Kapitel 4

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Luna:

Ein Angestellter rannte auf uns zu. Vermutlich war es eine Wache, bzw. ein Secourityman. Sofort stand Matteo auf und hatte wieder seine ausdruckslose Miene aufgesetzt. Ehe er sich dem Mann zuwandte, gab er mir seine Hand und half mir ebenfalls aufzustehen.

"Was ist los?" wollte er wissen. Die Wache antwortete, ohne mich zu beachten: "Ein paar Presseleute sind in den Garten eingedrungen und suchen nach ihnen. Was sollen wir mit ihnen machen?" Matteo verzog keine Miene, doch ich wusste, dass er innerlich  aufstöhnte. Die Paparazzi verfolgten jeden seiner Schritte, und auch mich ließen sie nie in Ruhe.

"Zeigt ihnen den Ausgang." befahl er dann. Der Mann verbeugte sich, um sich anschließend an die Arbeit zu machen. Mit einem erschöpften Lächeln bot mein Freund mir den Arm. "Lass uns lieber zurück gehen, nachher sucht man uns noch." Schweren Herzens nickte ich und nahm seine Hand. Gemeinsam spazierten wir den Weg zurück. Wir mussten etwas langsamer gehen, da mein Fuß immernoch wehtat.

Auf halbem Weg, wir waren schon fast wieder am Palast angekommen, traten aus den Büschen auf einmal vier oder fünf Männer mit Kamera, die ein Blitzlichtgewitter auf uns losließen. Dann gingen die Rufe los. "Luna! Luna hier!" "Eure Hoheit! Eine Frage!" "Was sagen Sie zu den Gerüchten über ihre Beziehung zu dem Mädchen?" "Stimmt es, dass ihre Freundin sich nicht in das königliche Leben integriert?" "Luna: Wie lange denken Sie, hält ihre Beziehung?"

Diese Schreie und das Blitzlicht machten mir Angst. Wie ein kleines Mädchen versteckte ich mich hinter den Rücken von Matteo, der sich schützend vor mich stellte. "Meine Herren, ich denke es ist Zeit für Sie zu gehen." sagte er mit bestimmter, nicht ganz freundlicher Stimme. Die Männer ignorierten seine Aufforderung und konzentrierten sich darauf, mein leidendes Gesicht einzufangen.

"Meine Herren! Entweder Sie verlassen nun unverzüglich meinen Garten, oder ich muss meine Wachleute rufen!" kam es nun tönend von meinem Freund. Das schüchterte die Presseleute ein, sodass sie sich widerwillig verzogen. Als wir wieder alleine waren, drehte sich Matteo besorgt zu mir um.

"Alles in Ordnung bei dir?" Stumm nickte ich, vergrub mein Gesicht aber immernoch schützend in seiner Schulter. Irgendwie gab mir das ein tröstliches Gefühl. Eine Weile lang hielt mich Matteo einfach still im Arm, dann fragte ich mit leiser Stimme: "Was haben die mit den Gerüchten gemeint?" Ich löste mich aus seinen Armen und sah ihn unsicher an.

Der Prinz winkte ab. "Du weißt doch, dass es über jeden irgendwelche dummen Gerüchte gibt. Kümmere dich nicht darum, es ist nur dummes Gerede..." "Aber... wenn sie recht haben? Wenn ich mich in dieses Leben einfach nicht integrieren kann?" Liebevoll sah er mich an. "Das wirst du. Ich weiß es. Du bist ein wunderbares Mädchen, mit unglaublichen Talenten! Du darfst dich nur nicht unterkriegen lassen!"

Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, und ich nickte tapfer. "Ich denke, ich sollte wieder zu meinem Vater..." sagte Matteo dann. Meine Laune sank immer weiter, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Also nickte ich wieder und meinte: "Und ich sollte Nina anrufen..." Zum Abschied gab er mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich umdrehte und ging.

Mit einem tiefen Seufzer wandte auch ich mich ab und lief zurück in mein Zimmer. Dort angekommen, erwartete Amanda mich bereits. "Guten Tag, Fräulein Luna." empfing sie mich mit einem herzlichen Lächeln. "Kann ich ihnen etwas gutes tun?" Mit einem Lächeln bat ich: "Würden sie mir bitte etwas Eis und einen leichten Verband bringen? Ich bin heute Morgen ungeschickt umgeknickt."

Ich zeigte ihr meinen Fuß. Fürsorglich half sie mir, mich aufs Bett zu setzten und machte sich sofort auf den Weg. Währenddessen kramte ich mein Tablet raus und startete einen Videoanruf mit Nina. Nach ein paar Sekunden erschien das Gesicht meiner besten Freundin auf dem Bildschirm.

"Hey Luna!" begrüßte sie mich fröhlich. Müde meinte ich: "Hey..." Besorgt sah sie mich an. "Was ist denn los?" Hilflos zuckte ich mit den Schultern. "Ach, ich weiß auch nicht. Weißt du, heute morgen..." Ich erzählte ihr alles, was heute passiert ist. Als ich geendet hatte, hatte sie ihr nachdenkliches Gesicht aufgesetzt.

"Und... was ist denn jetzt so schlimm? Ich meine, es ist doch echt total süß von Matteo, dass er sich so viel Zeit für dich nimmt!" "Das ist es ja, er tut es eben nicht! Und wenn wir mal Zeit füreinander haben, gibt es keine Privatsphäre. Ich verstehe es ja, immerhin ist er der Prinz, aber...

Ach Nina, machmal wünschte ich, wir könnten einfach verschwinden. Irgendwohin. Auf eine einsame Insel, auf der es niemanden interessiert ob ich auf hohen Schuhen laufen kann oder nicht. Wo wir einfach wir selbst sein können..." Sehnsüchtig sah ich aus dem Fenster. Normalerweise verdrängte ich diese Gedanken immer, aber es tat gut sie einmal auszusprechen.

Verständnisvoll nickte meine beste Freundin. "Ich weiß, es ist bestimmt nicht leicht für euch zwei. Aber es ist nunmal so. Und Luna, du hättest dich ganz bestimmt nicht in einen Prinzen verliebt, wenn du mit den Konsequenzen nicht fertig werden würdest. Du bist doch Luna Valente! Ein Wirbelwind, der jeder Herausforderung gewachsen ist!"

Ihre Worte zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht. "Danke Nina. Ich wünschte du wärst hier und könntest mich jetzt umarmen." Sie zwinkerte. "Das kann ja Matteo übernehmen." Augenrollend lachte ich. "Du bist unmöglich!" Da klopfte es. "Herein!" rief ich. Amanda steckte den Kopf durch die Tür.

Dann kam sie mit einem Packen Eis und einem Verband in der Hand ins Zimmer. "Ah Amanda, vielen Dank. Sehen Sie doch mal, wer dran ist!" meinte ich lächelnd und deutete auf das Tablet. Nina winkte uns zu. Die Beiden hatten sich schon kennengelernt, und manchmal, wenn Amanda gerade nichts zu tun hatte, konnte ich sie überreden sich zu mir zu setzen und mit uns zu quatschen.

Wenn wir nur zu dritt waren, taute sie sogar
ein bisschen auf und erzählte uns den neusten Tratsch aus dem Palast. Die Gespräche waren immer eine willkommene Abwechslung. Erfreut winkte meine "Zofe" zurück. "Hallo Fräulein Nina, wie geht es ihnen?"

Wie jedes Mal kicherte Nina auch jetzt über ihre Förmlichkeit. "Sehr gut, Danke. Und Ihnen? Kommandiert Luna Sie zu sehr rum?" Ich warf meinem Tablet einen gespielt bösen Blick zu. Amanda lachte. "Im Gegenteil: Manchmal muss ich die Dame sogar dazu auffordern, mir Befehle zu erteilen!"

Empört schüttelte ich den Kopf. "Aber Amanda: Sie sind doch keine Dienstmagd! Sie haben genauso ein Recht, so nett von mir behandelt zu werden, wie ich von ihnen!" Nina lächelte uns an. "So kenne ich meine Luna. Oh, ich muss auflegen. Gleich hab ich ein Treffen mit Gaston. Hab dich lieb, Luna!" Damit schickte sie mir einen Luftkuss, bevor sie auflegte.

Ich grinste. Wenn es um Gaston ging, konnte sie nichts halten. Die beiden waren wirklich ein süßes Paar... "Ein sehr nettes Mädchen!" bemerkte Amanda und verließ mit einem Lächeln das Zimmer. Mit einem nachdenklichen Lächeln starrte ich auf den schwarzen Bildschirm. "Ja. Das ist sie..."

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt