nicht einfach. Doch ich tat es gerne, um bei Matteo sein zu können. Weil ich ihn nun einmal liebte. Von ganzem Herzen. "Und... wie wäre es mit diesem hier?" Amanda hielt mir ein schlichtes, zartrosa Kleid hin. Es war zwar nicht bunt, sah aber trotzdem wirklich hübsch aus, weshalb ich lächelnd nickte.

Sie gab es mir in die Hand und drehte sich um, damit ich mich anziehen konnte. Danach setzte ich mich wieder an meinen Schminktisch und wurde von Amanda geschminkt und frisiert. Es war immernoch etwas komisch für mich, mich nicht selbst fertigmachen zu dürfen.

Inzwischen wusste sie aber zum Glück, wie ich gestylt werden wollte. Und Amanda hatte wirklich ein Händchen für sowas! "Soo... fertig!" sagte sie irgendwann. "Sind Sie zufrieden?" Es war jedes Mal eine Überraschung, wenn ich in den Spiegel sah:

Amanda hatte meine wirren Locken zu einer Art lockeren Dutt auf die Seite weggesteckt, und nur einzelne Strähnen sorgsam herausgezupft. Dazu trug ich einen silbernen Haarreif, der einem Diadem sehr ähnlich sah. Mein Makeup war zum Glück sehr dezent ausgefallen.

Ich sah wirklich hübsch aus.
Zwar wäre ich in diesem Aufzug eher zu einer Hochzeit als zum Unterricht gegangen, aber hier liefen die Dinge nun einmal anders als zu Hause.

"Es ist toll, wie immer! Vielen Dank!" freute ich mich. Auch, wenn Amanda nicht antwortete, konnte ich sehen wie sich ihre Wangen leicht färbten. Dann kam ihre verantwortungsbewusste Seite wieder zum Vorschein. Hastig klatschte sie in die Hände und scheuchte mich aus dem Zimmer.
"Und jetzt husch husch, zum Unterricht!"

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Soo, das war das erste Kapitel. Wie fandet ihr es? Soll ich es nochmal überarbeiten?

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt