Kapitel 18

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Matteo:

Mit düsterer Miene lief ich durch den Schlossgarten. Was mein Vater gestern über Luna alles gesagt hatte war nicht in Ordnung. Ganz und gar nicht! Zu gerne hätte ich ihm meine Meinung gesagt, aber ich war nur der Prinz, ich konnte meinem Vater nichts verbieten...

Nachdenklich betrachtete ich einen Rosenstrauch, an dem ich vorbeilief. Luna... Wir hatten schon seit mehreren Tagen nicht mehr miteinander gesprochen. Ich wollte das nicht. Ich wollte sie wieder in meinen Armen halten, wieder ihr wunderbares Lächeln sehen... Ich wollte ihr verzeihen.

Abrupt blieb ich stehen. So konnte das nicht weitergehen. Wir mussten uns versöhnen, und zwar jetzt, jetzt sofort. Ich musste mich bei Luna entschuldigen. Natürlich hatte sie Mist gebaut, aber ich habe auch ziemlich überreagiert. Ich hätte sie nicht so anschreien sollen... "Eure Hoheit..." erklang hinter mir eine Stimme.

Als ich mich umdrehte, erkannte ich Bertram. Er fuhr fort. "Ich habe alle Termine so geordnet, wie Ihr befohlen habt, kann ich sonst noch etwas tun?" Lächelnd schüttelte ich den Kopf. "Nein, danke. Das reicht erstmal, Bertram." Er deutete eine Verbeugung an und wollte gehen, doch ich hielt ihn zurück.

"Ach, Bertram? Könnten Sie Luna ausrichten, dass ich sie sprechen möchte?" Bedauern blitzte in seinen Augen auf. "Ich fürchte, das wird nicht möglich sein." Verwirrt sah ich ihn an. "Wieso nicht?" "Fräulein Luna hat gestern das Schloss verlassen."

Ich dachte zuerst, er machte Witze. Doch er sah mich mit ernster Miene an. "WAS?!" Seine Worte wollten nicht in meinem Gehirn ankommen. Luna war...weg?! "Wohin ist sie gegangen? Und warum?!" Bertrams Stimme bekam einen vorwurfsvollen Unterton, woe ein Vater der seinen Sohn tadelte.
"Ich vermute, die Dame hat sich nicht besonders wohl im Schloss gefühlt. Wohin sie gegangen ist, weiß keiner. Ah, aber..."

Er nahm etwas aus seiner Jackettasche, einen Briefumschlag, und gab ihn mir. "Das hier hat sie für euch dagelassen." Immernoch wie betäubt riss ich den Umschlag auf und faltete ein Papier auseinander.

Es tut mir Leid.
Luna

Dann sah ich, dass noch etwas im Umschlag steckte. Eilig nahm ich es heraus und hielt... eine Sonne in der Hand. Es war ein Teil von Lunas Medaillon. Mit zitternder Hand umschloss ich die Sonne. Luna war weg. Niemand wusste, wo sie war.

"Warum haben Sie sie nicht aufgehalten?!" fuhr ich den Butler an. Ich war mehr wütend über mich selbst, als über ihn. Er blieb völlig ruhig, und erwiderte: "Warum hätte ich sollen? Ich halte eine Dame nicht fest, wenn sie sie nicht wohlfühlt. Die Frage ist, warum Sie sie nicht zurückgehalten haben. Es tut mir Leid, aber ich muss einmal ehrlich sein:

Wenn sich Luna gerne hier aufgehalten hätte, wäre sie wohl kaum gegangen. Auch, wenn allen klar war, dass sie es hier nicht einfach hätte: Sie wäre bestimmt geblieben... wenn sie jemanden gehabt hätte, der sich für das Mädchen einsetzt." Dann drehte er sich um und ging.

Mich ließ er in einer Art Schockzustand zurück. Er hatte Recht. Wieso hatte ich mich nicht mehr um Luna gekümmert? Warum war ich so ein verdammter Idiot gewesen, ind hatte sie gehen lassen?! Es half nichts. Es war zu spät. Luna war weg. Sie war geflohen. Vor mir...

Luna:

"Luna?! Was machst du denn hier?! Solltest du nicht in Mexico sein?" Ambar stand in der Tür und sah mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Überraschung an. Ich stand vor der Haustür der Villa Benson. "Ich brauche deine Hilfe." platzte es gleich aus mir raus. Dabei sah ich sie bittend an. Immernoch verwirrt trat sie einen Schritt zur Seite. "Komm erstmal rein..."

Wortlos tat ich was sie sagte. Die Eingangsahalle war groß und schön. Eindrucksvoll, aber nicht protzig. Allerdings nahm ich das gar nicht so recht war. Ich konzentrierte mich mehr auf Ambar, die mich die ganze Zeit beobachtete, wie ich meine Jacke auszog und meinen Koffer abstellte.

Ihr Blick verriet Hilflosigkeit und Verwirrung. Als ich fertig war nahm sie zögernd meinen Arm und führte mich in das Wohnzimmer der Villa. "Komm, setz dich." meinte sie behutsam und deutete auf eine Couch. Sie setzte sich neben mich und sah mich erwartend an. "Also, was ist passiert?"

Ihre Stimme war nicht so auffordernd wie die eines Vaters, der eine Erklärung von seinem Kind hören wollte. Sie klang mehr wie eine besorgte Freundin. Auch, wenn wir uns noch vor einem halben Jahr nicht so gut verstanden, war sie die einzige, an die ich mich jetzt wenden konnte. Und, auch wenn es seltsam klang: Ich hatte das Gefühl als könnte ich ihr vertrauen.

Also atmete ich einmal tief durch, bevor ich anfing zu erzählen. Ich erzählte ihr alles, was passiert ist. Sie unterbrach mich nicht, sondern saß die ganze Zeit still neben mir und hörte aufmerksam zu. Ab und zu nahm sie meine Hand um mich zu trösten. Als ich dann zu... Matteos und meinem Streit kam, liefen sogar ein paar Tränen über meine Wange.

Es tat weh, sich wieder all diese Erinnerungen in den Kopf zu rufen. Andererseits tat es mir auch gut, endlich mit jemandem darüber reden zu können, mich öffnen zu können. Als ich dann zu meiner Schwangerschaft kam, stockte mein Redefluss. Ich brachte nur noch teilweise Sätze zusammen.

"Und dann... ich wollte es Matteo erzählen... aber dann hab ich seinen...seinen Vater gehört, wie er...er will kein... kein...Baby..." zwischendurch schluchzte ich sogar. Nun nahm Ambar mich sogar in den Arm. Sie schien ehrlich Mitleid mir mir zu haben.

Dann fuhr ich fort: "Ich wollte das Kind nicht abtreiben, also..." "Musstest du weg..." schlussfolgerte Ambar. Nickend gab ich ihr Recht. "Und...ich kann nicht zu Nina oder Gaston oder meinen Eltern. Dort würde man mich sofort finden. Also dachte ich..." Nun stotterte ich wieder, diesmal aber aus Verlegenheit.

Was dachte ich mir eigentlich dabei, dass ich einfach so in ein Haus spazieren konnte, mich ausheulte und dann auch noch darin wohnen könnte?! "Ich..." druckste ich weiter herum, doch Ambar ließ mich nicht ausreden. Stattdessen antwortete sie bestimmt: "Du wirst bei mir wohnen." Meine Miene hellte sich auf.

"Wirklich? Vielen Dank, Ambar!" Sie lächelte und nahm mich wieder in den Arm. "Das ist doch selbstverständlich. Du darfst so lange bleiben, wie du willst." Da fiel mir etwas ein. Meine Miene verdüsterte sich wieder.
"Aber... was mache ich denn, wenn mich jemand auf der Straße erkennt?" Das blonde Mädchen grübelte kurz. Dann schien ihr etwas einzufallen.

"Natürlich!" Eilig lief sie durch ein paar Zimmer. Ich folgte ihr verwirrt. Schließlich hielt sie an einer Truhe. "Wo hab ich denn... Es war ganz sicher hier..." mirnelte sie, während sie die Truhe durchwühlte. Zwischendurch schmiss sie ein paar Tülltücher durch die Gegend.

Dann erschien ein triumphierendes Lächeln auf ihrem Gesicht.
"Aha! Hier ist es!" Sie stand auf und zog etwas knallpinkes hinter ihrem Rücken hervor.

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Bitte entschuldigt, dass ich bei diesem Kapitel so lange gebraucht habe :/ Ich hatte in dieser Woch nicht ganz so viel Motivation...

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt