Kapitel 31

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Luna:

Als ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, atmete ich erleichtert auf. Kurz blieb ich noch so stehen, bis ich hörte wie sich Schritte von meinem Zimmer entfernten. Mit einem lauten Seufzer viel die Anspannung von mir. Dann wickelte ich meine Haare aus dem Handtuchturban aus.

Ein Glück, dass ich gerade aus der Dusche kam! Wenn er mich ohne Perücke gesehen hätte...Die Perücke! Entsetzt sah ich zu meinem Schreibtisch. Dort lagen die pinken Haare. Stumm schlug ich mit der Hand gegen meine Stirn. Wieso hatte ich sie dort auch so offen liegen lassen?! Nun wusste er, dass Rose eine Perücke trug. Bald schon würde er die Wahrheit erkennen....

Eine Weile betrachtete ich mich gedankenverloren im Spiegel an meinem Schminktisch. Ein paar nasse, dunkle Strähnen fielen in mein Gesicht. Meine grünen Augen blickten mir matt entgegen, und meine trockene, blasse Haut spannte sich. Leichte Augenringe waren zu erkennen. Meine Lippe war leicht eingerissen, da ich vergessen hatte, einen Pflegestift zu nehmen.

Mein Gesichtsausdruck machte meinen Anblick nicht besser. Was würde Matteo sagen, wenn er es wirklich herausfände? Wäre er wütend? Könnte er mir jemals verzeihen?...Würde er mich überhaupt so wollen? Dieser Gedanke ließ mich erschauern. Schnell stand ich auf und machte mich fertig.
Dabei machte ich laute Musik an, um meine Gedanken zu verdrängen.

Matteo:

Ich saß auf einem Sofa im Wohnzimmer und wartete auf die anderen. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu der Situation eben. Gleichzeitig lief mir so viel durch den Kopf, dass ich mich nicht recht konzentrieren konnte. Da kam Ambar aus einem Nebenzimmer. "So, ich wär fertig. Sol habe ich auch schon angezogen und... Wo ist den Lu- Rose?"

Meine Wangen färbten sich leicht rosa. "Sie zieht sich noch an..." Ein dreckiges Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, als sie sich zu mir setzte und mir einen Schubs gab. "So ist das also! Du bist ja ein richtiger Casanova!" Abwehrend hob ich die Hände. "Nein, nein! Du verstehst das völlig falsch, ich-"

Sie lachte. "Schon klar, ich mach nur Spaß!" Jetzt musste auch ich lachen. Als wir uns beruhigt hatten, fragte ich interessiert: "Sag mal, wieso macht Rose ihren Schulabschluss eigentlich erst jetzt? Ich dachte, sie sei so alt wie du?"

Nachdenklich nickte sie. "Das stimmt, sie ist schon 20. Aber... als sie schwanger wurde, musste sie die Schule abbrechen um für Sol da zu sein. Also hat sie ihr letztes Jahr jetzt noch gemacht." Nun sah ich ebenfalls nachdenklich aus. "Und...kommt ihre Familie nicht mit?" Sie zögerte.

"Das ist eine komplizierte Geschichte..." Ich konnte spüren, dass sie mir etwas verheimlichte. "Und...der Vater von Sol?" Ehe Ambar mir antworten konnte, sprang sie plötzlich auf und zeigte zur Treppe.

"Da!" Rose stand auf dem Treppenabsatz. Sie trug ein buntes, ärmelloses Kleid, das ihr bis zu den Knien ging. Ihr Gesicht verzog sie zu einem nervösen Lächeln. "Ist das gut so?"
Ich konnte nicht antworten. Ihr Anblick nahm mich zu sehr ein. Ihre pinken Haare trug sie offen, und hinter der Brille blitzten ihre Augen warm hervor.

Augenblicklich fragte ich mich wieder, wozu sie die Perücke trug. War sie mit ihren echten Haaren wohl genauso schön? "Du siehst toll aus!" antwortete Ambar begeistert. "Ja..." brachte ich nur raus. Dann trat plötzlich ein kleiner Kopf hinter Rose's Beinen hervor.

Sol strahlte mich an und winkte. "Hallo Matzeo!" Automatisch begann ich zu lächeln und winkte ihr zurück. "Hey, kleine Prinzessin!" Ganz kurz hatte ich das Gefühl, Rose würde sich bei meinen Worten verkrampfen. Doch da war der Moment schon wieder vorbei. Ambar ergriff das Wort:"Genug getrödelt, wir haben es eilig! Hopp hopp!"

Mit diesen Worten scheuchte sie uns alle aus der Tür zum Auto. Die nächste Stunde verging wie im Flug. Wir kamen am BSC an und wurden auf den Schulhof geführt. Dort waren viele Reihen an Stühlen aufgestellt, auf denen wir Platz nahmen. Davor war eine Bühne und ein Pult aufgebaut. Die anderen Absolventen und Gäste hatten bereits Platz genommen.

Wir waren die Letzten, die eintrafen, also begann die Feier nur ein paar Minuten nach unserer Ankunft.
Der Direktor kam auf die Bühne und verfasste ein paar Worte an die Anwesenden. Dann rief er einzeln die Namen der Absolventen auf, welche vorkamen, ihr Zeugnis entgegennahmen und dem Direktor die Hand schüttelten. Dazwischen wurde immer wieder geklatscht.

Dann, irgendwann, ertönte die Stimme des Direktors: "Rose Va-...Benson!" Automatisch sah ich zu Rose, die neben mir saß. Sie schien wie in Trance, als könne sie gar nicht realisieren was gerade passierte. Also stupste ich sie freundschaftlich an. "Na los, geh schon. Das ist dein Moment!" Kurz sah sie mich unsicher an. Dann lächelte sie und stand auf, um auf die Bühne zu laufen. Sol streckte währenddessen die Arme nach mir aus. Lächelnd nahm ich sie auf den Arm, damit sie auch etwas sehen konnte.

Inzwischen war Rose auf der Bühne angekommen, wo sie mit einem Strahlen das Papier entgegen nahm, welches man ihr hinhielt. Das Publikum klatschte, und auch wir, Ambar, Sol und ich, jubelten ihr zu. Rose's Blick wanderte strahlend über die Menge...und blieb an mir hängen. In diesem Moment konnte ich nur Freude in ihrem Gesicht sehen. Ich konnte spüren, dass sie in diesem Moment mehr als glücklich war.

Aber da war noch etwas anderes in ihrem Blick. Es war, als würde sie mich das erste mal offen ansehen. Ohne etwas verbergen zu wollen. Ich konnte nicht anders, als ihren Blick zu erwidern. Es war, als würden wir in dem Moment genau dasselbe fühlen. Als sprächen wir eine Sprache ohne Worte. In diesem Moment gab es keine Regierungsprobleme, keine Sorgen oder anderen Menschen. Es gab nur uns. Zwei Jugendliche, die einen Schulabschluss feierten.

Dieser eine Moment...war perfekt.

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt