Nina:
Mit einer Hand wischte sie vorsichtig ihre Träne ab, doch es folgten weitere. "Hallo Nina." Ungläubig legte ich eine Hand vor den Mund. "Bist das wirklich du?" Sie biss sich auf die Lippe und nickte. Dabei liefen ihr weitere Tränen über das Gesicht. Auch mir kamen nun die Tränen.
Alles andere war vergessen. Ich rannte auf sie zu und schloss sie wortlos in die Arme. Es war Luna. Meine beste Freundin. Ich hatte meine beste Freundin wieder! Sie wirkte überrascht über meine Geste, umarmte mich aber mindestens genauso stürmisch wie ich sie. "Ich hab dich so vermisst..." flüsterte ich in ihre Schulter. "Ich dich auch..." Wir lösten uns.
"Es tut mir so Leid, Nina. Ich weiß, ich hätte mich viel früher melden sollen. Aber ich hatte einfach Angst, dass du mich nicht mehr wollen würdest..." gestand sie unter Tränen. Ich lächelte nur. "So ein Unsinn! Soetwas würde ich nie tun! Ich habe deine Gründe doch verstanden! Und..." Ich musste eine kleine Pause machen, da ich einfach so überwältigt war. Meine beste Freundin war bei mir! Auf meiner Hochzeit!
"Alles was zählt ist, dass du jetzt bei mir bist." Erleichtert lächelte sie mich an. Dann fielen mir ihre Haare erst richtig auf. Fragend zeigte ich darauf. "Was soll eigentlich diese Frisur? Und die Brille?" Sie winkte ab. "Später. Jetzt kümmern wir uns erstmal um deine Hochzeit!"
Erschrocken erinnerte ich mich wieder daran, warum ich eigentlich hier war. "Luna!" rief ich entsetzt aus und hastete wieder zum Spiegel. "Du musst mir helfen! Ich bin so nervös! Mache ich das Richtige? Was, wenn ich mich vor allen blamiere? Wenn ich etwas vergesse? Wenn ich versehentlich "Nein" statt "ja" sage?!Wie sehe ich überhaupt aus?! So kann ich doch nicht rausgehen!"
"Ganz ruhig!" Unterbrach mich Luna und lachte. Dann setzte sie mich auf einen Stuhl und kniete sich vor mich. "Wir machen das. Du bist wunderschön, glaub mir. Wenn Gaston dich sieht, wird er seinen Blick gar nicht mehr abwenden können!" Ihre Worte beruhigten mich etwas. "Wenn du jetzt da rausgehst " fuhr Luna fort, während sie mir mit einem Taschentuch die vorherigen Freudentränen abtupfte und mein Makeup korrigierte.
"Wirst du alle bezaubern, glaub mir." "Aber ich bin so nervös!" wandte ich ein. Lächelnd nahm sie meine Hände. "Dann vergiss alles um dich herum. Denk nur noch an dich und Gaston, und eure Liebe füreinander. Sieh einfach nur in sein Gesicht." Endlich konnte auch ich lächeln.
"Danke Luna." Bevor wir aufstanden, umarmte ich sie nochmal. "Kein Problem." Da klopfte es ungeduldig. "Nina? Du musst langsam mal raus!" Die Stimme gehörte Anne, der Cousine von Gaston. Sie organisierte und managte alles. "Ich komme gleich!" rief ich ihr zu. Dann sah ich wieder zu Luna. Sie lächelte und zeigte zur Tür. "Ich geh mal lieber." Dann wandte sie sich zum gehen.
Bevor sie in der Tür verschwand zwinkerte sie mir noch einmal zu. Dann war sie weg.
Luna:
Die enttäuschten Blicke der Gäste, als ich und nicht die Braut durch die Tür schlüpften, waren fast schon lustig. Ja, lustig. Dank Ninas Worten ist eine unglaubliche Last von meinen Schultern genommen worden. Ich war erleichtert, dass, trotz der vergangenen Jahre, alles noch so wie früher war.
Eilig setzte ich mich zurück an meinen Platz. Ambar hatte Sol auf dem Schoß und sah mich fragend an. Ich lächelte nur als Antwort. Später würde ich ihr schon alles erzählen. Meine Tochter allerdings nicht. Als ich sie wieder auf den Schoß nahm, fragte sie laut: "Wo warst du?" Ihre Frage hallte durch die totenstille Kirche. Alle Gäste drehten sich nach uns um. Oh man, war das peinlich!
"Erzähl ich dir später..." flüsterte ich ihr ins Ohr. "Aber jetzt musst du leise sein, okay?" Sie nickte und flüsterte "Okay." Sofort kehrte mein Lächeln zurück. Sol war wirklich unglaublich. Hastig drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange. Eine Melodie ertönte. Dann ging die Tür zur Kirche auf. Alle standen auf. Endlich stand die erwartete Braut in der Tür.
Nina strahlte, als sie den Gang entlangschritt. Auch Gastons Gesicht hellte sich auf. Die Beiden hatten nur noch Augen füreinander. Keiner der Beiden sah zur Seite. Jeder konnte ihre Liebe spüren. Das war ihr Moment.
~nach der Trauung~
Die Hochzeitsgäste wurden in eine Art Ferienhaus verfrachtet, wo die angehende Feier stattfand. Alle Gäste hatten Spaß und feierten ausgelassen, niemandem fiel die 'Fremde' auf. Ab und zu kamen ältere Damen, vermutlich Omas oder Tanten, auf mich zu und versuchten ein Gespräch mit mir anzufangen.
Dann fand ich jedoch meistens einen Vorwand um diesem Gespräch so schnell es ging wieder zu entkommen. Eine Unterhaltung mit einer älteren Dame war sogar ganz angenehm, bis Sol plötzlich auf uns zukam. "Kann ich das essen?" Mit ihren großen Augen zeigte sie auf einen Käsespieß am Buffet.
Ich lächelte. "Ja, aber nimm Tante Ambar mit!" Aufgeregt hüpfte sie davon. Interessiert fragte die Dame: "Ihre Schwester? Wo haben sie denn ihre Mutter gelassen?" Ich schüttelte den Kopf. "Das ist meine Tochter. Ich bin ihre Mutter." Augenblicklich wurden die Augen der Frau zu missbilligenden Schlitzen. "Aha..." Damit wandte sie sich ab und verschwamd wieder in der Menge.
Seufzend suchte ich Ambar und Sol auf. Solche Reaktionen bekam ich häufig von der Öffentlichkeit. "Was? Ihre Tochter?" "Und wo ist der Vater?" "Sind sie nicht noch ein bisschen jung um so eine große Rolle zu übernehmen?" "Sollte das Kind nicht besser bei einer richtigen Mutter aufwachsen?" Früher hatten mich solche Kommentare verletzt. Inzwischen überhörte ich sie einfach. Es machte mich nur traurig, dass Menschen von solchen Vorurteilen geleitet wurden.
Auch von dieser Reaktion ließ ich mir nicht die Feier verderben. Ich tanzte ausgelassen mit meiner Tochter und Ambar zu der aktuellen Musik und hatte einfach Spaß. Irgendwann sah ich, wie Nina in der Küche verschwand. Das war unsere Gelegenheit, uns auch mal etwas abgeschotteter zu unterhalten. Also sagte ich Ambar Bescheid, dass sie ein Auge auf Sol haben sollte, und verschwand ebenfalls in der Küche.
Hier war es ruhiger, die Musik drang nur gedämpft durch die Tür.
Nina goss sich gerade ein Glas Wasser ein. "Klopf klopf, darf ich die Braut beglückwünschen?" fragte ich lächelnd. Sie drehte sich um. Als sie mich sah, fing sie automatisch an zu grinsen. "Aber gerne doch!" Wir nahmen uns in den Arm."Ich freu mich sooo sehr für dich und Gaston!" meinte ich ehrlich. Sie lächelte. "Dankeschön. Und danke, dass du mir heute beistehst. Ich weiß nicht, ob ich nicht vielleicht doch noch einen Rückzieher gemacht hätte." Augenzwinkernd meinte ich: "Dafür sind beste Freundinnen doch da!" Sie nahm meine Hände in ihre und sah mich gespannt an.
"Jetzt erzähl mal! Wieso bist du so angezogen? Du hast mir geschrieben, dass du die Verkleidung als Tarnung vor der Öffentlichkeit brauchst. Aber das hier ist doch nur die Familie...?" Ich biss mir auf die Lippe. "Najaaa, es ist so, dass..." "Mami! Mami!" Aufgeregt rannte Sol in die Küche und hopste mir auf den Arm.
"Aba hat getanzt mit mir!" "Woow, wie toll!" stimmte ich lachend zu und drückte sie an mich, während sie ihre Arme um mich schlang. Nina sah uns mit offenem Mund an. "Ist DAS deine Tochter? Sol?" Ich nickte. Irgendetwas erfüllte mich mit Stolz. Sol sah meine beste Freundin kritisch an, so, wie sie es bei allen Fremden tat.
"Mama, wer ist das?" wollte sie wissen. Nina lachte. "Sie ist wirklich süß!" Dann beugte sie sich vor und winkte meiner Tochter. "Ich bin Nina, eine Freundin von deiner Mama!"
"Ni-naaa?" wiederholte Sol. Die Braut nickte. Dann lächelte das Kind auf meinem Arm und winkte ihr zurück."Es ist unglaublich, euch beide hier zu sehen!" sagte Nina, immernoch vor Glück strahlend, als sie uns beide ansah. Ich wollte etwas erwidern, als Sol plötzlich mit einem Strahlen auf die Tür zeigte. "Matzeo!"
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Don't lose the Princess
FanfictionDies ist die Fortsetzung von "Call me your Princess". Eineinhalb Jahre sind vergangen. Luna ist mit Matteo nach Mexico gereist, damit Matteo seinen königlichen Pflichten nachkommen kann. Doch ist das Leben im Palast wirklich so rosig? Was, wenn Lu...