Kapitel 34

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Luna:

Diese Frage überforderte mich kurz. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mein Mund allerdrings war mal wieder schneller als mein Gehirn. „Klar, gerne!" Ehe ich mich versah, hatten wir die Skates ausgezogen und schlenderten aus dem Roller.

Draußen spazierten wir durch den nahegelegenen Park. Matteo meinte, er wolle mehr über mich erfahren. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass immer einer dem anderen eine Frage stellen darf. „Also" begann Matteo.
„Was ist deine Lieblingseissorte?"

„Bunt!" kam es von mir wie aus der Pistole geschossen. Er lachte. Ich musste mitlachen. „Okay, jetzt du!" forderte er auf. Kurz überlegte ich. „Was ist das beste daran, ein Prinz zu sein?" So wie ich davor, kam auch Matteos Antwort ohne zu zögern: „Das Essen!" Wir beide lachten. Es war so schön, mit Matteo so unkompliziert reden zu können. Wenn es doch nur für immer so sein könnte...

„Nein, im Ernst!" grinste ich. Das konnte ja wohl nicht wirklich seine wahre Antwort sein...oder? Schulterzuckend bestätigte er:
„Aber das ist mein Ernst!" Ungläubig sah ich ihn an. „Ist das...nicht irgendwie traurig für dich? Gibt es nicht irgendetwas in deinem Leben, dass die nich mehr Freude macht?" wollte ich ehrlich besorgt wissen.

Sein Lächeln verschwand, und seine Augen bekamen einen traurigen Glanz. „Da gab es mal jemanden..." begann er. Dann schien er jedoch seine Gedanken abzuwimmeln und setzte ein gespieltes Lächeln auf. „Aber das ist schon Jahre her..." In seiner Stimme schwang Bedauern mit. Auch, wenn ich mir dabei wie eine Verräterin vorkam: Inständig hoffte ich, er dachte an mich. Also an mich als Luna.

Mitfühlend legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. „Wenn du reden willst..." Er schüttelte den Kopf und lächelte. „Alles gut, lass uns lieber weitermachen. Schließlich war ich jetzt dran, stimmt's?" Lächelnd nickte ich.
Gespielt grübelnd und mit einem Grinsen sah er mich an. „Mal sehen, was will ich denn so von dir wissen..."

Augenverdrehend lächelte ich ebenfalls abwartend. Dann schien ihm etwas einzufallen. Wir blieben stehen. Mit völligem Ernst in der Stimme fragte er: „Wieso trägst du eine Perücke?" Ich wäre fast zusammengezuckt bei der Frage. Schnell suchte ich eine Ausrede. „Weil ich...äh...meine Haare nicht mag." Verwirrt sah er mich an. „Ich bin sicher, deine Haare sind wunderschön! Zieh sie doch mal ab!" forderte er auf.

Entsetzt fasste ich mir an den Kopf, um die Perücke auch ganz sicher dort platziert zu lassen. „Nein! Das geht nicht, weil...ähm... Ich habe...Haarausfall!" Matteo sah mich skeptisch an. „Du lügst." stellte er fest. „Ich, nein,äh..." versuchte ich mich hastig rauszureden, bis er beschwichtigend die Hände hob.

„Schon gut, du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst..." Ergeben senkte ich den Kopf. „Es tut mir Leid, ich will dich nicht belügen. Es ist nur... Ich will nicht darüber reden." verriet ich ihm wahrheitsgemäß. Aufmunternd lächelte er mich an. „Schon gut. Dann frag du mich eben etwas!" Eine Frage schoss mir sofort durch das Gehirn. Unsicher, ob ich sie stellen sollte, biss ich mir auf die Lippe.

„Egal was?" Er lachte, offensichtlich überrascht über diese Frage. „Sollte mir das jetzt Angst machen?" Ich musste lächeln. „Nein." „Dann egal was, ja." bestätigte er. Dabei setzten wir uns auf eine nahegelegene Bank. Mit klopfendem Herzen sah ich ihn an. „Wie war das damals mit deiner Freundin?"

Eine Weile war es still. Nur Vogelgezwitscher drang von weit entfernt an mein Ohr. Matteo sah mich nicht an. Er sah mehr...an mir vorbei. Als wäre er tief in Gedanken versunken. Eine Hälfte in mir bereute es, diese Frage gestellt zu haben. Aber ich musste es einfach wissen. Ich musste wissen, ob es ihm damals genauso furchtbar ging wie mir, und ob ich ihm wichtig war.

Matteo:

Eine Weile schwieg ich. Eigentlich wollte ich nicht darüber reden, aber... irgendwie vertraute ich Rose. Ich hatte das Gefühl, dass sie aufrichtig war und ihr alles ohne Bedenken anvertrauen konnte. Also holte ich tief Luft. Immernoch ohne sie anzusehen fragte ich nach: „Du meinst die Sache mit Luna?" Sie nickte kaum merklich.

Ihren Namen auszusprechen tat weh. Als würde ich alte Wunden aufreißen. Andererseits wurde es höchste Zeit, dass ich mich jemandem anvertraute. „Was ist damals passiert?" fragte Rose vorsichtig. Es schien, als ginge auch ihr dieses Thema sehr nahe. Aber wieso?

Seufzend starrte ich auf den Boden. „Das ist eine lange Geschichte... Vielleicht hast du damals ja was von dem Ganzen Trubel mitbekommen? Luna wurde von der Presse wo es nur ging gedemütigt. Sie... hat sich sehr bemüht, in meine Welt zu passen, aber es war sehr schwer. Der ganze Rummel um ihr Leben war so neu für sie.

Es ist selbstverständlich, dass man da am Anfang ein paar Fehler macht. Aber...Luna hatte eine große Pechsträhne. Und ich...ich war ihr keine wirkliche Hilfe." Reuevoll fuhr ich mir durch die Haare. „Warum nicht?" wollte Rose wissen. Etwas in ihrer Stimme klang verlangend, als warte sie sehnsüchtig auf meine Antwort.

„Weil ich damals..." kurz stoppte ich und schloss die Augen. „...ein Idiot war. Ich hab mehr auf mich geachtet und wie ich dastehe, als zu merken, wie schlecht es Luna ging. Naja, und dann hatten wir einen riesigen Streit. Und dann..." Ich biss mir auf die Lippe. „Dann ist sie ein paar Tage später verschwunden."

„Hast du sie nicht gesucht?" Eine Art verzweifelte Hoffnung lag in ihrer Stimme. „Doch..." murmelte ich. „Aber..."Seufzend sah ich sie an. „Ich hab sie nie gefunden." „Also liebst du sie immernoch?" „Wieso willst du das alles wissen?" fragte ich verwirrt. Wieder herrschte für einen Moment Stille.

„Ich...weiß es nicht." Rose biss sich auf die Unterlippe und sah zu Boden. „Tut mir Leid, dass ich so viel wissen wollte. Ich bin einfach nur...neugierig." Etwas verbarg sie vor mir, aber was? „Schon gut." meinte ich lächelnd. Dann saßen wir wieder einfach ein paar Minuten da, ohne etwas zu tun oder zu sagen.

Wie beide mussten meine Worte erst einmal verarbeiten. Dann schob ich meine traurigen Gedanken beiseite. Es hatte mir irgendwie gut getan, dass mir jemand zuhörte. Aber nun wollte ich an etwas anderes denken. Also setzte ich ein Lächeln auf und zwinkerte Rose.

„So, ich hab dir deine Frage beantwortet, jetzt musst du mir eine beantworten." Fragend hob sie eine Augenbraue und richtete sich auf. Neugierig erwiderte sie: „Schieß los!"

„Was ist mit Sols Vater?"

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt