Kapitel 8

887 50 3
                                    

Luna:

Zwei Wochen waren vergangen. Der Wirbel um meine... "Vorführung" beim Tee mit dem König hatte sich zwar etwas gelegt, doch ich vermutete man sprach noch immer davon. Doch ich hatte mir vorgenommen, nicht mehr daran zu denken. Ich machte mich nur selbst runter.

Gerade hatte ich Geschichtsunterricht. Freundlich sah der Senõr mich an. "Weißt du noch, wer 1671 den Krieg gegen Großbritannien anführte?" Ich dachte kurz nach. "War das nicht König Benicio, der Irre?" Er schmunzelte. "Nun, König Benicio war richtig, aber der Beiname war mir neu." Das brachte auch mich zum Grinsen.

Da klopfte es auf einmal, und ehe der Senõr etwas sagen konnte ging die Tür auf und Madame Rossini trat ein. Es schien, als habe sie heute eine besonders strenge Miene aufgesetzt. Ohne ein Wort zu sagen ging sie auf mich zu. Hastig stand ich auf, wobei ich meinen Stuhl umstieß, und knickste.

Immernoch sagte sie nichts, sondern sah mich nur an. Unsicher versuchte ich ihrem Blick auszuweichen. "Ähm... Guten Tag?" Endlich öffnete sich ihr Mund. "Du wirst mitkommen." Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging wieder zur Tür. Irritiert sah ich den Senõr an, der selber etwas verwirrt dreinblickte.

"Verzeihen Sie, Madame, aber die Senõrita hat noch Unterricht..." wollte er einwenden, doch Madame Rossini brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. "Das kann warten." Vor der Tür drehte sie sich zu mir. "Wo gehen wir denn hin?" wollte ich wissen. Bei der Vorstellung, dass ich ihr folgen sollte, lief mir ein Schauer über den Rücken.

Ich wollte das nicht. Wer wusste, wo sie mich hinbrachte? In eine Benimmschule? Unsinn, sie war doch nicht meine Mutter. Vielleicht wollte sie mich entführen? So ein Quatsch. Die Senõra war vielleicht nicht meine Lieblingslehrerin, aber sie war noch lange keine Verbrecherin.

Schnell schüttelte ich den Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf die Dame vor mir. Seufzend erklärte sie mir: "Du bekommst ein paar Extrastunden im Benimmuntericht. Der König persönlich hat dies wegen des baldigen Zuges angeordnet." Ich wollte schon Was?! fragen, doch ich erinnerte mich, das man soetwas nicht tat.

Also korrigierte ich mich, und fragte stattdessen: "Verzeihung? Was bitte meinen Sie?" Ungeduldig rollte sie mit ihren Augen. "Der Festtagsumzug in ein paar Wochen. Der König, der Prinz und seine Freundin werden in einer Kutsche durch die Stadt gefahren und dem Volk gezeigt.

Ihm gefolgt kommen die Garde in Uniform und so weiter. Am Rathaus wird der Umzug gestoppt, damit die Hoheiten die Botschafter aus der ganzen Welt begrüßen können. Und Sie haben die ganze Zeit daneben zu stehen und hübsch auszusehen. Verstanden so weit?"

Ihr kalter Ton ließ mich nur nicken. So ganz hatte ich ihr nicht folgen können, doch ich traute mich nicht nachzufragen. Also stand ich stumm auf und folgte meiner Lehrerin nach draußen.

~später~

Müde starrte ich an die Tafel. Ungeduldig sah die Madame mich an. "Also?" Mein Kopf platzte gleich. Seit vier Stunden lernte ich bereits irgendwelche Regeln auswendig. Hilflos starrte ich die Wand an, in der Hoffnung die würde mir die Lösung verraten.

"Ähm... das zweite?" Seufzend drehte sie sich um. "Aber nein, in einem solchen Fall ist ersteres richtig!" Glücklicherweise war in diesem Moment die Stunde zuende. Ergeben legte die Senõra eine Hand an ihr Gesicht. "Nun gehen Sie schon..." hörte ich sie murmeln, bevor ich erleichtert meine Bücher schnappte und aus dem Raum lief.

Ich brauchte dringend frische Luft. Vielleicht war mein Zimmer ja von Amanda schon gut durchlüftet worden, dann musste ich nicht in den Garten. Zur Zeit hielt ich von dort Abstand, aus Angst irgendwelche Paparazzi könnten mich wieder überfallen.

Gerade wollte ich in den Gang zu meinem Zimmer abbiegen, als Matteo eilig an mir vorbeilief. "Hey Snob!" begrüßte ich ihn mit einem irritierten Lächeln. Als er mich hörte stoppte er und drehte sich zu mir. Seine Miene verriet, das er mich gar nicht gesehen hatte.

"Oh, hey..." Ein erschöpftes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Besorgt kam ich auf ihn zu. "Was ist denn los?"

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt