Kapitel 21

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Matteo:

"Ambar?!" Doch, ganz sicher. Vor mir stand Ambar. Sie hatte sich seit meinem Jahr in Buenos Aires nicht verändert. Die gleiche Frisur, gleiche Klamotten...nur ihr Gesicht. Da war etwas anders. Irgendwie war dieser arrogante Blick weg, den sie früher immer hatte.

Gerade sah sie mich ebenso fassungslos an wie ich sie. "Matteo? Ich, äh, meine natürlich Ramon. Was machst du denn hier?! Ich, *nervöses Kichern* dachte du wärst in Mexico. Du weißt schon, wegen dieser ganzen..." Dann senkte sie ihre Stimme. "...Prinzensache."
Ich nickte. " Nenn mich ruhig Matteo. Eigentlich ja, aber ich bin hier wegen einer Hochzeit."

Arlamiert zog sie ihre Augenbrauen hoch. "Ach, wirklich? Wer ist denn...die Glückliche?"
Einen Moment sah ich sie verwirrt an. Dann ging mir ein Licht auf. Abwehrend hob ich die Hände. "Oh nein, ich heirate nicht. Gaston, mein bester Freund, hat mich auf seine Hochzeit mit Nina eingeladen." "Ah..." Sie schien sich zu beruhigen. Was war denn mit ihr los?

Das kleine Mädchen auf Ambars Arm sah mich komisch an. Ich deutete überrascht auf die Kleine. "Wie ich sehe, hat sich bei dir ja einiges getan." Nun war sie diejenige, die irritiert aussah. Dann lachte sie. "Oh nein, das ist nicht mein Kind. Das ist die Tochter meiner...*räusper*...Cousine." Nickend erwiderte ich ihren Blick. "Aba, wer ist der Mann?" wollte das Mädchen wissen. Gerade wollte Ambar antworten, da fiel ihr etwas ein.

"Du meine Güte! Ich muss L-... ich meine ich muss kurz telefonieren." Hastig übergab sie mir das Mädchen. "Kannst du sie kurz halten?" "Ähm...klar?" Nun hielt ich das Mädchen auf dem Arm, während Ambar in ihrer Tasche nach ihrem Handy suchte. Als sie es nach kurzer Zeit fand, tippte sie eilig eine Nummer und hielt sich das Handy ans Ohr.

Dabei lief sie aus dem Park raus. Ich lief ihr etwas hilflos hinterher. "Wie heißt du?" fragte das Mädchen, und hatte nun einen neugierigen Blick aufgesetzt. Ich lächelte. "Ich heiße Matteo, und du?" Das Mädchen wollte antworten, als Ambars Stimme erklang. Anscheinend hatte jemand das Telefon abgenommen.

"Hallo? Ja, ich hab sie gefunden. ...Es ist alles in Ordnung, ihr geht es gut. ... Keine Panik, wir laufen jetzt nach Hause. ... Ja,....okay gut. Aber warte, du solltest noch wissen -" Sie unterbrach sich, und starrte auf das Handy. Kopfschüttelnd packte sie es weg. "Dickköpfiges Mädchen..." murmelte sie vor sich hin. Dann setzte sie wieder ein Lächeln auf.

"Alles in Ordnung?" fragte ich. Sie nickte. "Ich habe meiner ... Cousine Bescheid gesagt. Wir treffen sie zu Hause." Dann wollte sie die Kleine von meinem Arm nehmen. "Danke, dass du sie gehoben hast." richtete sie an mich und wandte sich dabei an das Mädchen. "Komm meine Süße. Wir gehen jetzt nach Hause zu Mama."

"Nein!" rief das Mädchen. Ich war überrascht, als sie auf einmal meinen Hals mit ihren kleinen Ärmchen umklammerte. "Matseo soll mit!" Irgendwie füllten ihre Worte und ihre Geste mein Herz mit Freude. Ambar hielt inne. "Bitte mach jetzt kein Theater und komm mit. Zuhause wartet Mama!" Doch sie weigerte sich. "Er.soll.mit!" Trotz und Dickköpfigkeit waren aus ihrer Stimme heraus zu hören. Ambar seufzte geschlagen und wandte sich an mich.

"Wärst du so nett, und würdest noch mit nach Hause kommen?" Es war seltsam, aber irgendetwas in mir wollte unbedingt noch länger bei dem Mädchen bleiben. Deshalb überlegte ich nicht lange und antwortete lächelnd: "Natürlich, gerne!"

Also lief ich mit Ambar zu ihrer Villa, das Mädchen auf meinem Arm. Unterwegs unterhielten wir uns über alte Zeiten, alte Lehrer und so weiter. "Ich muss sagen" gab ich irgendwann annerkennend zu. "Du hast dich echt verändert. Früher warst du..." "Arrogant? Selbstsüchtig? Egoistisch? Ich weiß..." Sie sah mich nicht vorwurfsvoll an, eher... als ob sie sich selbst Vorwürfe mache.

"Naja...ja." gestand ich etwas beschämt. Dann fuhr ich fort. "Aber heute bist du so... ganz anders." Sie lächelte. "Wie kommt das?" wollte ich wissen. Ambar fuhr dem Mädchen lächelnd mit der Hand über den Kopf. "Ich schätze das liegt an ihr. Sie verzaubert einen..." Da musste ich ihr recht geben. Da kicherte sie plötzlich los.

"Und ein bisschen liegt es wahrscheinlich auch an meinem Freund. Wir haben uns vor dreieinhalb Jahren auf einer Party kennengelernt. Sein Name ist Simon. Er ist wirklich unglaublich..." "Das freut mich für dich." meinte ich ehrlich. Dann waren wir auch schon an der Villa Benson angekommen.

Nach ein paar Sekunden hatte Ambar den Schlüssel in der Hand und die Tür aufgeschlossen. Sie trat als erste ein. Dabei meinte sie: "Fühl dich wie zuhause. Möchtest du einen Kaffee?" Staunend trat ich in die Eingangshalle. Man sah sofort, dass es sich um eine reichere Familie handelte, und trotzdem war alles in einem bescheidenen Stil gehalten.

"Nein danke, aber vielleicht ein Glas Wasser." Ambar nickte und verschwand in einem Nebenraum. Das Mädchen auf meinem Arm beugte sich vor. "Runter!" Vorsichtig kniete ich mich hin und setzte sie auf dem Boden ab. Dann nahm sie meine Hand und zog mich in einen angrenzenden Raum, der keine Wände als Abgrenzung besaß. Wenn man in der Eingangshalke stand, konnte man ihn dennoch nicht gleich sehen, da er um die Ecke lag.

Hier standen ein paar Sofas, ein Tisch und eine Kommode. In der Ecke war eine Truhe. Davor lagen ein paar Puppen herum. Eine davon hob das Mädchen auf und drückte sie mir in die Hand. "Spielen!" Lächelnd setzte ich mich neben das Mädchen. "Und was?" "Prinz und Prinzessin!" befahl sie in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Das brachte mich zum Grinsen.

"Na schön..." Sie gab mir eine Prinzenpuppe. Dann fing sie an zu spielen. Wenn der Prinz etwas sagen musste, dann diktierte sie mir vorher genau die Sätze. Es war süß, wie sie sich im Kopf ihre eigene Geschichte ausdachte, und nicht eher zufrieden war, bis es genauso passierte wie sie wollte. "Ich mag dich mitnehmen, Prinzessin. Du bist hübsch!" diktierte sie mir gerade.

Mit einem unterdrückten Grinsen ließ ich die Prinzenpuppe vor der Prinzessinnenpuppe niederknien und zitierte: "Ich mag dich mitnehmen, Prinzessin. Du bist hübsch!" Die Kleine kicherte, und bewegte ihre Puppe, als ob sie sprechen könne. "Ich weiß. Ich mag dich heiraten!" Dann nahm sie mir die Puppe aus der Hand und verschränkte die Arme so, dass sich beide Puppen umarmten.

Einen Moment starrte ich traurig auf die Puppen. "Nicht jeder Prinz bekommt seine Prinzessin..." murmelte ich dabei. Empört sah mich das Mädchen an. "Doch! Das ist immer so!" Traurig lächelte ich sie an. "Ja..." Ich wollte ihr nicht ihre Vorstellungen nehmen.
Da fiel plötzlich die Haustür ins Schloss. Jemand war in das Haus gekommen.

Da hörte ich eine Stimme. "Ambar? Bist du da?" Als das Mädchen die Stimme hörte, erschien ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht. Ihre Augen begannen zu strahlen, sie sprang auf und rannte Richtung Tür. "Mama!"
"Schatz!" hörte ich die Stimme erleichtert rufen. Dann ein Geräusch, vermutlich umarmten sich beide. "Ich hatte solche Angst um dich..."

"Keine Angst. Der Mann hat auf mich aufgepasst." hörte ich die zarte Stimme des Mädchens. "Der Mann?" "Matseo!" Ich stand auf und ging ein paar Schritte Richtung Tür. Auch von dort hörte ich Schritte, die in meine Richtung kamen. Dann trat eine Frau zum Vorschein. Sie hatte knallpinke, schulterlange Haare und trug eine schwarze Brille. Ihre Kleidung war bunt und ausgeflippt.

Sie konnte nicht älter als ich sein. Für eine Mutter war sie viel zu jung. Ihr Gesicht war sehr hübsch, allerdings irritierte mich ihr Ausdruck. Sie sah mich an, als wäre ich ein Alien. Vor Schreck fiel ihr die Tasche aus der Hand. Der Knall beim Aufprall ließ das Mädchen zusammenfahren. Erschrocken rief sie: "Mama!" Doch sie reagierte nicht. Sie stand wie angewurzelt da und starrte mich an. "DU?!"

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Einige von euch haben mich nach einer Lesenacht gefragt. Wenn ihr Lust hättet, könnte ich vielleicht am 24.12. eine Art "Lesetag" veranstalten, um euch die Zeit zu verkürzen ;)

Natürlich nur, wenn ihr Lust hättet. Allerdings kämen dann vermutlich nur drei Kapitel an einem Tag online, und nicht wie bei anderen fünf oder mehr....

Das liegt einfach daran, dass ich mir mit den Kapiteln immer sehr viel Mühe gebe, und deshalb sehr viel Zeit investiere. Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel❤️🙈

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt